Klage gegen AKW Tihange wird Mitte November eingereicht
Klage gegen AKW Tihange wird Mitte November eingereicht
(ml) - Der Atomreaktor Tihange 1 bleibt wohl länger außer Betrieb als gedacht. Schuld daran sind die Reparaturarbeiten im nicht-nuklearen Teil der Anlage, die mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht, berichtet die Brüsseler Zeitung "Le Soir". Anfang September wurde der Meiler vom Netz genommen, nachdem ein Nebengebäude bei Bauarbeiten beschädigt worden war.
Im Prinzip sollte Tihange Ende November wieder hochgefahren werden. Inzwischen legt sich die Atomaufsichtsbehörde Fank auf keine Frist mehr fest. Derzeit ist lediglich Tihange 2 in Betrieb. Block 3 bleibt voraussichtlich bis Mitte Oktober wegen Routinearbeiten abgeschaltet.
Aufgrund der vielen Störfälle ist das belgische Atomkraftwerk, das rund 80 Kilometer von Huldingen entfernt liegt, seit geraumer Zeit u. a. auch mehreren luxemburgischen Gemeinden ein Dorn im Auge. Rund 40 Kommunen wollen gemeinsam mit der Städteregion Aachen eine Klage einreichen. Gefordert wird die dauerhafte Stilllegung des umstrittenen AKW. Auch Städte wie Maastricht, Köln, Bonn und Düsseldorf wollen sich dem anschließen.
Ursprung der Risse klären
Eine Klage ohne wissenschaftlichen Hintergrund einzureichen, gestaltet sich jedoch schwierig. Deshalb fand am Dienstag in Aachen eine Expertenrunde statt. Ziel war es, die vorgesehene Klage mit wissenschaftlichem Hintergrund zu untermauern.
Den Experten zufolge gibt es Anzeichen dafür, dass die Risse, die in dem über 30 Jahre alten Reaktorbehälter festgestellt wurden, erst während der Inbetriebnahme durch die radioaktive Belastung entstanden sind, betont der Remicher Bürgermeister Henri Kox, der stellvertretend für die luxemburgischen Gemeinden an der Sitzung teilnahm. Bislang hat der Betreiber des AKW Tihange immer behauptet, dass sich die Mikro-Risse bereits bei der Herstellung gebildet hätten.
Finanzielle Kosten der Klage
Am 27. Oktober findet im Aachener Städteparlament eine Anhörung über die mögliche Auswirkungen einer möglichen Nuklearkatastrophe statt. Diese Analyse sei ein wichtiger Bestandteil der Klage, da die Gemeinden darlegen müssen, inwiefern sie von einem GAU betroffen seien, so Kox gegenüber dem "Luxemburger Wort". Voraussichtlich Mitte November soll die Klage vor einem Brüsseler Gericht eingereicht werden.
Die Klage stellt für die Kommunen eine finanzielle Belastung dar. Die Städteregion Aachen hat inzwischen 500.000 Euro bereit gestellt. Der symbolische Beitrag, den die restlichen Gemeinden geleistet haben, beläuft sich auf 100.000 Euro. In welchem Maß sich die 40 Kommunen aus Luxemburg an den Kosten beteiligt haben, stehe noch nicht fest, so Kox. Lob von der Städteregion Aachen gab es alle mal schon. Proportional gesehen hätten die luxemburgischen Gemeinden am meisten beigesteuert, heißt es.
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