Schulbeginn: Primaner zurück auf der Schulbank
Schulbeginn: Primaner zurück auf der Schulbank
Montagvormittag kurz nach 7.30 Uhr. Vor dem Escher Lycée Hubert Clément (LHCE) herrscht viel Betrieb. Der Anblick ist etwas ungewöhnlich, auf dem Schulhof stehen zahlreiche geparkte Autos. Aus ihnen steigen Schüler mit Mundschutzmasken aus, einige tragen sogar Silikonhandschuhe.
Die Stimmung ist etwas bedrückt, gleichzeitig aber erkennt man in den Augen vieler Abschlussschüler einen Hauch von Freude. Es ist nämlich der erste Schultag nach fast sieben Wochen Zwangspause, an dem die 1ère-Schüler ihre Klassenkameraden wiedersehen. Seit diesem Montag drücken landesweit wieder alle Primaner – auch, wenn nur während einer Woche – die Schulbank. Die restlichen Sekundarschüler kehren am 11. Mai zurück in den Unterricht, die Grundschüler am 25. Mai. Wie das Bildungsministerium am Montagnachmittag mitteilte, seien am Montag über 96 Prozent aller Schüler in Abschlussklassen wieder zum Unterricht angetreten. Die Abwesenheitsrate bewege sich demnach im normalen Bereich.
Zwischen Angst und Vorfreude
Einige Primaner bleiben zunächst auf dem Hof stehen, plaudern, zünden sich eine Zigarette an. Andere begeben sich gleich zum Haupteingang. „Oh haaaaaallooo duuuu“, ruft eine junge Frau euphorisch einer Mitschülerin zu. Letztere winkt ebenfalls ganz aufgeregt zurück, schlendert aber mit circa anderthalb Metern Abstand an ihrer Freundin vorbei – eine Umarmung oder ein Küsschen gibt es nicht.
„Diese Situation ist wirklich äußert ungewohnt: Der Abstand zu den Freunden, die Masken, die strengen Sicherheitsmaßnahmen. Nichts ist so wie früher“, bedauert die 19-jährige Claire Schmit (1ère G) und fügt hinzu: „Ich muss zugeben, es gibt mir ein mulmiges Gefühl und ich bin zwiegespalten. Denn eigentlich finde ich, dass diese Unterrichtswoche einfach online hätte stattfinden können. Andererseits aber bin ich froh, wieder in der Schule zu sein. Ich habe es vermisst.“
Als heute Morgen mein Wecker klingelte, bin ich sofort aus dem Bett gesprungen.
Zoé Marques, Schülerin Lycée Hubert Clément
Dem stimmt auch ihre 18-jährige Mitschülerin Zoé Marques zu. „Als heute Morgen mein Wecker klingelte, bin ich sofort aus dem Bett gesprungen. Trotz der Angst vor einer Erkrankung war die Vorfreude groß, meine Freunde wiederzusehen. Mit der Erlaubnis des Direktors dürfen wir diese Woche denn auch ausnahmsweise auf dem Hof parken. Somit besteht wenigstens das Risiko nicht, uns im öffentlichen Verkehr mit dem Virus anzustecken“, gibt sich Zoé Marques zufrieden. Und auch die Initiative der Regierung, in der vergangenen Woche den Primanern und Lehrern in den Drive-in-Test-Stationen Vortritt zu erlassen, fände sie gut. „Wie viele meiner Mitschüler habe auch ich mich testen lassen. Unsere Gesundheit steht nämlich an erster Stelle.“
um weitere Bilder zu sehen.
Wenige Tests, viele Sicherheitsmaßnahmen
Wie Bildungsminister Claude Meisch am Montagmorgen in einem Interview gegenüber „Radio 100,7“ äußerte, haben sich in der vergangenen Woche landesweit nur circa 40 Prozent aller Première-Schüler testen lassen. Allerdings sei das Virus bei den jungen Leuten nur wenig verbreitet, so der Minister. Bei 1.000 getesteten Schülern wären insgesamt vier davon infiziert gewesen.
Da trotz der sinkenden Infiziertenzahlen die Gefahr einer Erkrankung weiterhin besteht, müssen sich die Schüler in den kommenden Tagen und Wochen an strenge Sicherheitsregeln halten. „Diese erste Woche gleicht einer Testphase, da täglich nur circa 120 Primaner durch das Schulgebäude zirkulieren. In der kommenden Woche, wenn die Hälfte aller Schüler – also rund 500 junge Menschen – mit Masken und Sicherheitsabstand durch unsere Gänge laufen werden, wird das Szenario meiner Meinung nach einem Science-Fiction-Film ähneln. Ich glaube, erst dann wird uns so richtig bewusst werden, welche Auswirkungen diese Pandemie auf das sonst so lebhafte Schulwesen hat“, meint Jean Theis, Direktor des Lycée Hubert Clément.
Wenn die Hälfte aller Schüler mit Masken und Sicherheitsabstand durch unsere Gänge laufen werden, wird das Szenario meiner Meinung nach einem Science-Fiction-Film ähneln.
Jean Theis, Direktor des Lycée Hubert Clément
Zu den Sicherheitsvorkehrungen in der Escher Sekundarschule gehört neben dem Desinfizieren der Hände am Haupteingang auch das Tragen einer Schutzmaske, sobald sich die Person im Schulgebäude befindet und bis sie einen Klassensaal betritt. „Da die Schulklassen aufgeteilt sind und in den Räumen viel weniger Schüler sitzen, ist es möglich, einen Abstand von zwei Metern einzuhalten. Demnach müssen die Schüler in unseren Klassenräumen keinen Mundschutz tragen. Viele von ihnen machen das aber freiwillig“, erklärt der beigeordnete Schuldirektor Denis Reitz.
Und auch auf den Toiletten, den Gängen und auf dem Schulhof gilt es, gewisse Regeln einzuhalten, so Denis Reitz: „Um einen Ansturm in den Pausen zu vermeiden, sollten die Schüler beispielsweise nur während des Unterrichts auf die Toilette gehen. Kommende Woche werden die dann circa 500 Schüler während der großen Pause auf beide Schulhöfe aufgeteilt. Im besten Fall sollen sie dort auch stets einen gewissen Abstand voneinander halten. In den Gängen des Schulgebäudes herrscht zudem die Regel des Sens unique. Das heißt: Treppenaufwärts geht es nur auf einer Seite des Gebäudes, hinunter dann auf einer anderen Seite.“
Verwirrung auf den Gängen
Dass all diese neuen Regeln bei manchen Schülern bereits am ersten Schultag für Verwirrung sorgten, weiß auch Anna Giampolo. Die 19-jährige 1ère-A-Schülerin beschreibt, wie sie sich nach diesem etwas anderen Schulbeginn fühlt: „Es ist ungewohnt und auch etwas merkwürdig, sich jetzt im Schulgebäude nur in eine Richtung zu bewegen, da wir ja gewohnt waren, dorthin gehen zu können, wo wir hinwollten. Ich denke, dass sobald die restlichen Schüler zurück sind, es noch viel komplizierter wird, den Überblick zu behalten.“
Allgemein sei die Stimmung unter den Primanern aber den Umständen entsprechend ganz okay gewesen: „Die Angst vor einer Ansteckung verfliegt natürlich nicht, nur weil strenge Hygienemaßnahmen gelten. Und auch die Konzentration im Unterricht ist nicht dieselbe. Der Druck bei den Schülern und Lehrern ist groß. Dennoch ist es toll, endlich aus den eigenen vier Wänden raus zu sein und seine Freunde zu sehen“, so die junge Frau aus Rodange.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
