Medizin ist kein Geschäft
Medizin ist kein Geschäft
Von Jacques Ganser
Ob Zahnkliniken aus Deutschland oder Augenärzte aus Frankreich, die Zahl der Werbeanzeigen ausländischer Ärzte und Kliniken in luxemburgischen Medien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das "collège médical", welches über die deontologischen Rechte und Pflichten der Ärzteschaft in Luxemburg wacht, macht sich deswegen zunehmend Sorgen.
Diese Art von Anzeigen verstoße eindeutig gegen die selbst auferlegten ethischen Prinzipien der Ärzteschaft. Diese verbieten in Luxemburg praktizierenden Ärzte auf kommerzielle Werbung zurückzugreifen. Demnach gilt das Prinzip, dass medizinische Dienste in Luxemburg fast integral von der Öffentlichkeit finanziert und zurückerstattet werden.
Jegliche Werbung verboten
Das "collège médical" spricht hier eine klare Sprache: Medizin ist zumindest in Luxemburg kein Gewerbe. Jegliche Werbung für eine medizinische Behandlung , welche Patienten anziehen soll, bleibt damit verboten. Dies gilt ebenso für konkurrierende Werbung gegenüber anderen Ärzten. Erlaubt ist hingegen die neutrale, medizinische und sachbezogene Information innerhalb eines gewissen öffentlichen Rahmens.
Doch wie sieht es nun bei Ärzten aus, welche ihre Dienste im Ausland in luxemburgischen Medien anbieten? " Wir haben da keine wirkliche Handhabe", so Dr. Pit Buchler, Präsident des "collège médical". "Deutsche Zahn- oder Augenkliniken werben immer intensiver um luxemburgische Kunden. Wir haben bereits bei der Ärztekammer Trier Beschwerde eingelegt, doch dort heißt es nur, alles sei legal."
Mediziner, welche Niederlassungen in Luxemburg und im Ausland haben, unterstehen zumindest zum Teil dem luxemburgischen "collège médical".
Schwarze Schafe
Auch in Luxemburg gibt es vereinzelt schwarze Schafe, welche zum Beispiel mit Niederlassungen diesseits und jenseits der Grenze arbeiten. Andere versuchen, wie kürzlich erst passiert, ihre Dienste in verschieden Veröffentlichungen in Luxemburg zu bewerben. Sie riskieren damit allerdings Disziplinarstrafen. Zur Zeit sind eine ganze Reihe dieser Fälle in Bearbeitung. "Mit den allermeisten Ärzte in Luxemburg haben wir keinerlei Probleme , so Buchler. " Aber schwarze Schafe gibt es immer".
Das "collège médical" warnt vor den zum Teil dubiosen Angeboten aus dem Ausland. Jeder dieser medizinischen Akte könne auch in Luxemburg vorgenommen werden. Medizintourismus habe zudem seine Gefahren: Medizinische Eingriffe würden als harmlos oder banal dargestellt, was sie in den meisten Fällen aber keineswegs sind. Auch bei der post-operativen Nachbehandlung könnte die große Distanz zum behandelnden Arzt zum Problem werden.
Europaweite Regeln
Zudem weckt Werbung Bedürfnisse, welche man bisher nicht hatte. Ob diese medizinisch wirklich notwendig sind, steht aber auf einem anderen Blatt, warnt das "collège médical". Arzt und Patient könnten sich also bedienen. Die Kosten würden explodieren.
"Solange das Gesundheitssystem in Luxemburg öffentlich finanziert wird, sollte solche Werbung unterbleiben. Entscheidet sich die Politik hingegen für eine Teilliberalisierung, dann müssen sich auch die Werberegeln ändern", so noch Buchler.
Mittelfristig setzt man auf europaweite Regeln. Erste Gespräche mit den Ärztekammern aus den Nachbarstaaten wurden bereits geführt. Es dürfte insgesamt aber noch ein langer Weg sein.
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