Neun Windräder in fünf Südgemeinden geplant
Neun Windräder in fünf Südgemeinden geplant
Wer fordert, dass das Atomkraftwerk in Cattenom geschlossen wird, der muss auch bereit sein neue Wege zu gehen, so sinngemäß der Sassenheimer Bürgermeister Georges Engel auf einer Informationsversammlung am Mittwochabend im Beleser Rathaus. Damit die Einwohner seiner Gemeinde autonom in der Stromproduktion sein könnten, bräuchte es vier bis fünf Windräder auf dem Gemeindegebiet, rechnete Engel noch vor.
Von Dippach bis nach Roeser
So viele sind es dann doch nicht, die das Projekt von Sudwand SA vorsieht. Nach ersten Potential- und Machbarkeitsstudien hat die Gesellschaft in den 14 Gemeinden des Südgaznetzes neun Standorte in fünf Gemeinden ausgewählt. Das sind:
- zwei in Sassenheim,
- zwei in Monnerich,
- drei in Roeser,
- eines in Dippach,
- und eines in Reckingen/Mess.
Weshalb derzeit Vertreter beider Gesellschaften in den fünf Gemeinden auf Informationsversammlungen unterwegs sind. Die nächste und letzte ist am Montag um 19.30 Uhr in Roeser. Dort erklären sie, dass die Idee bei Sudgaz entstanden ist.
Eine regionale Herangehensweise
„Es gab bereits einzelne Projekte, aber meistens befanden sich die möglichen Standorte am Rande des Gemeindegebiets, so dass auch die Nachbargemeinde betroffen wäre. Also entschieden wir uns für eine regionale Herangehensweise“, so Sudgaz-Direktor Alain Fürpass.
So sind die beiden Windkraftanlagen, die in Sassenheim entstehen könnten, in der Tat nah am Gemeinderand vorgesehen. Beide sind zwischen den Ortschaften Sassenheim und Limpach geplant, nördlich der WSA. Unweit ist auch eine der beiden Anlangen auf Monnericher Gebiet geplant.
Bedrohung für Schwarzmilan?
Woraufhin einige Bürger, darunter Förster Claude Assel, darauf aufmerksam machten, dass dort eine für Europa außergewöhnlich hohe Bevölkerung an Schwarzmilanen beobachtet wurde. Dies unter anderem im Bereich, wo Rollrasen produziert wird.
Ein Vertreter der Geschichtsfreunde wies seinerseits darauf hin, dass in der Nähe eines der Standpunkte auf Sassenheimer Gebiet eine römische Villa vergraben liege.
Darauf antwortete Ingenieur Guy Uhres, dass jetzt eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werde. Resultate seien für Ende des Jahres zu erwarten. Erst danach werde entschieden, ob an allen Standorten überhaupt Windräder gebaut werden können. „Wir wollen nicht um jeden Preis neun Windräder bauen“, stellte Alain Fürpass im Gespräch mit dem LW klar. Umweltverträglichkeit aber auch Akzeptanz bei den Bürgern seien Voraussetzungen für die Projekte.
850 Meter vom Bauernhof entfernt
Wie weiter zu erfahren war, ist eines der Räder etwa 850 Meter vom Uerschterhaff geplant. Ein Bürger bemerkte dazu, dass in Deutschland eine Mindestdistanz von zwei Kilometern zu bewohnten Gebieten gelte. Darauf erklärte Ingenieur Laurent Winkin, dass es sich in Deutschland um Windparks handle. Dort addiere sich der Lärm der Windkraftanlagen.
Dies sei hier aber nicht der Fall, da es sich beim Sudwandprojekt um einzelne Windräder handle. Entscheidend sei demnach nicht die Distanz, sondern der Lärm, der am Rande des nächsten, bewohnten Geländes zu hören sei. Hier gelte in Luxemburg die Bestimmung, dass dieser Pegel nicht über 37 Dezibel (A) liegen dürfe, bei einer Windstärke von sechs Metern pro Sekunde.
"Strenger als in Deutschland“
„Das ist viel strenger als in Deutschland“, so Winkin. Zum Vergleich, erklärte er, dass ein moderner Kühlschrank einen Laut von 40 Dezibel erzeuge. Aus der Erfahrung habe man bei Soler gelernt, dass wenn eine Distanz von 800 Meter eingehalten werde, sowohl Probleme mit dem Schattenwurf wie mit dem Schall ausblieben.
Strom für 1.400 Haushalte
Die Investition für eine solche Windkraftanlage beläuft sich auf etwa 5,5 Millionen Euro. Es handle sich um Anlagen mit einer Produktionskapazität von 3.000 Kilowatt, die für etwa 1.400 Haushalte Strom produzieren können. Nach einem Jahr Betriebszeit wird auch den Gemeinden und Bürgern die Möglichkeit gegeben, in das Kapital einzusteigen.
Dies, weil man dann über verlässliche Werte verfügen wird. Doch interessierte Bürger werden sich noch gedulden müssen. Laufen die Studien und Genehmigungsprozeduren wie gehofft, dann sei mit einem Baubeginn 2020 zu rechnen. Ein Anschluss an das Netz ist für Ende 2020 „Wunschvorstellung“, so Laurent Winkin. Solche Windräder haben dann eine Lebenszeit von 20 Jahren. Danach werden sie abmontiert, weil der Sockel wegen der Vibrationen erneuert werden muss.
Auch wenn es die eine oder andere kritische Frage gab, eine wahrhaftige Opposition schälte sich am Mittwoch während der Bürgersammlung nicht gegen das Projekt heraus.
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