Ich bin genervt
Ich bin genervt
In jüngster Vergangenheit wurden bei uns im Haus Malerarbeiten durchgeführt. Unsere Küche war nur bedingt benutzbar, weil alles mit einer Schutzfolie zugehängt war. Die Maler meinten, die Folie könne zwar an einigen Stellen aufgeschnitten werden, um an eine Schublade oder den Kühlschrank zu kommen. Aber lieber solle es so bleiben, wie es ist - was für mich auch nachvollziehbar war. An Kochen war aber so nicht zu denken. Mein Genervt-Sein-Grad stieg ins Unermessliche.
Nach einigen Stunden fragte ich mich, ob mein Zustand daher rührte, dass ich die Küche nicht wie sonst benutzen konnte oder ich einfach von mir selbst genervt war, weil ich genervt war? Eine definitive Antwort habe ich nicht gefunden, es ist wohl leider von beiden ein wenig.
Ich räume die Spülmaschine immer in einer gewissen Reihenfolge aus.
Als ich diese Phase überwunden hatte, verfiel ich in den nächsten Zustand: Scham. Es ist ein klassisches First-World-Problem, sich darüber aufzuregen, einige Tage die Kaffeemaschine nicht nutzen zu können oder von Papptellern essen zu müssen.
Was mich dann auch erschreckt hat, ist die Dominanz der Automatismen in meinem Alltag. Ich räume etwa die Spülmaschine immer in einer gewissen Reihenfolge aus: zuerst die Teller, dann Gläser, Tassen und beim Geschirr immer zuerst Messer, dann Gabeln und zuletzt die Löffel.
Dieses Verhalten beschränkt sich nicht nur auf die Küche, es zeigt sich auch an anderen Plätze im Haus und in anderen Lebenssituationen - ob es sich um die Reihenfolge bei der Körperpflege oder den „Ablauf“ beim Pizza-Essen handelt.
Das Schreiben dieser Zeilen hat wieder einmal seine Aufgabe als Selbsttherapie wunderbar erfüllt - in der Hoffnung, dass es diesmal Wirkung gezeigt hat und ich nicht mehr von mir selbst genervt sein muss.
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