Roberto Traversini tritt als Bürgermeister zurück
Roberto Traversini tritt als Bürgermeister zurück
(na/jt/SC) - Es ist der nächste Paukenschlag in der Gemeinde Differdingen: Roberto Traversini hat am Freitagmorgen seinen Rücktritt als Bürgermeister angekündigt. Auch aus dem Gemeinderat zieht sich Traversini zurück. Seine Funktion als Chamber-Abgeordneter will er offenbar weiterhin ausüben.
Mit tränenerstickter Stimme erklärte Traversini in einer kurzen Stellungnahme, er habe seine Familie am Donnerstag und den Schöffenrat am Morgen vor der Pressekonferenz über seine Entscheidung informiert. Der Schritt sei ihm nicht leicht gefallen. Seit 2005 habe er sich mit viel Leidenschaft für die Stadt Differdingen eingesetzt. Er sei stolz darauf, was in den fünf Jahren seiner Amtszeit als Bürgermeister erreicht wurde.
Das bin ich den Bürgern schuldig.
Roberto Traversini
Traversini zählte mehrere Projekte auf, auf die er besonders stolz sei, wie die Kreativfabrik 1535°. Die Stadt Differdingen nannte er einen “Champion vum Sozialem”. Auch sei er überzeugt, dass Differdingen in Sachen Wohnungsbau Nummer eins sei.
Er habe feststellen müssen, so der Politiker von déi Gréng in seiner Stellungnahme, dass weltweit Bürger das Vertrauen in die Politik verlören. “Deshalb bin ich der Meinung, dass wir als Politiker eine Vorbildfunktion haben.” Entsprechend ziehe er jetzt die Konsequenzen, nachdem er in den vergangenen Tagen mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert worden sei. “Das bin ich den Bürgern schuldig." Er hoffe, dass sich die Lage in der Gemeinde nun beruhige.
"Ich brauche nun ein paar Tage Ruhe, für meine Familie und meine Kinder", sagte der 56-Jährige. Dann schritt er aus dem Saal, ohne Fragen zuzulassen.
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Mögliche Nachfolger schon in den Startlöchern?
Laut RTL-Informationen könnten Roberto Traversinis Nachfolger bereits feststehen. So würde der Schöffe und Präsident der Schulkommission Georges Liesch das Bürgermeisteramt der Gemeinde Differdingen übernehmen, während die junge Lehrerin Julie Werecki im Gemeinderat nachrücken würde. Sie ist aktuell Mitglied der Jugendkommission.
Arbeiten ohne Genehmigung am Gartenhäuschen
Traversinis Rücktritt erfolgte infolge der sogenannten Gartenhäuschenaffäre. Der Bürgermeister hatte Anfang 2019 ein Haus in Niederkorn geerbt. Dort ließ er Umbauarbeiten am Gartenhäuschen durchführen. Seinen Aussagen zufolge wollte er das Gebäude mit Holz einkleiden lassen.
Doch hatte er im Vorfeld keine Genehmigung beim Umweltamt angefragt. Diese war aber notwendig. Das Gartenhäuschen befindet sich am Ende des Gartens, direkt am Waldrand. Damit befindet es sich auf wenige Meter im Naturreservat Prënzebierg.
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Von Förster darauf aufmerksam gemacht, hatte Traversini eine Genehmigung erst nachträglich beantragt. Dies am 9. Juli. Er erhielt sie am 12. August.
In der Gemeinderatssitzung von Mittwoch hatte Roberto Traversini diesen Fehler eingestanden. "Ich wusste nicht, dass das Gartenhäuschen in der Natura 2000-Zone war. Ich habe mich geirrt“, sagte er.
Die CIGL-Vorwürfe
Schwerwiegender waren die Vorwürfe ihm gegenüber betreffend die des Differdinger CIGL. Roberto Traversini ist Präsident des Verwaltungsrates der Beschäftigungsinitiative.
Während einer CIGL-Ausbildung, die auf Nachfrage des CIGL auf seinem Gelände stattgefunden hatte, fragte er CIGL-Mitarbeiter nach einem losen Gelände an seinem Haus zu schauen. Wie der CIGL am Donnerstag mitteilte, haben drei Arbeiter vier Stunden lang daran gearbeitet. Eine Rechnung wurde Traversini nicht ausgestellt.
Die Hauspläne
Auch diesen Fehler hatte Traversini im Gemeinderat von Mittwoch eingeräumt. Während dieser Sitzung hatte die DP zusätzliche Vorwürfe erhoben. Traversini habe Pläne des Grundrisses von seinem geerbten Haus in Niederkorn vom städtischen Baudienst zeichnen lassen. Auch dies gestand Traversini später ein.
Abruptes Ende einer Erfolgsstory
Roberto Traversini war seit Anfang 2014 Bürgermeister von Differdingen. Damals hatte er das Erbe von Claude Meisch (DP) übernommen. Letzterer war nach den vorgezogenen Parlamentswahlen von 2013 Minister geworden. Unter anderem wegen Streitereien in der DP kam es in Differdingen zu einem Koalitionswechsel. Roberto Traversini, der zuvor Schöffe war, witterte seine Chance. Aus DP-Déi Gréng wurde Déi Gréng-LSAP-CSV.
Bei den folgenden Gemeindewahlen von 2017 wurde Traversini mehr als bestätigt. Er erhielt über 5000 Stimmen und seine Partei stieg von drei auf sieben Sitze. Sie ging eine Koalition mit der CSV ein. Nächstgewählter auf der Liste von Déi Gréng ist Georges Liesch. Dies übrigens mit 3310 Stimmen. Er könnte der nächste Bürgermeister von Differdingen werden.
