Nummer 49 Boulevard Royal: "Ich habe am Ende das Handtuch geworfen"
Nummer 49 Boulevard Royal: "Ich habe am Ende das Handtuch geworfen"
Von Dominique Nauroy
Jérôme* ist einer von drei Wohnungsbesitzern der Nummer 49 am Boulevard Royal, welche den Verkauf und Abriss des Gebäudes blockierten. Er wollte sich nicht auf das Angebot der Kommune einlassen, die den Besitzern eine neue Wohnung als Kompensation angeboten hatte.
Ihm drohte zeitweilig sogar eine Schadensersatzklage durch einen früheren Miteigentümer, der sich finanziell geprellt fühlt und der verkaufsfunwilligen Besitzer auf eine Million Euro verklagen wollte. Jérôme, der selbst nicht mehr in dem Haus wohnt, weist die Schuld an dem Debakel von sich und versucht, seine Entscheidung zu rechtfertigen.
Er habe die Wohnung, in welcher er seit Anfang der 1980er Jahre gewohnt habe, 2007 gerade fertig renovieren lassen, als er erstmals vom Bauprojekt „Royal Hamilius“ Wind bekommen habe. Eine Nachbarin habe ungläubig gefragt, warum er denn noch Instandsetzungsarbeiten durchführen lasse, obwohl das Gebäude bald abgerissen werde.
Im Februar 2008 kommt die offizielle Bestätigung in Form eines Briefes der Stadtverwaltung, wenig später folgen Details während einer Miteigentümerversammlung. Jérôme bleibt trotzdem skeptisch.
Viele offene Fragen
Im November 2009 kommt das Angebot der Kommune, die neben dem Abkauf der Wohnungen den Tausch mit einer Neuwohnung anbietet. Jérôme ist mit den Geschäftsbedingungen nicht einverstanden, da viele Fragen offen blieben: Wer zahlt die Umzugskosten? Werden die Renovierungsarbeiten angerechnet?
Das Bauprojekt "Royal Hamilius" im Überblick:
Aber vor allem auf eine Frage bekam der Besitzer eigener Aussage nach keine zufriedenstellende Antwort: „Uns wurde eine vollständige Besitzübertragung der Wohnung und der Gemeinschaftsfläche angeboten, aber der Stellplatz im Parkhaus unter dem neuen Gebäude war als Erbpachtvertrag ausgelegt.“
Ein Angebot, das auch laut Anwälten juristische Risiken birgt. Im Januar 2010 nimmt der Druck zu, die Kommune drängt auf eine Entscheidung, obwohl Jérôme noch immer keine Antwort auf seine Fragen bekommen hat.
Der Deal platzt
Der Deal platz schlussendlich im Februar, weil ein weiterer Miteigentümer völlig überzogene Forderungen stellt. Nun droht eine Klage der ehemals verkaufswilligen Miteigentümer, die sich um ein gutes Geschäft betrogen fühlen.
Jérôme sieht sich dagegen selbst als Opfer: „Ich habe meine Wohnung unter Preis verkauft und wohne nun zur Miete in einem anderen Viertel. Ich habe am Ende das Handtuch geworfen und gehöre auch zu den Verlieren in dieser Geschichte“.
* Name von der Redaktion geändert.
Übersetzt aus dem Französischen von Michel Thiel, der vollständige Text ist in französischer Sprache auf www.wort.lu/fr verfügbar.
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