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Neue Bilder nach Tornado: Zwischen Trümmern und Hoffnung
Lokales 31 4 Min. 13.08.2019 Aus unserem online-Archiv

Neue Bilder nach Tornado: Zwischen Trümmern und Hoffnung

Sein Garten war der Stolz von Rentner Jean-Pierre Stors

Neue Bilder nach Tornado: Zwischen Trümmern und Hoffnung

Sein Garten war der Stolz von Rentner Jean-Pierre Stors
Foto: Luc Ewen
Lokales 31 4 Min. 13.08.2019 Aus unserem online-Archiv

Neue Bilder nach Tornado: Zwischen Trümmern und Hoffnung

Luc EWEN
Luc EWEN
Viele Bürger sehen sich nach dem Tornado mit Sturmschäden konfrontiert - und unehrlichen Gesellen.

Maggy Schuler und Jean-Pierre Stors ist die Erschöpfung und Aufregung ins Gesicht geschrieben. Beide stehen vor Jean-Pierre Stors Haus im Bomicht-Viertel in Niederkerschen. Die Erschöpfung stammt, wie bei vielen anderen Nachbarn auch, von den Aufräumarbeiten seit dem Tornado am Freitag. Die Aufregung hingegen ist taufrisch.

„Eben war ein Mann hier. Der wollte uns betrügen“, ärgert sich Maggy Schuler. Sie wohnt eigentlich in Monnerich, ist aber bei Jean-Pierre Stors zu Gast, um ihn zu unterstützen. Beide kennen sich gut und haben gemeinsam mit Bekannten und Familienmitgliedern am Sonntag hier aufgeräumt. Vor allem der Garten hinter dem Haus wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.

Nun kommen auch andere Personen, um ihre Hilfe anzubieten. Aber offenbar meint nicht jeder es dabei ehrlich.

Hilfe auch aus Deutschland

 Die Rue de la Reconnaissance nationale und die Route de Luxembourg, wie die Straße ab der Gemeindegrenze zu Petingen heißt, sind gesäumt von Fahrzeugen des nationalen Rettungsdienstes (CGDIS) und des saarländischen und des rheinland-pfälzischen Technischen Hilfswerks (THW). Auch Lastwagen vieler privater Handwerksunternehmen sind zu sehen.

 Auf fast allen Dächern wird geräumt, abgedichtet und gehämmert. Nur nicht auf dem des Hauses von Pierre Stors. „Der Schaden an meinem Haus ist vergleichbar niedrig“, so der pensionierte Dachdecker. 

Ein Drohnenfoto zeigt, dass ein relativ kleines Loch im Dach klafft. „Es wurden wohl einige Dachziegel herausgerissen.“ Dramatisch ist das nicht, wenn man sich im Vergleich dazu das Nachbarhaus anschaut. Hier wurde das Garagendach quasi ganz vom Tornado abgedeckt. Dennoch, es beginnt wieder zu regnen, und wenn man weiteren Schaden durch Nässe verhindern will, wäre es sinnvoll, auch das kleine Loch nun zu beseitigen.


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Und weil die offiziellen Rettungskräfte und die von ihnen beauftragten Handwerksbetriebe damit zugange sind, die Häuser mit den großen Schäden abzudichten, putzen andere, die die Chance auf ein Geschäft wittern, die Klinken an den Häusern mit den „kleineren“ Schäden.

 Auch Maggy Schuler und Jean-Pierre Stors wurden auf ähnliche Art und Weise angesprochen. Kurz zuvor hatte die Gemeinde vor unseriösen Handwerkern gewarnt. „Mir war gleich suspekt, dass der Kastenwagen ganz weiß war und keine Aufschrift hatte“, so Maggy Schuler. 

Der angebliche Handwerker, der den Wagen fuhr, zeigte den beiden ein Flugblatt. Darauf stand der Name einer Firma in Luxemburg-Stadt, die bei einer schnellen Google-Suche von Maggy Schuler auf dem Smartphone nicht zu finden war. 

Auffällig war auch, dass es sich angeblich um eine luxemburgische Firma handelte, der Wagen aber französische Kennzeichen trug. „Stutzig wurde ich noch mehr, als ich einen Blick in den Wagen warf und merkte, dass darin keine Leiter war. Wie will man auf einem Dach arbeiten, ohne Leiter?“, fragt Maggy Schuler. 

Vorauskasse abgelehnt 

Die angeblichen Handwerker boten an, gegen Vorauszahlung von 400 Euro eine Plastikplane über das Loch zu spannen. Die eigentlichen Reparaturarbeiten müssten später gemacht werden und wären auch nicht im Preis mit inbegriffen. „Das ist viel zu teuer“; sagt Jean-Pierre Stors, der in dem Beruf, wie gesagt, Erfahrung hat. 

Die beiden fragten den Handwerker nach seiner Arbeitserlaubnis. Daraufhin zeigte der Mann ein Handyfoto und suchte dann das Weite. Geld bekam er von den beiden nicht, wird aber wohl danach woanders sein Glück versucht haben. Jean-Pierre Stors zittert leicht, als seine Bekannte die Geschichte erzählt. Der Schock über das seit Freitag Erlebte sitzt tief. „Am Freitag begann es ja auf einmal wie aus Eimern zu regnen“, erzählt er. 

Ein Auto blieb mitten auf der Straße stehen, weil es zum Weiterfahren zu viel regnete. Dann fuhr es doch und kurz darauf gab es einen heftigen Knall. Ein Fliederbaum stürzte um. Dachziegel und andere Trümmerteile flogen umher. Jean-Pierre Stors zeigt auf den Garten hinter dem Haus. „Der Garten war mein Leben“, so der Rentner. Nach dem Tornado war er voll von Trümmern. 

In einem Teich hatte Stors mehrere Goldfische. Die sind alle weg. Was genau mit ihnen geschehen ist, weiß er nicht. Beim Rundgang durch Petingen und Niederkerschen ist schnell zu erkennen, dass viele Anwohner hohe Materialschäden zu beklagen haben. 

Besonders stark betroffen sind drei Häuser in der Petinger Rue Neuve. Sie sind bis auf Weiteres unbewohnbar. Ein junges Paar steht in der Haustür. Für die Presse habe man jetzt noch keine Nerven, sagt man höflich, aber resolut – verständlich. 

Bürgerversammlungen am Dienstag

 In Beisein von Familienministerin Corinne Cahen und den jeweiligen Gemeindeverantwortlichen finden heute Abend zwei Informationsversammlungen für betroffene Bürger statt. 

Dabei soll es vorrangig um die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen gehen. Die Versammlung für Petingen findet um 18 Uhr im Freizeitzentrum Grousswiss in Lamadelaine statt. Die für die Gemeinde Käerjeng um 20 Uhr im Käerjenger Treff in Niederkerschen. 


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