Rana Plaza: fünf Jahre danach
Rana Plaza: fünf Jahre danach
Auf den ersten Blick eine surreale Szene: Über die Place d'Armes weht orientalische Musik, mehr als zwei Dutzend Menschen ziehen ihre Pullover aus. Zum Vorschein kommen T-Shirts mit dem Aufdruck: „Kleider machen Leute, Leute machen Kleider, auch deine“. Die Aktion ist Teil der Sensibilisierungskampagne „Rethink your clothes“, zu der Caritas und Fairtrade Lëtzebuerg aufgerufen haben.
Was wie ein Flashmob aussieht, hat einen bitteren Hintergrund, denn es wird der 1 138 Toten gedacht, die am 24. April 2015 in Bangladesh in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka, unter dem einstürzendem Gebäudekomplex Rana Plaza begraben wurden. Rana Plaza beherbergte bis dahin fünf Textilfabriken, in denen Arbeiter für einen Niedriglohn, unter menschenunwürdigen Bedingungen, Kleider für Kunden in Europa und den USA produzierten. Überlebende berichteten nach dem Einsturz des Gebäudes, von ihren Vorgesetzten zur Arbeit gezwungen worden zu sein – trotz offensichtlicher Risse am Bau und Räumung durch die Polizei.
Zum Umdenken anregen
„Wir gedenken der Toten und derer, die noch immer unter schlechten Bedingungen arbeiten. Wir wollen zeigen, dass sich das Konsumverhalten ändern muss“, sagt Jean-Louis Zeien, Präsident von Fairtrade Lëtzebuerg. Denn etwa 40 Prozent der Kleidung, die sich in den Schränken findet, wird nie oder nur selten getragen. Die Initiatoren wollen mit dieser Aktion die Öffentlichkeit zum Nachdenken anregen – in der Hoffnung auf ein Umdenken.
Dieses Umdenken hat bei einigen bereits eingesetzt: „Ich habe 2002 in Asien die negativen Aspekte der Textilindustrie mit eigenen Augen gesehen. Dort erkannte man am Wasser des Flusses, mit welcher Farbe die Kleidung in den Textilfabriken an dem Tag bearbeitet wurde“, erzählt Karel, der sich die Aktion auf der Plëss ansieht. Er hat aus seinen Erfahrungen Lehren gezogen und betreibt heute einen Laden für nachhaltige Kleidung. Er rät dazu, nur auf zertifizierte Ware zu setzen und allgemein weniger zu konsumieren.
Aktionsteilnehmerin Silvia folgt diesen Tipps bereits konsequent, um zu verhindern, dass Menschen wegen eines T-Shirts leiden müssen, das später im Laden nur fünf Euro kostet. Weitere Informationen gibt es hier.
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