Nationalarchiv wird in Belval gebaut
Nationalarchiv wird in Belval gebaut
In Luxemburg werden im Nationalarchiv 50 lineare Kilometer an Dokumenten gehortet, die sozusagen das kollektive Gedächtnis des Landes bilden. Hauptsitz ist die ehemalige Kaserne auf dem Heilig-Geist-Plateau, doch längst reicht der Platz dort nicht mehr aus. Auch im Parkhaus Saint Esprit, im hauptstädtischen Athenäum und an zwei Stellen in Bartringen werden die wertvollen Dokumente gelagert. Nicht immer unter Idealbedingungen. Noch ist dort Platz für zehn lineare Kilometer, dann aber sind alle Lager voll.
Die Lösung des Problems steht jedoch nun fest und bald schon werden die Dokumente unter einem Dach vereint sein. Dies in einem neuen Gebäude, das in Belval entsteht - zwischen den Hochöfen, der Rockhal und der Gebläsehalle. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Parkplatz für bis zu 200 Fahrzeuge.
Das neue Gebäude soll nach Fertigstellung genügend Platz für die kommenden 25 bis 30 Jahre bieten. Insgesamt werden 105 lineare Kilometer für Dokumente zur Verfügung stehen. Geschätzt wird, dass jährlich ein bis 1,5 lineare Kilometer an Dokumente dazukommen.
12.250 Quadratmeter der Fläche werden für die Aufbewahrung von Dokumenten, Mikrofilmen und Zeitungen genutzt. 1.300 Quadratmeter sind öffentlich zugänglich. Insgesamt beläuft die Fläche sich auf 16.000 Quadratmeter netto. Das Gebäude ist in zwei Teile gegliedert, die durch ein Glasmodul verbunden sind. Der vordere Teil ist weniger hoch und zu einem Großteil Besuchern zugänglich. 48 Personen finden im Lesesaal Platz, zwölf in einem Multimediasaal. Der hintere Teil hat sieben Etagen und ist überwiegend für die Aufbewahrung der Dokumente gedacht.
Das Nationalarchiv und das Kulturjahr
Der Beginn der Bauarbeiten für das 77 Millionen teure Projekt ist auf Mitte kommenden Jahres angesetzt.Somit wird die Großbaustelle während des Kulturjahres Esch 2022 in vollem Gange sein. Dabei soll Belval zum Zentrum des Geschehens werden. Auch die Büros für Esch 2022 werden sich in einem Containerbau dann direkt neben der Baustelle befinden, sowie ein Container, in dem möglicherweise Ausstellungen stattfinden werden.
Kulturministerin Sam Tanson (Déi Gréng) meint dazu: "Ich will nicht Kultur gegen Kultur aufspielen. Das eine ist eine Veranstaltung, das andere eine Infrastruktur. Das Projekt des Nationalarchivs hat oberste Priorität und bestand bereits, als noch nicht gewusst war, dass Esch Kulturhauptstadt werden wird." Die Überschwemmung im Nationalarchiv auf dem Heilig-Geist-Plateau im Sommer vergangenen Jahres habe gezeigt, dass der Bau nicht länger aufgeschoben werden kann. Luc Dhamen, Direktor des Fonds Belval erklärt, dass versucht werde, den Einfluss der Baustelle auf das Event möglichst gering zu halten. Lastwagen würden die Baustelle von hinten anfahren und nicht über den Boulevard.
Der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) zeigt sich jedoch besorgt. Am Donnerstagnachmittag reichte er eine parlamentarische Frage an Bautenminister François Bausch und Kulturministerin Sam Tanson (beide Déi Gréng) ein. In dieser will er darüber informiert werden, wie garantiert werden kann, "dass Esch 2022 nicht durch die Baustelle für das Archiv massiv gestört werden wird, sowohl durch Verschmutzung, wie auch durch den Lärmpegel und die Arbeitsmaschinen".
Des einen Leid, des anderen Freud: Dass nun endlich begonnen wird, freut aber eine ganz besonders. Die Direktorin des Nationalarchivs. "Als ich 2003 den Posten antrat, wurde mir ein Bauhelm geschenkt. Ein Symbol dafür, dass die Arbeiten bald beginnen sollen", sagt Josée Kirps.
2003 war bereits das Architektenbüro Paul Bretz mit der Umsetzung des Projektes beauftragt worden. Dem Startschuss für die Arbeiten sei aber dann die Finanzkrise dazwischen gekommen und anschließend nötig gewordene Anpassungen der Infrastruktur, so die offizielle Erklärung. In etwas über einem Jahr soll es aber nun so weit sein und die Bagger fast 20 Jahre nach der ersten Planung rollen. So richtig glauben kann es die Direktorin scheinbar noch nicht.
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