Novembermorde: Angeklagter bezichtigt alle der Lüge
Novembermorde: Angeklagter bezichtigt alle der Lüge
(SH) - Binnen vier Tagen wurden im November 2016 gleich zwei Menschen umgebracht. Seit Anfang Oktober müssen sich deshalb zwei Männer vor Gericht verantworten. Lee K. wird sowohl die Verwicklung in den Mord am 9. November 2016 am nigerianischen Drogendealer Emeka O. sowie in jenen am 13. November 2016 an der rumänischen Prostituierten Florentina E. vorgeworfen. Alden S. muss sich lediglich wegen des ersten Verbrechens verantworten.
Allerdings will keiner der beiden Angeklagten jene Person gewesen sein, die die tödlichen Kopfschüsse abgegeben hat. Ihren Aussagen zufolge soll es jeweils der andere gewesen sein.
Nachdem Alden S. am Mittwoch bereits seine Unschuld für den Mord an Emeka O. beteuert hatte, tat Lee K. dies am Donnerstag. Es sei schlimm, dass zwei Menschen gestorben seien, sagte er und betonte dann: „Kein Mensch hat ein Recht, einem anderen das Leben wegzunehmen. Ich muss damit leben, dass zwei Menschen durch meine Waffe gestorben sind. Ich kann aber nicht damit leben, dass ich sie erschossen haben soll.“ Er habe lediglich die Waffen im Wagen vergessen.
"Keine Ahnung"
Seiner Version der Tat nach soll Alden S. hinten im Auto gesessen haben – und somit der Schütze gewesen sein. Dem Vorfall soll ein Streit um den Preis von fünf Gramm Kokain vorausgegangen sein – immerhin waren die beiden Beschuldigten sich über die Menge an Drogen, die Emeka O. liefern sollte, einig.
Den Aussagen von Lee K. zufolge soll jedoch nicht nur Alden S. Unwahrheiten erzählt haben. Lee K. bezichtigte am Donnerstag auch jene beiden Zeugen, die ihn belastet hatten, der Lüge. „Purer Blödsinn“ seien deren Aussagen. Er habe niemandem gesagt, dass er jemanden umgebracht habe. „Es gibt keine Beweise, dass ich dies getan habe.“ Warum sie gelogen haben sollen, konnte er aber nicht erklären. „Ich weiß es nicht“, so Lee K. „Keine Ahnung.“
Diese Worte wiederholte er während der Verhandlung mehrmals. Auch dann, wenn er von der vorsitzenden Richterin darauf hingewiesen wurde, dass einige seiner Aussagen nicht mit objektiven Elementen der Ermittlungen vereinbar seien. So ist es den Ermittlungen nach unmöglich, dass der Kopf von Emeka O. nach dessen Tod auf das linke Hosenbein des Fahrers gefallen war. „Es war aber so und ich bleibe dabei“, sagte Lee K. „Ich weiß, dass ich gefahren bin.“
Angeklagter zeigt Misstrauen
Überhaupt ließ Lee K. mehrmals Zweifel am Resultat der Ermittlungen aufkommen. Er bat gar um eine weitere Expertise, um festzustellen, ob der Kopf des toten Emeka O. nicht doch auf das linke Bein des Fahrers hätte fallen können. Er wolle bei dieser Expertise die Rolle des Opfers übernehmen. Denn er traue niemandem mehr.
Mit seinen Aussagen und seinem Verhalten eckte er allerdings gleich mehrmals bei der vorsitzenden Richterin an. Diese bat ihn so etwa gleich zu Beginn der Sitzung, sich etwas weniger theatralisch auszudrücken. Lee K. meinte daraufhin, dass er reden werde, wie er wolle und warf der Richterin vor, seine Mutter „zusammengeschissen“ zu haben, als sich diese am zehnten Verhandlungstag im Zeugenstand befand.
Weiter merkte man Lee K. jedoch auch an, wie sehr er es auf Alden S. sitzen hat, weil dieser – anders als er selbst – vorzeitig aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. „Das macht für mich einen Unterschied“, so Lee K.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann soll Lee K. zum Verbrechen an Florentina E. befragt werden.
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