Kurz vor der Amokfahrt Bier von der Luxemburger Tankstelle
Kurz vor der Amokfahrt Bier von der Luxemburger Tankstelle
Am Landgericht Trier läuft derzeit der Prozess gegen den Amokfahrer von Trier: Dem zur Tatzeit 51-jährigen Bernd W. wird vorgeworfen, am 1. Dezember vergangenen Jahres mit seinem Auto absichtlich mit hoher Geschwindigkeit durch die Trierer Fußgängerzone gefahren zu sein. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben; der 76-jährige Ehemann eines der Opfer verstarb nach langem Krankenhausaufenthalt erst vor einigen Tagen. W. wurde direkt nach der tödlichen Fahrt durch die Fußgängerzone in der Trierer Christophstraße festgenommen, rauchend und nach Zeugenaussagen „teilnahmslos“ neben seinem Auto stehend.
Der zehnte Prozesstag am Mittwoch beschäftigte sich mit dem Tattag selbst – wohl auch, um der Frage auf den Grund zu gehen, inwieweit die tödliche Fahrt eine geplante Aktion war. An den vorherigen Verhandlungstagen hatte das Gericht bereits gehört, dass der Angeklagte kurz vorher seinen Job gekündigt, seine Arbeitsbekleidung zurückgegeben und ungefragt eine ausstehende kleinere Geldsumme zurückbezahlt habe. Er habe Andeutungen über einen anstehenden Gefängnisaufenthalt gemacht und sein Konto leer geräumt.
Auch, dass er regelmäßig viel Alkohol getrunken habe, war schon ausgesagt worden. Direkt nach der Tat am frühen Nachmittag hatte der Atemalkoholwert des Mannes 1,39 Promille betragen.
Der Trierer Juraprofessor Till Zimmermann zum Thema einer eventuellen Schuldminderung durch Alkohol:
Am Vormittag des 1. Dezember, so berichtet es der Trierische Volksfreund vom Prozess am Mittwoch, habe sich der Angeklagte an einer Bushaltestelle in seinem Heimatort Trier-Zewen mit Bier und Schnaps betrunken - zusammen mit Freunden, von denen einer Geburtstag hatte. Diesem habe der Angeklagte, der „völlig normal“ gewirkt haben soll, sogar noch eine Palette Dosenbier geschenkt, die er an einer Luxemburger Tankstelle besorgt hatte.
Wirre Motive und „die Tochter des Großherzogs“
Die Frage, was genau den Mann zu seiner schrecklichen Tat getrieben hat, wie sich sein Alkoholkonsum auf das Geschehen auswirkte und ob er eventuell psychisch beeinträchtigt ist, wird das Gericht noch länger beschäftigen. „Wirre Motive“ sind jedenfalls bereits an früheren Verhandlungstagen zur Sprache gekommen: Der Mann hatte mehrfach im Bekanntenkreis und auch gegenüber der Polizei nach der Tat von einer mittleren sechsstelligen Geldsumme gesprochen die ein Trierer Notar für ihn verwahre. Das Geld stehe ihm zu, weil ihm als Kind als Teil einer Versuchsreihe ein radioaktives Mittel gespritzt worden sei. Der Notar enthalte ihm die Summe, etwa eine halbe Million Euro, aber vor, zuletzt angeblich am Tag vor der Tat. Auch bei der Geburtstagsparty an der Bushaltestelle sei es wieder um dieses Thema gegangen, so ein Zeuge am Mittwoch laut „Volksfreund“. Der Notar selbst ist zu einem späteren Zeitpunkt als Zeuge geladen.
Offenbar hatte der Angeklagte seinen Bekannten schon vor längerer Zeit Dinge erzählt, die von der Wahrheit weit entfernt sind. Auch das spielte am zehnten Prozesstag eine Rolle. Eine Exfreundin, die im Prozess als Zeugin geladen war, habe er seinen Freunden gegenüber als Luxemburger Adlige bezeichnet - so dass die Richterin die Frau zu Beginn ihrer Aussage um eine Klarstellung bat, ob sie „die Tochter des Luxemburger Großherzogs“ sei oder nicht.
Der Prozess wegen fünffachen Mordes und achtzehnfachen versuchten Mordes ist bis Ende Januar terminiert.
Foto: Landgericht Trier am Nikolaus-Koch-Platz / Berthold Werner / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0
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