Kanner- und Jugendtelefon: "Jeder hat Probleme"
Kanner- und Jugendtelefon: "Jeder hat Probleme"
Tun sich Kinder- und Jugendliche schwer damit Hilfe zu suchen, wenn sie Probleme haben?
Kinder und Jugendliche finden es oft peinlich, über ihre Probleme zu sprechen. Am einfachsten ist es, wenn sie gute Freunde haben, mit denen sie über Probleme sprechen können. Das ist auch gut. In dem Alter gehen nicht mehr alle Themen die Eltern etwas an.
Was erschwert es, Hilfe zu suchen?
Es gibt Themen, für die sich Jugendliche schämen, über die zu sprechen, nicht einfach ist – beispielsweise, wenn der Vater die Mutter schlägt oder ein Elternteil trinkt. Es gibt da mitunter auch regelrechte Sprechverbote. Da heißt es dann von den Eltern: „Rede mit niemandem darüber.“ Die Fassade der Familie soll heil bleiben. Das dann zu überwinden, ist für Kinder und Jugendliche eine richtige Hürde. Die Anonymität des „Kanner-Jugendtelefons“ ist hilfreich. Manche Jugendliche haben auch keine guten Freunde, mit denen sie reden können. Oder sie haben ein Problem mit ihren Freunden.
Was ist ein typisches Alltagsproblem, das viele Jugendliche betrifft?
Ein Fehler ist es gerade in der heutigen Zeit, seinen Wert an Leistungen zu bemessen. Auch viele Eltern sind in dieser Denkfalle, weil sie um die Bedeutung der Noten ihres Nachwuchses für dessen Zukunft wissen. Doch der Wert eines Menschen hängt nicht von Noten ab. Es ist normal, auch mal Umwege zu gehen.
Was ist der erste Schritt, den man gehen sollte, wenn man ein Problem hat und damit alleine nicht zurecht kommt?
Zuerst einmal ist es wichtig, sich zu sagen, dass Probleme normal sind, dass jeder Probleme hat. Niemand ist perfekt. Es ist aber wichtig, jemanden zu haben oder zu finden, mit dem man über seine Probleme sprechen kann, jemanden, dem man sich anvertrauen kann.
Was ist der größte Fehler, den Jugendliche machen können, wenn sie Probleme haben?
Die ganzen Sorgen und Probleme in sich hineinzufressen oder auf Facebook zu veröffentlichen. Selbst wenn man denkt, es gehe nichts mehr, gibt es noch Lösungen und Auswege. Zumeist sogar mehrere. Man sieht sie nur nicht.
Interview: Jan Söfjer
Unter der 116 111 können Kinder und Jugendliche, aber auch junge Erwachsene, über ihre Probleme sprechen (Eltern haben eine eigene Hotline: 266 40 555). Die Mitarbeiter sprechen Luxemburgisch, Deutsch und Französisch. Englisch ist geplant. Alle Gespräche werden vertraulich behandelt, seinen Namen muss man nicht nennen. Auf www.kjt.lu kann man auch schriftlich über ein Online-Formular anonym Kontakt aufnehmen.Hinweis: Zu dem Thema "Jugendliche in Not und diese Hilfe finden können" gibt es einen Fokus in der Wort-Ausgabe vom 15. September 2014.
