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Im Bunker bei Steil
Lokales 4 Min. 19.06.2014 Aus unserem online-Archiv
Bommeleeër-Prozess: der 174. Verhandlungstag

Im Bunker bei Steil

Täter, Mitwisser oder Sündenbock? Geiben machte in der Sitzung am Donnerstag zunächst einen unsicheren und nervösen Eindruck. Im Laufe der Sitzung gewann er dann aber deutlich an Selbstvertrauen.
Bommeleeër-Prozess: der 174. Verhandlungstag

Im Bunker bei Steil

Täter, Mitwisser oder Sündenbock? Geiben machte in der Sitzung am Donnerstag zunächst einen unsicheren und nervösen Eindruck. Im Laufe der Sitzung gewann er dann aber deutlich an Selbstvertrauen.
Foto: Guy Jallay
Lokales 4 Min. 19.06.2014 Aus unserem online-Archiv
Bommeleeër-Prozess: der 174. Verhandlungstag

Im Bunker bei Steil

Keinen Hehl machte die vorsitzende Richterin Sylvie Conter am Donnerstag im Bommeleeër-Prozess aus ihren Überzeugungen zum Langzeitverdächtigen Ben Geiben. Der hatte redlich Mühe, sein Verhalten am Morgen nach dem Anschlag auf den Justizpalast zu erklären.

(str) - Keinen Hehl machte die vorsitzende Richterin Sylvie Conter am Donnerstag im Bommeleeër-Prozess aus ihren Überzeugungen zum Langzeitverdächtigen Ben Geiben. Der hatte redlich Mühe, sein Verhalten am Morgen nach dem Anschlag auf den Justizpalast zu erklären.

Was an jenem Tag passierte, ist heute nur durch einen detaillierten Observierungsbericht des Geheimdiensts bekannt. Der Srel hatte den BMG-Gründer im Auftrag der Gendarmerie beschattet. Darin hieß es, Geiben sei anderthalb Stunden in der Villa Chomé – in der mit Jos Steil ein anderer Topverdächtiger lebte – gewesen und sei dann zum Schießstand im Reckenthal gefahren, wo er sich mit Steil traf.

Wie die Richterin hervorhob, gibt es keine Hinweise dafür, dass sich Steil bei Geibens Besuch auch in der Villa Chomé aufgehalten habe. Da Geiben sich danach mit Steil in Reckenthal traf, sei dies wohl unwahrscheinlich. Demnach stelle sich die Frage, was Geiben denn während den 90 Minuten gemacht habe. Geiben konnte keine Erklärung geben. Zu lange ist es her, zu gering sind die Erinnerungen an jenen Tag.

Laut Srel lud Geiben zum Schluss seines Besuchs Grünpflanzen in seinen Wagen, die er eigenen Angaben zufolge Steil zur Aufbewahrung überlassen hatte. „Vläit hutt Dir och eppes anescht ageraumt“, mutmaßte die Richterin. Dann müsste der Srel das ja auch gesehen haben, rechtfertigte sich Geiben. Die Andeutung der Richterin ging zweifelsohne in Richtung Sprengstoff. „Dat ass Är Chance, datt just gesi gouf, wéi Dir Planzen agelueden hutt“, kommentierte Sylvie Conter.

Schießübungen im Bunker

Die damalige Lebensgefährtin von Steil, Alice Fuchs, wollte am Donnerstag in der Sitzung nichts von Geibens Pflanzen wissen. Nie habe es fremde Pflanzen im Haus gegeben, betonte die 80-Jährige. Sie erzählte allerdings von Schießübungen, die Steil und seine BMG-Freunde in einem hauseigenen Luftschutzbunker durchgeführt hätten. Hiervon wollte Geiben, der während der Befragung zunehmend nervös wirkte, wiederum nichts wissen. Die Richterin gab klar zu verstehen, dass dieser Raum, den Fuchs so gut wie nie aufgesucht hatte, ein gutes Sprengstoffversteck abgeben würde. „Deemno wat do gebunkert gouf“, meinte Sylvie Conter. Später betonte sie: „Mir si nach ëmmer der Meenung, datt den Här Steil net do war an datt Dir an de Reckendall gefuer sidd, fir him Bescheed ze soen, datt Dir dat, wat Dir am Keller maache wollt, gemaach hutt“.

Die Richterin erklärte zudem, sie könne nur schwer nachvollziehen, dass Geiben, der eine Woche zuvor vom Rechtshilfeersuchen gegen ihn erfahren habe und nachdem es im Justizpalast geknallt habe, nicht gemerkt habe, dass er beschattet wurde. Geiben hielt dem entgegen, dass er sich heute nicht mehr sicher sei, wann und von wem er von dem Rechtshilfeersuchen erfahren habe. Er betonte zudem, dass er heute der Überzeugung sei, dass er damals nach Reckenthal gelockt worden sei, damit er als Tatverdächtiger von möglichst vielen Menschen gesehen wurde. „Et ass drëm gaang, mech an d'Pan ze klaken“, sagte er. Man habe dafür gesorgt, dass er verdächtigt wurde, dass er observiert wurde, zum richtigen Zeitpunkt unbeobachtet war und am Folgetag nicht kontrolliert wurde. Das Attentat auf den Justizpalast sei erfolgt, um ihn verdächtig zu machen, der Anschlag auf Wagner, um den Verdacht zu erhärten, so Geiben, der wieder einiges an Selbstbewusstsein wiedererlangt hatte.

Auf wiederholtes Nachbohren der Richterin, der Verteidigung und eines Nebenklägers, erklärte Geiben, die Täter seien seiner Überzeugung nach in einem engen Kreis aus nicht mehr zehn Leuten zu suchen, nur diejenigen die Befehlsgewalt hatten und jene, die die Ermittlungen leiteten. GOR-Leiter Stebens habe seiner Meinung nach Order bekommen, sich nicht mehr an die Observierung und an den Anschlag zu erinnern. Die Anweisung könne nicht nur von seinem direkten Vorgesetzten Pierre Reuland gekommen sein, sondern auch von allen, die hierarchisch über ihm standen. Er könne aber nicht sagen, wer einen derartigen Befehl gegeben habe. Das sei ohnehin nur spekulativ.

Showdown am Dienstag

Es fällt übrigens auf, dass die Kriminalkammer derzeit sehr zurückhaltend mit der Planung der kommenden Sitzungen ist. So ist lediglich bekannt, wie der Prozess am kommenden Dienstag weitergehen wird – darüber hinaus ist nichts gewusst. Am Dienstag sind Marcel und Laurent Hurt vorgeladen. Letzterer soll dabei Nadine Rausch gegenübergestellt werden. Wie der beigeordnete Staatsanwalt Oswald betonte, ist es der Kriminalpolizei nämlich nach einigem hin und her endlich gelungen, der Zeugin die Vorladung „in die Hand zu drücken“.

Am Dienstag soll zudem auch ein neuer Zeuge angehört werden. Dabei handelt es sich um den Polizisten Patrick Fairon, der in einem Bericht an die Staatsanwaltschaft betonte, Loris Mariotto habe ihm erzählt, die Bommeleeër seien gefasst worden, es gebe nur drei Personen im Land, die Bescheid wüssten und deren Schweigen sei mit „décke Plaze“ beim Staat entlohnt worden. Mariotto, der am Dienstag ebenfalls vorgeladen ist, spielte als „M“ in der Geheimdienstaffäre eine nicht unbedeutende Rolle. Von ihm stammte die angeblich chiffrierte CD mit dem genauso angeblich brisanten und heimlich aufgenommenen Gespräch zwischen dem damaligen Regierungschef Jean-Claude Juncker und dem Staatschef, Großherzog Henri.


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