Schritt für Schritt zurück ins Leben
Schritt für Schritt zurück ins Leben
(DL/nas) - Für neun syrische Familien begann vor rund einem Monat ein neues Leben. Am 5. Mai landeten sie nach Jahren der Ungewissheit, auf der Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat Syrien, auf dem Flughafen Findel. Im Centre Héliar in Weilerbach soll ihnen nun der Weg zurück in einen normalen Alltag ermöglicht werden - Schritt für Schritt.
Im Centre Héliar in der 1900-Seelen-Gemeinde Berdorf sind aktuell 149 Personen zehn verschiedener Nationalitäten untergebracht - 33 Familien, darunter 90 Kinder. Das Areal, das zwischen Echternach und Bollendorf-Pont inmitten der Natur an der Sauer liegt, umfasst neben dem Wohnbereich u. a. auch eine Grundschule, eine professionelle Küche, eine Kantine, einen Spielplatz, ein Fußballfeld und eine Waschküche. Sowohl den Eltern als auch den Kindern stehen Schlafzimmer mit Waschbecken zur Verfügung, Sanitäranlagen und Küche werden mit anderen Familien geteilt.
Am Mittwochvormittag statteten Außenminister Jean Asselborn, Familien- und Integrationsministerin Corinne Cahen und Bildungsminister Claude Meisch den Familien einen Besuch ab. Dabei erläuterten sie die einzelnen Schritte bei der Betreuung der Familien - von der Ankunft am Flughafen Findel über den Besuch der Schule bis hin zum Umzug in ein neues Zuhause außerhalb des Flüchtlingsheims.
Zurück in ein geregeltes Leben
Derweil die Kinder vor Ort unterrichtet werden, müssen die Eltern u. a. diverse administrative Termine wahrnehmen. Außerdem besuchen sie täglich einen Französisch-Kurs, um sich möglichst schnell im Großherzogtum integrieren zu können. An den Wochenenden erkundigen die Familien die Umgebung, unternehmen Spaziergänge und besichtigen zum Beispiel die Stadt Echternach mit ihrem See, wie die Familien im Gespräch mit dem "Luxemburger Wort" berichten.
Bei den neun Familien, die im Mai in Weilerbach angekommen sind, handelt es sich um 17 Erwachsene und 29 Kinder. Sie sind anerkannte Flüchtlinge und sollen das Centre Héliar noch im Sommer verlassen, um in anderen Gemeinden in Luxemburg ein neues Zuhause zu finden, erklärt Familienministerin Corinne Cahen.
Soziale, medizinische und psychologische Betreuung
Ziel ist es, dass die Kinder zur "Rentrée" im September die Grundschulen in ihren neuen Kommunen besuchen können. "Zwei Jahre auf der Flucht bedeutet auch, zwei Jahre kein Schulbesuch", gab Bildungsminister Claude Meisch zu bedenken. Aus diesem Grund werden die Kinder zurzeit in Weilerbach unterrichtet und so auf das Luxemburger Schulsystem vorbereitet. Schon einen Monat nach ihrer Ankunft beherrschen die Kinder erste Grundkenntnisse in den Sprachen Deutsch und Französisch, wie sie es den Ministern am Mittwoch stolz vorführten.
Das "Office luxembourgeois de l'acceuil et de l'intégration" (Olai) ist den Familien bei den einzelnen administrativen Hürden behilflich, kümmert sich um die soziale Betreuung und die medizinische Versorgung der Flüchtlinge. Eine Sozialarbeiterin steht ihnen täglich zur Seite. Um das Erlebte besser zu verarbeiten, können die Familien auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Bislang 442 Asylanträge im Jahr 2015
Seit 1999 wird das Centre Héliar vom Olai verwaltet. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll ab Ende 2016 renoviert werden, um seinen Anforderungen künftig besser gerecht zu werden. Sollte das Quotensystem, wie von der EU-Kommission geplant, durchgesetzt werden, müsste Luxemburg in den kommenden beiden Jahren 515 weitere Flüchtlinge aufnehmen.
Bislang haben in diesem Jahr 443 Personen einen Asylantrag gestellt. Wie Außenminister Jean Asselborn betonte, kämen die meisten Anträge nach wie vor von Menschen aus den Balkanländern. Syrien liege mit 25 Personen erst an fünfter Stelle. 2013 und 2014 wurden jeweils rund 1100 Anträge gezählt.
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