Novembermorde von 2016: Belastende DNS-Spuren
Novembermorde von 2016: Belastende DNS-Spuren
(str) - „Ich war dabei, ich habe es aber nicht getan. Mit dem zweiten Mord habe ich nichts zu tun“, sagte der Angeklagte Lee K. am Dienstagmorgen vor der hauptstädtischen Kriminalkammer zum Auftakt des Prozesses um zwei Morde binnen vier Tagen im November 2016 in Leudelingen und Strassen. Der Mitbeschuldigte Alden S. bestritt ebenfalls die ihm von der Anklage angelasteten Tatvorwürfe.
Denen zufolge sollen beide Männer am späten Abend des 9. November 2016 gemeinsam bei einer Autofahrt von Lamadelaine nach Leudelingen den 36-jährigen nigerianischen Drogenhändler Emeka O. erschossen und dessen Leichnam im Laangebësch zwischen Leudelingen und Schlewenhof entsorgt haben. Den Mord an der 27-jährigen rumänischen Prostituierten Florentina E. soll Lee K. laut Anklage am Abend des 13. November alleine begangen haben.
Schuss in den Hinterkopf
Zum Prozessauftakt war am Dienstag kaum etwas über die Hintergründe der Taten zu erfahren. Mit einem Rechtsmediziner, einer DNS-Expertin und einem Ballistikgutachter im Zeugenstand standen nämlich die wissenschaftlich erfassten Erkenntnisse im Mittelpunkt.
So hatte die Obduktion des ersten Opfers ergeben, dass dieses von hinten in den Kopf geschossen worden war. Der Auffassung des Gerichtsarztes zufolge muss die Verletzung „relativ schnell“ zum Tode geführt haben. Seinen Ausführungen nach war der Schuss aufgesetzt und der Schusskanal verlief von hinten links leicht nach unten zur Kopfmitte hin.
Dies ist insofern von Bedeutung, als das Opfer auf dem Beifahrersitz der Mercedes A-Klasse von Lee K. saß, als es getötet wurde. Der Todesschütze befand sich demnach auf der Rückbank. Beide Angeklagten beteuerten während der Ermittlungen jedoch, dass sie den Wagen gelenkt hätten, und der jeweils andere geschossen habe.
Projektil nur bedingt auswertbar
Die Kugel war bei diesem Mord in der Speiseröhre des Opfers stecken geblieben. Bei einem Ballistikgutachten wurden später auf dem stark verformten Projektil nur sechs Spurrillen festgestellt. Und vier davon waren so seicht, dass sie nicht verwertbar waren.
Laut Gutachter kann die Abwesenheit von Spurrillen sowohl auf die gute Verarbeitung der Walther P99 zurückzuführen sein, als auch darauf, dass die Pistole noch quasi unbenutzt war. Mit nur zwei übereinstimmenden Spurrillen gilt eine Identifizierung der Tatwaffe zwar als hoch wahrscheinlich, nicht aber als rechtssicher.
Lee K. bestätigte dann allerdings auf Nachfrage der vorsitzenden Richterin, dass die sichergestellte Walther P99 die Mordwaffe im Fall Emeka O. sei.
An der Waffe wurden neben DNS- beziehungsweise Blutspuren von Emeka O. und Lee K. auch Spuren von Florentina E. entdeckt. Nach deren Ermordung konnte das Projektil nicht mehr aufgefunden werden. Dieses war beim Durchschuss von links nach rechts wieder aus dem Kopf ausgetreten und hatte das Autofenster durchschlagen.
Zigarettenstummel am Tatort
Während am Leichnam von Florentina E. keine DNS-Anhaftungen der Angeklagten gesichert werden konnten, wurden bei Emeka O. Genspuren von Lee K. sichergestellt, die wohl übertragen wurden, als die Leiche in den Wald getragen wurde. Zudem wurde am Tatort in Leudelingen ein Zigarettenstummel mit DNS von Lee K. entdeckt.
Weitere belastende DNS brachte eine Hausdurchsuchung bei Lee K. zutage. Dort wurden gleich an mehreren Gegenständen Gen- und Blutspuren beider Todesopfer gefunden.
Am Mittwochnachmittag wird der Prozess mit der Anhörung von psychiatrischen Gutachtern fortgesetzt. Dabei dürften nicht nur deren Einschätzung der psychischen Verfassung der Angeklagten zur Sprache kommen, sondern auch deren Aussagen zu den Morden.
