Leichenteile in Trier gefunden: Tod von Tanja Gräff bestätigt
Leichenteile in Trier gefunden: Tod von Tanja Gräff bestätigt
(vb/jsf) - Die Suche nach der verschwundenen Studentin Tanja Gräff hatte die gesamte Großregion in Atem gehalten. Am Montag wurden ihre sterblichen Überreste gefunden. Die Staatsanwaltschaft Trier hat den Tod von Tanja Gräff am Dienstag bestätigt.
Durch den Abgleich des Zahnabdrucks stehe zweifelsfrei fest, dass es sich um die 2007 verschwundene Studentin handelt, sagte die Polizei Trier in einer Pressekonferenz. Außerdem seien bei der Leiche persönliche Gegenstände gefunden worden: ein Portemonnaie mit dem Studentenausweis, Schmuck und ein Handy
Man sei mit den Aufklärungsarbeiten nun ein wesentliches Stück weiter gekommen, auch wenn die genauen Todesumstände noch nicht eindeutig feststehen. Dazu müsse man die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchung abwarten, sagte Polizeidirektor Franz-Dieter Ankner.
Offenbar sei bei einer der Suchaktionen ein Mitglied des Höheninterventionsteams auf rund drei Meter an den Fundort herangekommen. Trotzdem habe er nichts von den sterblichen Überresten gesehen. "Uns ist da kein Fehler unterlaufen", sagte der Polizeidirektor als Reaktion auf Kritik von Journalisten. "Es war zu dem Zeitpunkt einfach nicht möglich, sich noch tiefer abzuseilen." Die Felswand nahe der Mosel ist an dieser Stelle etwa 50 Meter hoch.
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Die Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts laufen auch nach dem Fund weiter. Erneut wies die Polizei Vorwürfe zurück, es sei in der Vergangenheit nicht richtig ermittelt worden. Die Polizei sei 2.000 Hinweisen nachgegangen, habe 900 Spuren geprüft und alle männlichen Bekannten der Studentin - das sind 250 Personen - vernommen.
Zufallsfund
Es war ein reiner Zufallsfund: Am Montag waren Arbeiter dabei, einen unzugänglichen Steilhang freizuschneiden und Bäume zu fällen, als sie auf menschliche Überreste stießen. Anhand persönlicher Gegenstände stellte die Polizei bald fest, dass hier Knochen und Kleidung von Tanja Gräff lagen. Ein Teil des Geheimnisses um die damals 21 Jahre alte Studentin ist damit gelüftet. Vielen Trierern lief im Weisshauswald, einem beliebten Naherholungsgebiet, ein Schauer über den Rücken, wenn sie an den spektakulären Fall aus dem Sommer 2007 dachten.
Immer wieder kam ihnen der Gedanke: Was, wenn die Leiche der jungen Frau hier immer noch liegt? Und genau diese Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. Vergeblich hat die Polizei mit Hunderten Beamten in den Wochen nach dem Sommerfest der FH Trier das gesamte Gelände abgesucht. Mit Tauchern wurde die Mosel durchkämmt, ein Helikopter mit Wärmebildkamera kam zum Einsatz, sogar ein halber Stadtteil wurde abgeriegelt.
Eine Spur führte damals sogar nach Luxemburg: Zeugen berichteten von einem blauen Auto der Kompaktklasse mit Luxemburger Nummernschilder, der zum Tatzeitpunkt mit quietschenden Reifen weggefahren sein soll. Die Ermittlungen der Polizei richteten sich dann auch auf Luxemburger Besucher des FH-Festes.
Vermutlich von Klippe abgestürzt
Die Fundstelle ist direkt am Fuße einer Felswand. „Wir gehen davon aus, dass der Körper von oben hinunter gestürzt ist“, so Peter Fritzen, leitender Staatsanwalt. Die Felswand ist an der Stelle rund 50 Meter hoch und oben an einem Fußgängerweg durch ein rund 1,20 Meter hohes Metallgeländer gesichert. Warum Gräff mutmaßlich abstürzte, ist bislang unklar. Der Fundort liegt nur wenige Meter von einem Garten entfernt.
Der Trierer Polizeidirektor Franz-Dieter Ankner erklärte, wie es sein kann, dass Gräffs Leiche erst jetzt gefunden worden ist. „Es gab zu keinem Zeitpunkt einen konkreten Ortshinweis.“ Es sei damals die komplette Umgebung der Hochschule abgesucht worden. Zudem die komplette Umgebung in Trier. „Wir haben sogar in Baggerseen in Luxemburg gesucht.“ 20 Personen umfasste die Sonderkommission.
Das Problem am Fundort sei, dass es extrem schwer zugänglich sei. Dichtes Unterholz, Gestrüpp, Felsklippen und Felsspalten. Kriminalhauptkommissar Christian Soulier sagte, entlang der Klippen sei alles abgesucht worden, was zu Fuß irgendwie zu erreichen gewesen sei. Es seien auch Mitglieder der Höhenrettung der Berufsfeuerwehr an etlichen Stellen abgeseilt worden. Sogar Suchunde wurden vereinzelt abgeseilt. Zudem wurde mit einem Hubschrauber aus der Luft gesucht.
Das Skelett von Gräff wurde an die Rechtsmedizin übergeben. Alle Fundstücke werden untersucht. „Sämtliche bisherigen Erkenntnisse werden nun neu überprüft und bewertet“, sagte Fritzen. Es gibt 900 Akten in 200 Leitzordnern. Eine Sonderkommission der Kriminalpolizei wurde eingerichtet. Fritzen sagt: „Es ist noch ein weiter weg bis zur Aufklärung.“
Beziehungstat oder kaltblütiges Verbrechen?
Was der riesige Aufwand von Technik und Personal nicht erreicht hat, hat nun der Zufall ergeben. Die Leichenreste der 21-Jährigen lagen an einer schwer einsehbaren Stelle, inmitten von Bäumen und Gestrüpp. Die gesamte Situation lässt eher an eine Beziehungstat oder einen Unfall denken als an ein geplantes und kaltblütig ausgeführtes Verbrechen. Von Anfang an gab es Indizien in dieser Richtung, zum Beispiel dass Tanja Gräff in den frühen Morgenstunden noch mit Freunden telefoniert hat. Oder der berühmte Ausruf „Pack mich nicht an!“, den Zeugen gehört haben wollen.
Die Hintergründe des Todesfalls liegen immer noch im Dunkeln. Ob die Todesumstände nach so langer Zeit wirklich restlos geklärt werden können, müssen die nächsten Wochen zeigen.
