Novembermorde: Ein aktiver und ein passiver Täter
Novembermorde: Ein aktiver und ein passiver Täter
(SH) - 250 Seiten umfasst der Bericht des Ermittlers der Kriminalpolizei zu den beiden Morden von November 2016. Und wie am achten Verhandlungstag aus den Aussagen des Ermittlers hervorging, sitzen Lee K. und Alden S. nicht ohne Grund auf der Anklagebank.
Wie bereits in den Tagen zuvor ließ er erneut durchblicken, dass der Mord an der rumänischen Prostituierten Florentina E. wohl auf das Konto von Lee K. geht. Dieser hatte zwar versucht, die Schuld auf Alden S. zu schieben, dem er – so die Aussage von Lee K. – seinen Wagen an diesem Abend geliehen hätte. Alden S. ist für diesen Mord allerdings nicht angeklagt. Die Daten seines Mobiltelefons würden eine Verwicklung von Alden S. in dieses Verbrechen unmöglich machen, denn dieses war zum Tatzeitpunkt nicht in der Nähe des Tatortes eingeloggt, so der Ermittler.
Allerdings könne Alden S. ihn nicht davon überzeugen, vom ersten Mord überrascht worden zu sein. Denn für den 9. November 2016, jenen Tag, an dem Emeka O. sterben musste, konnten nicht nur 17 Telefonkontakte zwischen Alden S. und Lee K. nachgewiesen werden. Alden S. soll auch gewusst haben, dass sich Waffen und Munition im Wagen von Lee K. befanden. „Jemand muss die Waffe vorbereitet haben“, so der Ermittler. Er geht davon aus, dass die Walther P 99 geladen und mit einem Schalldämpfer versehen wurde, bevor Emeka O. in den Wagen stieg. Denn die Vorbereitung nimmt nicht nur Zeit in Anspruch, sie ist auch mit Geräuschen verbunden, die jeden Drogendealer zur Flucht veranlassen würden.
Ein Knall ohne Reaktion
Eben von diesen Vorbereitungen soll Alden S. gewusst haben. „Er hätte jeden Moment Stopp sagen und aussteigen können“, erklärte der Ermittler und betonte: „Lee K. kam wahrscheinlich die aktive und Alden S. die passive Rolle zu. Doch Alden S. kann nicht behaupten, dass er von nichts wusste.“
Der Ermittler lieferte noch weitere Indizien. So erklärte er, dass auch mit Schalldämpfer bei einem Schuss ein Knall zu vernehmen sei. Durch einen solchen wäre ein Fahrer, der nicht auf den Schuss vorbereitet gewesen wäre, wohl erschrocken. Von solch einer Reaktion sei in diesem Fall jedoch nichts bekannt.
Vielmehr hätten die beiden Angeklagten nach dem Vorfall und bis zu ihrer Festnahme weitergelebt, als sei nichts passiert – ein Umstand, auf den auch bereits die vorsitzende Richterin hingewiesen hatte. Und sie hätten den Kontakt zueinander aufrechterhalten. Niemand aus dem näheren Umfeld habe eine Veränderung bemerkt. „Das ist kein normales Verhalten, wenn man mit solch einer Tat nichts zu tun haben will“, betonte der Ermittler weiter.
Finanzielle Sorgen
Als Tatmotiv soll wohl Geld gelten. So soll Lee K. Schulden von rund 100 000 Euro gehabt haben. Allerdings hätte er dennoch ausreichend Mittel zum Leben zur Verfügung haben müssen, da er kostenlos bei seinen Eltern wohnte. Alden S. soll unterdessen zwar keine Schulden gehabt, aber auch nicht über finanzielle Rücklagen verfügt haben.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Dann kommt ein Ermittler der Spurensicherung zu Wort.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
