Schneller zum Rettungseinsatz - auch über die Grenze
Schneller zum Rettungseinsatz - auch über die Grenze
Im Grenzgebiet an Mosel und Sauer können Rettungskräfte in Zukunft rasch und ohne bürokratische Hürden zu Notfalleinsätzen ins jeweils andere Land fahren. Ein entsprechendes Abkommen zwischen Luxemburg und Rheinland-Pfalz unterzeichneten gestern Premierminister Xavier Bettel, Innenministerin Taina Bofferding und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Einsatzzentrum Mertert.
Für die Bürger in den grenznahen Gemeinden werde das Abkommen ganz praktische Vorteile mit sich bringen, meinte Premierminister Bettel. Bei einem medizinischen Notfall wählen die Betroffenen weiterhin die Notrufnummer 112. Dann verständigen sich die Rettungsdienste auf deutscher und luxemburgischer Seite, welches Rettungszentrum schneller vor Ort sein kann. Der nächstgelegene Dienst ist dann zuständig – egal ob es eine luxemburgische oder deutsche Einheit ist.
Einsatz vor einem Jahr sorgt für Aufsehen
„Bei Katastrophen, Unglücksfällen und Krankheiten muss Hilfe über die Grenze hinweg möglich sein. Durch das Abkommen verkürzt sich für die Bürger die Zeit, bis die Rettungskräfte vor Ort eintreffen. Es enthält auch Regelungen über das geeignete Zielkrankenhaus“, erklärte Dreyer.
Dieser Punkt hatte bei einem Fall im vergangenen Jahr für viel Aufregung gesorgt: Ein älteres deutsches Ehepaar war zu Besuch in Wasserbillig, als die unter Herzproblemen leidende Frau in Ohnmacht fiel. Als die luxemburgischen Einsatzkräfte kamen, bat der Ehemann, seine Frau in ein Trierer Krankenhaus zu bringen. Die Sanitäter antworteten, dazu sei eine Genehmigung nötig und das dauere viel zu lange. Die Frau wurde stattdessen nach Luxemburg-Kirchberg ins Krankenhaus gebracht.
Solche nationalen Gesichtspunkte würden ab Anfang Dezember, wenn das Abkommen in Kraft tritt, keine Rolle mehr spielen, sagte Ministerpräsidentin Dreyer.
Komplexe Verhandlungen
Sie wies auch darauf hin, wie komplex die Verhandlungen des Abkommens gewesen seien. Die Rettungsdienste sind in Rheinland-Pfalz und Luxemburg sehr unterschiedlich organisiert. So mussten eine Vielzahl von Regelungen geändert werden, zum Beispiel über Notsignale und Fahrerlaubnisse für Krankenwagen. Auch sollen in Zukunft gemeinsame Lehrgänge und Fortbildungen für Feuerwehrleute der beiden Länder möglich sein.
Innenministerin Taina Bofferding betonte: „Es ist nicht einzusehen, dass ein Rettungsmittel nicht zum Einsatz kommen darf, weil es auf der anderen Seite der Grenze steht.“ Am Beispiel der Reform der Rettungsdienste sehe man, wie wichtig die Zusammenarbeit auch innerhalb eines Landes sei.
Unmut über Grenzschließung
Premierminister Bettel ging auf die Schließung der deutschen Grenze zu Beginn der Corona-Zeit ein. Trotz dieser Rückschläge müsse die Politik die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte ausbauen. Malu Dreyer hatte sich in Berlin dafür eingesetzt, die Grenze zu Luxemburg wieder zu öffnen. „Die Menschen in der Grenzregion konnten das besser beurteilen als im fernen Berlin. Wir wussten von Anfang an, dass die Grenzschließungen keine gute Idee waren.“
Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter und abonnieren Sie unseren Newsletter.
