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Redingen: Junge Jobsuchende dürfen sich beweisen
Lokales 4 2 Min. 25.11.2020 Aus unserem online-Archiv

Redingen: Junge Jobsuchende dürfen sich beweisen

Während sechs Wochen durften die Jugendlichen beim Bau des innovativen „Äerdschëff“ in Redingen nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Kreativität und ihren Initiativgeist einbringen.

Redingen: Junge Jobsuchende dürfen sich beweisen

Während sechs Wochen durften die Jugendlichen beim Bau des innovativen „Äerdschëff“ in Redingen nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Kreativität und ihren Initiativgeist einbringen.
Foto: John Lamberty
Lokales 4 2 Min. 25.11.2020 Aus unserem online-Archiv

Redingen: Junge Jobsuchende dürfen sich beweisen

John LAMBERTY
John LAMBERTY
Sich beweisen zu dürfen ist für junge Arbeitssuchende elementar. In Redingen durften zwölf von ihnen nun Kraft und Köpfchen einbringen und damit auch ihr eigenes Gerüst für die Jobsuche stärken.

„Ich will nicht weiter zu Hause herumsitzen, und ich finde es interessant, wie hier gebaut wird“, sagt Joé Richartz mit Blick auf die Baustelle des sogenannten „Äerdschëff“ oberhalb des Atert-Lycée in Redingen. Gemeinsam mit elf weiteren Jugendlichen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren hat er hier in den vergangenen sechs Wochen Tag für Tag tatkräftig mit angepackt.


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Dies, um dank der Hilfe beim Bau des möglichst Ressourcen-neutralen Erdschiff-Hauses ein innovatives Projekt, aber auch seine eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten mit voranzutreiben, und so das persönliche Gerüst für die laufende Jobsuche zu stärken. Denn genau wie die übrigen Jugendlichen ist auch Joé Richartz nach seinem inzwischen erfolgreich bestandenen Abschluss als Bautechniker noch auf der Suche nach seinem Platz im Leben.

Den Spieß für einmal umgedreht

Die Chance, sich auf dem Weg dorthin auf der Baustelle in Redingen zu beweisen, verdanken die Heranwachsenden dabei allen voran der Initiative Youth&Work um Leiterin Ariane Toepfer, die sich seit vielen Jahren mit beachtlichem Erfolg um das Coaching und die individuelle Betreuung von arbeitssuchenden Jugendlichen oder Schulabbrechern bemüht.

Wobei die üblichen Spielregeln diesmal aber testweise umgedreht wurden, wie Ariane Toepfer erklärt: „Anstatt, dass die Jugendlichen als Bittsteller bei der Arbeitssuche auftreten, waren es in diesem Fall die Verantwortlichen des Äerdschëff-Projekts, die sich bei ihnen um eine befristete Mitarbeit beworben haben.“

Joé Richartz hat gerade seinen Abschluss als Bautechniker geschafft. Nun bewirbt er sich um eine Stelle bei einem Bauunternehmen.
Joé Richartz hat gerade seinen Abschluss als Bautechniker geschafft. Nun bewirbt er sich um eine Stelle bei einem Bauunternehmen.
Foto: John Lamberty

Und das zur vollsten Zufriedenheit beider Seiten, wie sich nun zum Abschluss des sechswöchigen Experiments zeigt. Immerhin zeigten sich die Jugendlichen bereit, ihre Arbeitskraft, vor allem aber auch ihre Kreativität und ihren Initiativgeist in vielfältigster Form in gleich mehrere Projektbereiche einzubringen.

Während einige am Entwurf und der Verwirklichung eines kunstvollen Eingangsbereichs mitarbeiteten, übernahmen andere die Planungsarbeit zur Einrichtung eines technischen Containers oder halfen bei den Innen- und Außendämmungsarbeiten. Wiederum andere engagierten sich unterdessen bei der Digitalisierung der Buchhaltung, bei der filmischen Dokumentation der Baustelle oder bei der Durchführung einer Umfrage nach wiederverwertbaren Materialien bei Unternehmen.


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„Nur an der Errichtung der Trockenmauer im Außenbereich hat praktisch jeder irgendwann einmal mit Hand angelegt“, lacht Annick Meiers, die Koordinatorin des vom Center for Ecological Learning Luxembourg“ (CELL) initiierten „Äerdschëff“-Projekts. Es sei dabei erstaunlich zu sehen, wie stark die Jugendlichen in dieser kurzen Zeit an Fähigkeiten, aber auch an Einstellung, Wohlbefinden und Selbstvertrauen zugelegt haben.

Magali Stranen sucht eine Anstellung als Buchhalterin. Sie hat ihre Ausbildungskenntnisse an der Baustelle denn auch vornehmlich in die Erfassung der Einnahmen und Ausgaben gesteckt.
Magali Stranen sucht eine Anstellung als Buchhalterin. Sie hat ihre Ausbildungskenntnisse an der Baustelle denn auch vornehmlich in die Erfassung der Einnahmen und Ausgaben gesteckt.
Foto: John Lamberty

„Jeden gangbaren Weg auch gehen“

„Eine der Teilnehmerinnen hat mittlerweile sogar eine Arbeitsstelle gefunden. Die anderen sind derweil alle in Bewerbungsverfahren oder haben nun doch eine klarere Orientierung gewonnen“, erzählt Ariane Toepfer. Für sie ist das von der Leader-Initiative geförderte Kooperationsprojekt in Redingen denn auch absolut wiederholungswürdig. „Es gibt Wege, die Jugendarbeitslosigkeit gezielt zu bekämpfen – und wir wollen jeden gangbaren gehen.“

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