Presserummel zum Gratis-ÖT: "Ein Schritt in die richtige Richtung"
Presserummel zum Gratis-ÖT: "Ein Schritt in die richtige Richtung"
In der "Süddeutschen Zeitung" vermisst man die Bescheidenheit bei den Luxemburgern. Der Gratis-ÖPNV würde gefeiert wie die Erfindung des Rads. Aber auch in Deutschland würden viele das Vorgehen der Luxemburger mit großem Interesse verfolgen.
"Die Ankündigung sorgte vor einem Jahr auch deswegen für so viel Aufsehen, weil sie so gut in unserer Zeit zu passen scheint: Auf der ganzen Welt diskutieren Eltern mit ihren schulstreikenden Kindern und Politiker mit Umweltverbänden darüber, wie der CO2-Ausstoß gesenkt werden kann. (...) Weniger Autos und mehr öffentliche Verkehrsmittel könnten also zumindest einen Teil dazu beitragen, de Ausstoß des klimaschädlichen Gases einzudämmen."
In "Der Spiegel" sieht Lena Frommeyer in ihrem Kommentar durchaus positive Ansätze im luxemburgischen Vorreitermodell und spricht von einer hervorragenden Idee:
"Städte ersticken weltweit im Individualverkehr. Ob ein kollektiv finanzierter ÖPNV die Situation auf den Straßen entspannt, ist nicht klar, aber zumindest denkbar. (...) Sagen wir mal so: Jedes Land, dass es sich leisten kann, sollte über einen kostenlosen Nahverkehr für die Bewohner der jeweiligen Region nachdenken. Luxemburg ist das reichste Land Europas. Deutschland liegt laut Eurostat-Ranking zumindest auf Platz sieben. Genug Startkapital sollte vorhanden sein. Was ist uns die Verkehrswende wert?"
"Null Euro reichen nicht aus für die Verkehrswende," meint hingegen der Deutschlandfunk. Demnach kann die Verkehrswende nicht allein mit dem kostenfreien öffentlichen Transport erreicht werden. Allerdings wird auch auf die große Herausforderung an das Schienennetz verweisen. Immerhin müsse der Bahnhof Luxemburg täglich 1.000 Züge bewältigen.
"Zum Vergleich: Der viel größere Frankfurter Hauptbahnhof bewältigt etwa 1200 An- und Abfahrten pro Tag. Also etwa genauso viel wie das kleine Luxemburg-Stadt. Das zeigt, wie groß die Herausforderungen sind."
Im belgischen "Le Soir" sieht Michel de Muelenaere das Konzept kritisch. Zwar hätte auch die Region Brüssel ein gratis Transportkonzept für Kunden unter 25 bzw. über 65 Jahre, die Kostenseite sei aber nicht zu unterschätzen. So oder würden sich die Geister an diesem Konzept scheiden:
"Für die einen ist es eine soziale Maßnahme, für die anderen eine nachhaltige Maßnahme und für die Kritiker ist es eine finanzpolitische Katastrophe.(...) Ohnehin meinen Mobilitätsexperten, dass ein attraktives Angebot im ÖPNV nicht ausreicht, sondern dass auch das Autofahren innerhalb der Städte möglichst unattraktiv gestaltet werden muss."
Im saarländischen Rundfunk (SR) meint Reporter Stephan Deppen in einem Beitrag, dass wohl kein großer Ansturm zu erwarten ist, weil Bus- und Bahnfahren in Luxemburg ohnehin nicht sehr kostspielig seien. Notwendig sei jetzt vor allem ein intensiver Ausbau des Angebotes. Hier müssten die Fehler der Vergangenheit aufgearbeitet werden und in einigen Jahren könnten dann die Früchte dieser Arbeit geerntet werden.
Im Schweizer Rundfunk (SRF) schließlich wird in einem Beitrag am Beispiel einer Pendlerin aufgezeigt, wie schwierig sich die tägliche Verkehrslage in Luxemburg gestaltet. Auch hier ist es die Bilanz, dass der öffentliche Transport lange Jahre vernachlässigt worden war und damit zu unattraktiv wurde. Das neue Modell sei ein Schritt in Richtung Verkehrswende. Die Luxemburger könnten sich das leisten, jetzt müssten nur noch die Autofahrer mitmachen.
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