„Ich dachte, er wäre tot“
„Ich dachte, er wäre tot“
(str) - Als „den Kleinen, den Breiten und den Unscheinbaren“, bezeichnete eine Zeugin am Dienstag am zweiten Verhandlungstag die drei angeklagten Polizeibeamten in einem Prozess um eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Polizisten, Soldaten und Zivilisten am Valentinstag 2016 in der hauptstädtischen Rue de Bouillon.
Sie, die wohl als einzige am Tatort nicht betrunken war, schilderte glaubwürdig und kohärent, wie zunächst ein Bekannter von ihr, ein Soldat, die drei Polizisten als „Poliziste vun Déifferdeng“ bezeichnet habe – ohne dabei beleidigend zu sein, wie sie hervorhob.
Dann erzählte sie, wie ihr zweiter Begleiter zu den drei Beamten gegangen sei und mit diesen geredet habe. Der Ton sei bald lauter geworden. Ihr Begleiter habe einen der Beamten von sich gestoßen, woraufhin alle drei Polizisten mit Fäusten auf den jungen Mann eingeschlagen hätten, bis dieser bewusstlos zu Boden ging. „Ich dachte, er wäre tot“, meinte sie. "Er bewegte sich nicht mehr."
Beleidigungen, die keiner hört
Die Aussagen einer weiteren Zeugin waren weit weniger kohärent und teils im Widerspruch zu anderen Erkenntnissen. Allerdings erläuterte sie, dass sie jenen der Polizisten, der während der gesamten Schlägerei am brutalsten aufgetreten sei, als Türsteher aus zwei hauptstädtischen Diskotheken kenne.
Zudem betonte sie bei der Schlägerei seien Sätze gefallen, wie Schäiss Neger, géi zeréck an däi Land“. Diesen Satz hat aber wohl niemand anderes gehört, genau wie jener, den die Polizisten zu ihrer Verteidigung vorbringen: „Sale flic, je vais te tuer“.
Jener Zeuge, dem die rassistischen Bemerkungen wohl gegolten haben sollen, damals ein Armeevolontär, beschrieb genau wie andere Zeugen, den „Breiten“ unter den Polizisten als denjenigen, der gar nicht mehr zu beruhigen gewesen sei und immer weiter Streit gesucht habe.
Er selbst sei, von einem der anderen Polizisten in den Würgegriff genommen worden, als er versucht habe, Streitende zu trennen.
Der Prozess wird am Mittwoch mit der Anhörung der acht Angeklagten fortgesetzt.
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