Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Medizin ist kein Geschäft
Lokales 2 Min. 25.02.2016 Aus unserem online-Archiv
Werbeanzeigen für Ärzte und Kliniken

Medizin ist kein Geschäft

Dürfen keine Werbung schalten: In Luxemburg niedergelassene Ärzte sowie Kliniken.
Werbeanzeigen für Ärzte und Kliniken

Medizin ist kein Geschäft

Dürfen keine Werbung schalten: In Luxemburg niedergelassene Ärzte sowie Kliniken.
Foto: shutterstock
Lokales 2 Min. 25.02.2016 Aus unserem online-Archiv
Werbeanzeigen für Ärzte und Kliniken

Medizin ist kein Geschäft

Jacques GANSER
Jacques GANSER
Das "collège médical" sieht sich einer wachsenden Anzeigenzahl von ausländischen Ärzten und Kliniken gegenüber. Für in Luxemburg niedergelassene Ärzte ist solche Werbung nicht erlaubt.

Von Jacques Ganser

Ob Zahnkliniken aus Deutschland oder Augenärzte aus Frankreich, die Zahl der Werbeanzeigen ausländischer Ärzte und Kliniken in luxemburgischen Medien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das "collège médical", welches über die deontologischen Rechte und Pflichten der Ärzteschaft in Luxemburg wacht, macht sich deswegen zunehmend Sorgen.

Diese Art von Anzeigen verstoße eindeutig gegen die selbst auferlegten ethischen Prinzipien der Ärzteschaft. Diese verbieten in Luxemburg praktizierenden Ärzte auf  kommerzielle Werbung zurückzugreifen. Demnach gilt das Prinzip, dass medizinische Dienste in Luxemburg fast integral von der Öffentlichkeit finanziert und zurückerstattet werden.

Jegliche Werbung verboten

Das "collège médical" spricht hier eine klare Sprache: Medizin ist zumindest in Luxemburg kein Gewerbe. Jegliche Werbung für eine medizinische Behandlung , welche Patienten anziehen soll, bleibt damit verboten. Dies gilt ebenso für konkurrierende Werbung gegenüber anderen Ärzten. Erlaubt ist hingegen die neutrale, medizinische und sachbezogene Information innerhalb eines gewissen öffentlichen Rahmens.

Doch wie sieht es nun bei Ärzten aus, welche ihre Dienste im Ausland in luxemburgischen Medien anbieten? " Wir haben da keine wirkliche Handhabe", so Dr. Pit Buchler, Präsident des "collège médical". "Deutsche Zahn- oder Augenkliniken werben immer intensiver um luxemburgische Kunden. Wir haben bereits bei der Ärztekammer Trier Beschwerde eingelegt, doch dort heißt es nur, alles sei legal."

Mediziner, welche Niederlassungen in Luxemburg und im Ausland haben, unterstehen zumindest zum Teil dem luxemburgischen "collège médical". 

Schwarze Schafe

Auch in Luxemburg gibt es vereinzelt schwarze Schafe, welche zum Beispiel mit Niederlassungen diesseits und jenseits der Grenze arbeiten. Andere versuchen, wie kürzlich erst passiert, ihre Dienste in verschieden Veröffentlichungen in Luxemburg zu bewerben. Sie riskieren damit allerdings Disziplinarstrafen. Zur Zeit sind eine ganze  Reihe dieser Fälle in Bearbeitung. "Mit den allermeisten Ärzte in Luxemburg haben wir keinerlei Probleme , so Buchler. " Aber schwarze Schafe gibt es immer".

Das "collège médical" warnt vor den zum Teil dubiosen Angeboten aus dem Ausland. Jeder dieser medizinischen Akte könne auch in Luxemburg vorgenommen werden. Medizintourismus habe zudem seine Gefahren: Medizinische Eingriffe würden als harmlos oder banal dargestellt, was sie in den meisten Fällen aber keineswegs sind. Auch bei der post-operativen Nachbehandlung könnte die große Distanz zum behandelnden Arzt zum Problem werden.

Europaweite Regeln

Zudem weckt Werbung Bedürfnisse, welche man bisher nicht hatte. Ob diese medizinisch wirklich notwendig sind, steht aber auf einem anderen Blatt, warnt das "collège médical". Arzt und Patient könnten sich also bedienen. Die Kosten würden explodieren.     

"Solange das Gesundheitssystem in Luxemburg öffentlich finanziert wird, sollte solche Werbung unterbleiben. Entscheidet sich die Politik hingegen für eine Teilliberalisierung, dann müssen sich auch die Werberegeln ändern", so noch Buchler.

Mittelfristig setzt man auf europaweite Regeln. Erste Gespräche mit den Ärztekammern aus den Nachbarstaaten wurden bereits  geführt. Es dürfte insgesamt aber noch ein langer Weg sein.

       


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Das Problem ist überall gleich: Das Durchschnittsalter der Ärzte liegt bei Mitte 50. Gehen die starken Jahrgänge in Rente, wird es eng. Die Ursachen für den Ärztemangel sind vielfältig.
2020 fehlen europaweit 230 000 Mediziner - Luxemburg muss attraktiv bleiben, fordern 
die Medizinstudenten.
Die Wartezeiten für Psychotherapien sind lang, die Wege zu einem geeigneten Therapeuten oft weit. Online-Therapien könnten Abhilfe schaffen. Doch lässt sich eine psychische Störung am Computermonitor heilen?
Zum Themendienst-Bericht von Eva Dign�s vom 3. Februar 2016: Laptop statt Praxis: Online-Therapien haben den Vorteil, dass man dann an sich arbeiten kann, wenn man Zeit hat. Aber Vorsicht: Nicht alles, was als �Therapie� bezeichnet wird, ist auch eine. 
(ACHTUNG - Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollst�ndiger Nennung der Quelle. Die Ver�ffentlichung ist f�r Themendienst-Bezieher honorarfrei.) 
Foto:�Westend61/Rainer Berg
Frühjahrstagung der Gesundheitskassen-Quadripartite
Auch wenn sich der Ärzteverband AMMD und die Vertreter der Arbeitnehmer skeptisch zeigen, will die Politik an der Idee des Vertrauensarztes festhalten. Dies unterstrichen die Minister Mutsch und Schneider nach der Sitzung der Gesundheitskassenquadripartite.
Die Minister Mutsch und Schneider leiteten die Quadripartite mit den Sozialpartnern und den Vertretern der Gesundheitsdienstleister.
Interview Dr. Claude Schummer
Dr. Claude Schummer ist Generalsekretär der Vereinigung der Ärzte und Zahnärzte AMMD. Er steht der Homöopathie zwar skeptisch gegenüber, verteufeln will er die alternative Praxis dennoch nicht. Es bestehe eine Nachfrage und man könne keinen Schaden damit anrichten, so sein Fazit.
Dr. Claude Schummer von der Ärztevereinigung AMMD ist skeptisch, was Homöopathie angeht.
Zu hoher Verwaltungsaufwand
Die Idee des Referenzarztes hat sich bisher nicht durchgesetzt. Der Generalsekretär der Ärztevereinigung AMMD, Dr. Claude Schummer, will an dem Modell festhalten, fordert aber Nachbesserungen.
Der Generalsekretär der AMMD will dem Referenzarzt einen neuen Impuls geben.