Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Luxemburgisch so begehrt wie nie
Lokales 2 Min. 22.09.2014 Aus unserem online-Archiv
Schriftsprache: "Boom" dank sozialer Medien

Luxemburgisch so begehrt wie nie

Schriftsprache: "Boom" dank sozialer Medien

Luxemburgisch so begehrt wie nie

Grafik: Michele Winandy
Lokales 2 Min. 22.09.2014 Aus unserem online-Archiv
Schriftsprache: "Boom" dank sozialer Medien

Luxemburgisch so begehrt wie nie

Luxemburgisch – vom Aussterben bedroht? Von wegen! Unsere Muttersprache ist derzeit so begehrt wie nie, erklärt die Soziolinguistin Mélanie Wagner, Dozentin an der Universität Luxemburg, im Interview. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt den neuen Medien.

Interview: Diane Lecorsais

Luxemburgisch – vom Aussterben bedroht? Von wegen! Unsere Muttersprache ist derzeit so begehrt wie nie, erklärt die Soziolinguistin Mélanie Wagner, Dozentin an der Universität Luxemburg, im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt den neuen Medien, mittels derer die Schriftsprache Luxemburgisch einen regelrechten Auftrieb erlebt.

Frau Wagner, Luxemburgisch war lange Zeit mehr eine gesprochene als eine geschriebene Sprache. Hat sich das mit den bzw. durch die neuen Medien verändert?

Das stimmt: Zwar haben verschiedene Menschen auch früher schon private Schreiben auf Luxemburgisch verfasst, z. B. Briefe oder Postkarten. Doch war es für die meisten lediglich eine gesprochene Sprache. Wir haben beobachtet, dass sich das mit der Entwicklung der neuen Medien geändert hat. Man kann von einem regelrechten „Boom“ des Luxemburgischen als Schriftsprache sprechen.

Inwiefern?

Die Menschen schreiben SMS und E-Mails auf Luxemburgisch, sie posten in luxemburgischer Sprache auf Facebook. Auch persönliche Internetseiten sind sehr häufig auf Luxemburgisch gehalten. Bei den sozialen Netzwerken beobachten wir jedoch auch, dass die Nutzer zwischen mehreren Sprachen wechseln, und zum Beispiel auch mal etwas auf Englisch posten.

Melanie Wagner ist Dozentin an der Uni Luxemburg.
Melanie Wagner ist Dozentin an der Uni Luxemburg.
Foto: Serge Waldbillig

Wie sieht es denn mit der Rechtschreibung aus?

Sehr viele Luxemburger haben nie wirklich gelernt, Luxemburgisch zu schreiben. Wenn sie dann privat etwas schreiben, tun sie dies meist, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt. Die Schreibweise ist daher oft sehr variabel. Es geht weniger darum, wie etwas geschrieben wird, als um die Kommunikation; darum, sich mit anderen zu verständigen und eine Botschaft zu vermitteln. Die Leute sind außerdem froh, dass sie in den neuen Medien weniger unter Zwang sind – und nicht dauernd auf Schreibfehler hingewiesen werden.

Auf Facebook treten vermehrt Gruppen auf, die sich mit luxemburgischen Sprüchen und Ausdrücken befassen. Was bedeutet das für unsere Sprache?

Dabei handelt es sich um etwas, das bei sehr vielen Sprachen der Fall ist – vor allem bei den kleinen. Es werden Sprichwörter gesammelt, die nicht mehr so geläufig sind, und andernfalls in Vergessenheit geraten würden. Das hat stark damit zu tun, dass die Menschen Angst haben, ihre Sprache würde aussterben. Auf Facebook finden sich auch zunehmend Gruppen, die sich mit der Sprachensituation in Luxemburg im Allgemeinen beschäftigen, damit, dass in vielen Bereichen kein Luxemburgisch gesprochen wird. An solchen Gruppen erkennt man, wie sehr die Sprachensituation den Menschen am Herzen liegt, dass es nichts ist, was für jeden einfach ist, sondern dass es die Menschen zum Nachdenken bringt und mitunter sehr emotionale Reaktionen hervorruft.

Wie hoch ist das Interesse bei den Leuten, die luxemburgische Sprache zu lernen?

Was die Ausländer betrifft, so werden im Moment so viele Luxemburgisch-Kurse angeboten wie nie zuvor. Die Nachfrage ist ebenfalls so groß wie noch nie. Zudem scheint es, als ob im Moment so viele Menschen Luxemburgisch sprechen wie noch nie. Die Studenten an der Uni haben ebenfalls ein großes Interesse an der Schriftsprache. Viele von ihnen finden es schade, dass sie in der Schule nicht mehr Luxemburgisch gelernt haben. Sie finden es toll, wenn sie ihre Muttersprache auch schreiben können – und holen das dann eben später nach.

Luxemburgisch stirbt also nicht aus?

Nein!

Schreiben Sie auf Luxemburgisch? Beantworten sie dazu unsere heutige  Frage des Tages!


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Marc Barthelemy ist seit Oktober 2018 Kommissar für die luxemburgische Sprache. Seine Hauptaufgabe besteht in der Ausarbeitung eines Zwanzigjahresplans für das Luxemburgische.
Marc Barthelemy ist seit etwas mehr als fünf Monaten Kommissar für die luxemburgische Sprache.
Debatte über Luxemburgisch als offizielle EU-Sprache
Die luxemburgische Sprache zu einer offiziellen EU-Amtssprache zu erheben, macht keinen Sinn. Darin sind sich die beiden Europaabgeordneten Charel Goerens und Frank Engel einig.
Der Vorschlag, Luxemburgisch als offizielle EU-Sprache einzuführen, stößt bei der Politik auf wenig Gegenliebe.
Internationaler Tag der Muttersprache
Den 21. Februar hat die UN-Kulturorganisation Unesco zum Welttag der Muttersprache ernannt. Auf diese Weise soll auf die Bedeutung der Erstsprache für die persönliche Entwicklung aufmerksam gemacht werden.
Auch in den sozialen Medien wird die luxemburgische Sprache viel genutzt.