Invasive Stechmücken breiten sich in Luxemburg aus
Invasive Stechmücken breiten sich in Luxemburg aus
Christian Ries hat unangenehme Erfahrungen mit dem West-Nil-Virus gemacht. Während eines Sommerurlaubs in Wien vor einigen Jahren hat er sich mit dem Virus infiziert. „Ich hatte das Pech, Teil der zwei Prozent zu sein, die einen schweren Verlauf erleiden“, erläutert der mittlerweile pensionierte Kurator der Ökologie-Sektion des Musée national d’histoire naturelle (MNHN).
Diese Erfahrung hat bei Christian Ries die Frage aufkommen lassen, wie es mit dem Wissensstand bezüglich der Stechmücken in Luxemburg aussieht. Er begann 2016 damit, Stechmücken einzufangen und stieß auf eine für Luxemburg neue Spezies. Es wurde schnell klar, dass man einen Spezialisten anheuern musste, um die gefangenen Insekten auszuwerten.
Gefahr durch Moskitos
Dass Handlungsbedarf bestand, bestätigte sich, als 2018 eine Privatperson in ihrer Wohnung in Stolzemburg drei Stechmücken vorfand, die ihr auffällig erschienen und daraufhin das Naturgeschichtliche Museum kontaktierte. So wurde der Japanische Buschmoskito erstmalig hierzulande nachgewiesen. Im vergangenen Jahr ist die asiatische Tigermücke in Roeser erstmals aufgetaucht. In beiden Fällen handelt es sich um invasive Arten, die das Potenzial haben, Krankheiten zu übertragen, beispielsweise Chikungunya, das Dengue-Fieber, das West-Nil-Virus oder das Zika-Virus.
Verschiedene Stechmücken können Viruserkrankungen übertragen wie das Dengue-Fieber, das West-Nil-Virus oder das Zika-Virus.
Eine detaillierte Kenntnis über die Stechmückenfauna kann dazu beitragen, Krankheitsausbrüchen vorzubeugen. In dieser Woche hat das Musée national d’histoire naturelle den Atlas der Stechmücken Luxemburgs vorgestellt. Er enthält eine taxonomische Liste und Karten der Verbreitung aller erfassten Arten.
Wissenschaftliche Risikobewertung
Die Arbeit am Atlas stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Francis Schaffner von der Universität Zürich, einem Fachmann für Insekten, und wurde vom Umwelt- und Gesundheitsministerium finanziert. Wie Francis Schaffner erklärt, sei es beim Atlas darum gegangen, eine Risikobewertung anhand des Ist-Zustands vorzunehmen. Dazu führte er zwischen 2019 und 2021 Feldstudien durch. Eine Erkenntnis war, dass Luxemburg eine vergleichsweise diverse Fauna aufweist. Verwundert zeigt sich der Experte über die Tatsache, dass keine Arten verschwunden sind, so wie er sich das eigentlich erwartet hätte.
Es gibt keinen Grund, warum die Asiatische Tigermücke zukünftig keine Populationen im Land ausbilden sollte.
Im Moment sind 28 Arten in Luxemburg anwesend. Wenigstens 15 können Krankheitserreger oder Parasiten übertragen. 18 können eine Belästigung für den Menschen darstellen. Der Atlas hält fest: „Was Luxemburg betrifft, so gibt es keinen umweltbedingten oder klimatischen Grund, warum die Asiatische Tigermücke zukünftig keine Populationen im Land ausbilden sollte. Klimatische Veränderungen könnten gar die Ansiedlung und Ausbreitung weiterer wärmeangepassten Arten begünstigen.“
Eindämmung ist möglich
Das West-Nil-Virus hat sich laut Dr. Jean-Claude Schmit von der Santé in Europa breit gemacht und wird wohl auch Luxemburg erreichen. Es verteilt sich durch Vögel, die von infizierten Mücken gestochen werden. Auch das Dengue-Virus könnte in Einzelfällen nach Luxemburg vordringen. Menschen, die in Regionen reisen, in denen dieses Virus vermehrt existiert, könnten es mitbringen. Wenn diese Menschen dann von Mücken gestochen werden, infizieren sich Letztere mit dem Virus und können es an andere Menschen weitergeben.
Die Tigermücke erreicht Luxemburg unterdessen über die Transitwege. Wenn Menschen auf der Durchreise von Südeuropa nach Nordeuropa in Luxemburg Halt machen, kann eine Tigermücke, die im Auto mitgefahren ist, entweichen. So wurden schon Tigermücken an der Aire de Berchem gefunden. Dies sei allerdings kein Grund zur Sorge, beruhigt Schmit: „Wir können die Ausbreitung der Tigermücke besonders am Anfang kontrollieren und ihre Verbreitung verlangsamen.“ Es konnte bislang noch kein Fall nachgewiesen werden, in dem eine Tigermücke eine Person mit einem der genannten Viren in Luxemburg infiziert hat. Bis dato bleibt es bei importierten Fällen.
Um die Wahrscheinlichkeit lästiger Stechmücken um das eigene Zuhause zu verringern, sollte man darauf achten, dass sich kein stehendes Wasser in der Nähe befindet. Der Stechmücken-Atlas kann auf der Website des Naturmuseums heruntergeladen werden.
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