Krank durch Lärm und Luftverschmutzung
Krank durch Lärm und Luftverschmutzung
(jag) - Lärm und Luftverschmutzung sind stille Killer: Rund 20 Millionen Europäer sind täglich diversen Lärmquellen ausgesetzt, geschätzte 10.000 Todesfälle gehen jährlich auf die gesundheitlichen Auswirkungen von chronischer Lärmbelästigung zurück. Erwiesenermaßen gehören dazu erhöhter Blutdruck und Herzkreislauferkrankungen. Auch bei der Luftverschmutzung sieht die Bilanz nicht viel besser aus: Feinpartikel, Stickoxide, Ozon und Schwefeldioxid führen zu entzündlichen Prozessen im Lungengewebe, sie belasten Herz und Leber und können langfristig zu Krebserkrankungen führen. In Luxemburg sterben jedes Jahr 370 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung.
Das Nachhaltigkeitsministerium will dem nicht tatenlos zusehen: Mit einem Aktionsplan gegen den Lärm und dem nationalen Plan für Luftqualität soll die Lebensqualität verbessert werden. Hauptverursacher von Lärm ist in erster Linie der Verkehr. Die Hauptverkehrsachsen mit rund zwei Millionen Fahrten jährlich, die Eisenbahnlinien mit 30.000 Zugbewegungen jährlich und der Flugverkehr mit 50 000 Flugbewegungen pro Jahr sind in Luxemburg beträchtliche Lärmquellen. Dazu gesellen sich der Effekt des Ballungsraumes Luxemburg-Stadt, in dem rund 100 000 Einwohner von diversen Lärmquellen belästigt werden.
Lärmkarten zeigen Problemstellen
Seit Jahren funktioniert ein sogenanntes Lärmmonitoring, auf geoportal.lu werden die Lärm-Hotspots grafisch dargestellt. In den nächsten fünf Jahren will man dort konkrete Maßnahmen ergreifen, wo die Lärmbelastung am höchsten ist: Dazu gehören die Eisenbahntrassen in Schifflingen, Berchem sowie zwischen Luxemburg und Bettemburg. Aber auch das neue Viadukt über die Alzette in Pulvermühle wird hiervon betroffen sein. Spezielle Lärmschutzmaßnahmen entlang den Autobahnen sind vor allem an der "Liaison Micheville", der A3 in Bettemburg, der A4 in Esch-Lallingen und der Umgehungsstraße von Niederkerschen geplant.
Allgemein gilt, dass man durch technische Modernisierung und Anpassung der Aktivitäten sowohl versuchen wird den Lärm an der Quelle zu beseitigen als auch dort, wo er die Menschen stört. Schallisolation, Schallwände und intelligentes Verkehrsmanagement sind die Mittel der Wahl. Das Ministerium will es aber nicht bei Ankündigungen belassen, im Rahmen einer öffentlichen Anhörung können die Bürger mitreden und ihre Sorgen vortragen.
Verschmutzungs-Hotspots
Das zweite große Themenpaket betrifft die Luftverschmutzung und die Umsetzung des nationalen Programmes der Luftqualität. Besonders in den Wintermonaten hatten die europäischen Ballungsgebiete große Probleme mit der Luftqualität, besonders Stickoxide und Feinstaub machten den Einwohnern zu schaffen. Auch wenn in Luxemburg noch kein Überschreiten der Feinstaub-Grenzwerte beobachtet wurden, so werden insbesondere beim Stickoxid (NO2) immer wieder Hotspots ausgemacht: Es sind Orte, an denen der Straßenverkehr besonders dicht ist und die Luft wegen der Gebäudedichte nur wenig ausgetauscht wird. Hier werden die Grenzwerte regelmäßig überschritten, die höchsten Werte findet man in der Avenue de la Liberté in Luxemburg, in der Rue Enz in Remich, aber auch im Zentrum von Diekirch, Wasserbillig, Niederkorn, Walferdingen und Esch/Alzette.
Bedenkt man, dass Stickoxide hochgiftig für den Organismus sind und Dieselmotoren Hauptemittent sind, dann liegen auch die notwendigen Gegenmaßnahmen auf der Hand. Weniger Straßenverkehr durch Carpooling, Ausbau des öffentlichen Transportes und Investitionen in Hybridbusse sowie Ausbau der Verkehrswege für sanfte Mobilität sind einige Ziele.
„In Luxemburg sind die Autos im Schnitt mit 1,1 bis 1,2 Personen besetzt. Könnten wir diese Zahl auf zwei erhöhen, hätten wir fast sämtliche verkehrs- und umwelttechnischen Probleme gelöst“, so Camille Gira, Staatssekretär im Nachhaltigkeitsministerium. Nichts wirklich Neues also, aber die Erkenntnisse an sich sind es ja auch nicht.
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