Schreiende Babys, fünf Versuche pro Finger
Schreiende Babys, fünf Versuche pro Finger
(FeMo) – In Fotofachzeitungen sind sie immer ein Thema: die Auslöseverzögerungen von neuen Kameras. Ein paar Hundertstelsekunden mehr oder weniger können da entscheidend das endgültige Testurteil beeinflussen.
Lange Verzögerungen – beim Auslösen
Keine Chance auf ein gutes Abschneiden haben jene Kameras, die vergangenen Monat in Luxemburger Rathäusern in Betrieb genommen wurden und mit denen biometrische Passfotos gemacht werden – die Auslöseverzögerungen liegen mitunter bei mehreren Sekunden.
Mit „allen zulässigen Tricks“ – das berichtet jetzt die Gewerkschaft des Gemeindepersonals – versuchten die Mitarbeiter in den Rathäusern, „schreiende Babys und Kleinkinder vor die genau angepasste Linse“ zu bekommen. Digitale Unterschriften für Kinder ab sechs Jahren oder das Abnehmen von Fingerabdrücken bei Kindern ab zwölf Jahre täten ein Übriges.
Autonom nach fünf vergeblichen Versuchen – pro Finger und pro Hand
Probleme hat man in den Bürgerbüros aber nicht nur mit langsamen Kameras, angepassten Linsen und schreienden Kindern. Schließlich ist es mit dem Anfertigen von Passfotos nicht getan. Von Antragstellern müssen neuerdings auch Fingerabdrücke genommen werden – kein einfaches Unterfangen.
Auch diese Schwierigkeiten beschreibt die Gewerkschaft des Gemeindepersonals präzise: „Bisweilen entschied nämlich das EDV-Programm, ob der Abdruck gültig ist oder nicht, was zu erheblichen Zeitverzögerungen bei der Bedienung der Kunden in den Amtstuben führte.“
Künftig soll anstelle eines Computerprogramms das Personal in den Rathäusern über die Qualität des Fingerabdrucks befinden dürfen. Aber aufgepasst: Zum kommunal-autonomen Entscheidungsfindung in Sachen Fingerabdruck kommt es erst, nachdem fünf vergebliche Versuche - pro Finger und pro Hand - einen automatisch verwertbaren digitalen Abdruck unmöglich machten.
Regionale Passzentren eine Alternative?
Angesichts der aufgetauchten Probleme, Schwierigkeiten und Verzögerungen spricht die Gewerkschaft in einem am Mittwoch veröffentlichten Communiqué von „Schildbürgerstreichen“. Wie so oft sei vergessen worden, Theorie und Praxis miteinander in Einklang zu bringen. Vereinfachungen und Verfahren sollten im Interesse der Kunden umgesetzt werden. Ob diese Kunden allerdings begeistert seien, „wenn sie wegen technischer Probleme unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen oder in langen Warteschlangen ausharren müssen“, sei fraglich.
Die Gewerkschaft hat aber auch einen Vorschlag, wie man die Misere vermeiden könnte: durch die Schaffung regionaler Pass-Zentren. „Zumindest eine Testphase“ in größeren Gemeinden zur Abklärung aller Ungereimtheiten der neuen Prozedur wäre angebracht gewesen.