Sanitäre Reserve: 700 von fast 1.500 Arbeitnehmern im Einsatz
Sanitäre Reserve: 700 von fast 1.500 Arbeitnehmern im Einsatz
„Sich auf das schlimmstmögliche Szenario vorbereiten“, so lautete Ende März die Devise der Regierung. Zu dieser Zeit war das hiesige Ausmaß der Pandemie noch keineswegs erkennbar: Täglich stieg die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierten Menschen in Luxemburg stark an – alleine am 26. März gab es hierzulande 263 Neuinfektionen.
Infolgedessen rief die Regierung landesweit Gesundheitspersonal für eine nationale, sanitäre Reserve auf. Neben Medizinstudenten und Schülern des Lycée technique pour professions de santé (LTPS) wurde auch den 20 gesetzlich anerkannten Gesundheitsberufen – wie Ärzten, Zahnärzten, Tierärzten, Krankenpflegern, Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten, Logopäden, Ernährungsberatern, Psychomotorikern, Hebammen, Orthophonisten, Sozialarbeitern und noch weiteren – die Möglichkeit geboten, während der sanitären Krise einen befristeten Arbeitsvertrag (CDD) mit dem Staat abzuschließen und somit zur sanitären Reserve des Großherzogtums zu gehören.
Verträge noch bis Ende Mai
Wie aus einer Antwort von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) auf die parlamentarische Frage der CSV-Abgeordneten Diane Adehm hervorgeht, sei die Erschaffung einer solchen Reserveliste zu diesem Zeitpunkt notwendig gewesen, um im Fall der Fälle das hiesige Santé-System auf den Beinen zu halten. Denn: Das Luxemburger Gesundheitswesen hänge zu einem Großteil von grenzüberschreitenden Fachkräften ab. Und zu diesem Zeitpunkt sei man sich nicht 100-prozentig sicher gewesen, inwiefern – mit dem Voranschreiten der Pandemie und dem Sich-Zuspitzen der sanitären Situation in den Heimatländern der Betroffenen – diese Kräfte auch weiterhin hierzulande tätig sein könnten.
Die befristeten Arbeitsverträge mit dem Staat wurden hierzulande ab dem 4. April abgeschlossen und laufen zum Teil noch bis zum 29. Mai. Am 3. Mai war der letzte Tag, an dem Interessierte einen solchen Vertrag mit dem Staat abschließen konnten. Wie Paulette Lenert in ihrer Antwort präzisiert, standen am vergangenen 5. Mai insgesamt 1 489 Menschen auf der sanitären Reserveliste.
Zwei unterschiedliche Gruppen
Weiter erklärt die Ministerin, dass die in die Reserveliste aufgenommenen Kräfte in zwei Kategorien aufgeteilt wurden: Zur ersten Kategorie gehören freiberufliche Fachkräfte (Ärzte und Co.), die während der Dauer des befristeten Vertrags mit dem Staat monatlich nicht mehr als 50 Prozent (halbzeitig) anderweit als Arbeitnehmer tätig sind. Diese medizinischen Fachkräfte erhielten beim Staat einen befristeten Arbeitsvertrag von 16 Stunden. Laut der Regierungsseite guichet.lu liegen die monatlichen Vergütungen für die genannten Fachkräfte zwischen 3 324 und 4 050 Euro (für 16 Stunden). Hinzu kommen eine Essenszulage und gegebenenfalls eine Familienzulage.
Zur zweiten Reservekategorie gehören unter anderem Medizinstudenten, die mindestens im 4. Studienjahr sind. Diese dürfen während der Krisenzeit als Krankenpfleger tätig sein. Zu ihnen gesellen sich die Schüler des LTPS, die während der Pandemie als Aides soignants dort arbeiten dürfen, wo Hilfe benötigt wird. Schließlich wurden auch medizinische Fachkräfte in die Reserveliste aufgenommen, die zurzeit entweder in Rente oder beruflich nicht tätig sind. All diese Personen erhielten vom Staat einen 20- oder 40-Stunden-Vertrag. Zu betonen ist, dass die Verträge je nach Bedarf gekündigt werden können – vor allem bei Schülern, die nun wieder zum Unterricht müssen, sei dies der Fall.
Alle in die sanitäre Reserveliste aufgenommenen Fachkräfte erhielten während ihrer befristeten Vertragszeit den Statut eines Staatsbediensteten. Derzeit seien nur rund 700 von den fast 1 500 Betroffenen auch tatsächlich im Einsatz, so Lenert. Dies unter anderem in den Krankenhäusern, Maisons de soins oder Centres de soins avancés (CSA). Laut der Ministerin belaufen sich die Gesamtkosten für die nationale Reservemaßnahme auf mehr als zehn Millionen Euro.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
