Kritik aus den eigenen Reihen: Ex-Polizist: "Wir waren Tanja Gräffs Mörder auf der Spur"
Kritik aus den eigenen Reihen: Ex-Polizist: "Wir waren Tanja Gräffs Mörder auf der Spur"
(vb) – Vor acht Jahren ist die Trierer Studentin Tanja Gräff unter mysteriösen Umständen verschwunden. Ihre Mutter erhebt Vorwürfe gegen die Polizei, die Staatsanwaltschaft weist dies zurück. Nun sagt ein ehemaliger Polizist: „Die Ermittlungen waren unzureichend.“
Es klang zunächst wie der Hilferuf einer verzweifelten Mutter. Im Dezember kritisierte Waltraud Gräff die Arbeit der Polizei und sagte, die Ermittler seien vielversprechenden Spuren nicht bis zum Ende nachgegangen. Die Staatsanwalt konterte: „Wir haben nichts unversucht gelassen.“
An diesem Mittwoch meldet sich erstmals ein ehemaliger Kriminalbeamter zu Wort und gibt der Darstellung von Waltraud Gräff Recht. Seinen Aussagen habe die Sonderkommission Tanja Gräff, der auch er angehörte, wichtige Hinweise nicht weiter verfolgt. Er selbst sei einem mutmaßlichen Täter – ein junger Mann mit einem Spitzbart – auf der Spur gewesen.
„Ich habe 2011 bei internen Recherchen einen Mann festgestellt, bei dem es sich um den gesuchten ‚Spitzbart‘ handeln könnte. Ich teilte dies dem Leiter der Ermittlungen mit. Die nachfolgenden Untersuchungen waren völlig unzureichend. Erst auf meine Intervention hin wurde scheibchenweise weiter ermittelt, mit einem nicht akzeptablen Abschluss. Danach sind interne Spannungen aufgetreten, 2012 ging ich in Pension“, schreibt Ex-Polizist Günter Deschunty in einem Leserbrief im „Trierischen Volksfreund“.
Auch bei zwei anderen Spuren seien die Ermittlungen im Sande verlaufen, obwohl man interessante Erkenntnisse erhalten habe.
Seiner Ansicht nach könnten die Ermittlungen im Fall Tanja Gräff auch heute noch weiter geführt werden, doch der Leiter der Staatsanwaltschaft und der rheinland-pfälzische Justizminister hielten dies nicht für nötig. Die Bilanz von Deschunty: „Seit vier Jahren blockieren und verzögern eine Handvoll Verantwortliche die Ermittlungen.“
