Hitzewelle: Pflegedienste gefordert
Hitzewelle: Pflegedienste gefordert
„Es ist warm, zu warm.“ Die 90-jährige Yvonne Heintz sitzt in ihrem Wohnzimmer. Wohl sind die Rollläden heruntergelassen, sodass es im Inneren des Hauses nicht zu heiß ist, dennoch machen ihr die hohen Außentemperaturen zu schaffen. Liebevoll reicht Marine Gazel, Krankenschwester bei Help, der häuslichen Pflege des Roten Kreuzes, ihr ein Glas Wasser und eine Broschüre, die über die Verhaltensregeln bei Hitze informiert. Sie erklärt der Patientin, dass sie regelmäßig Wasser trinken, keinen Alkohol, leichte Kleidung tragen, den Körper erfrischen, die Wohnräume kühlen, ausreichend Nahrung zu sich nehmen und sich in den wärmsten Stunden nicht im Freien aufhalten soll.
Yvonne Heintz zeigt sich erfreut über die zusätzliche Unterstützung. „Wenn es so warm ist, erhöhen wir die Anzahl der Hausbesuche“, erklärt Marine Gazel. So überprüft die Pflegerin nicht nur, ob alle Maßnahmen getroffen wurden, damit es im Haus kühl bleibt, sie achtet auch darauf, dass die Menschen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. „So weit wie möglich, sollen sie während unseres Besuches ein Glas Wasser trinken. Und wir stellen ihnen dann noch ein volles Glas in Reichweite, bevor wir das Haus verlassen.“ Zudem wird bei der abendlichen Pflege darauf geachtet, dass der Körper abgekühlt wird.
„Nicht auszuhalten“
Bei Liliane Le Clerc-Hubert steht das Wasser bereits griffbereit. Zwei kleine Flaschen habe sie bereits getrunken, erklärt die 71-Jährige. „Ich nehme auch selbst Initiativen“, scherzt sie. Man merkt ihr an, dass sie sich über den Besuch freut. Sie erzählt von ihren Enkelkindern, sieben am Stück, und von ihren ehemaligen Arbeitsstellen. Auch das Zuhören zählt zum Job der Pfleger.
Eigentlich hält sich Liliane Le Clerc-Hubert gerne im Freien auf. „Ich brauche das. Nur auf dem Sofa zu sitzen, bringt ja nichts“, erklärt sie. Allerdings sei es ihr am Mittwoch am frühen Morgen in ihrem Innenhof bereits zu warm gewesen. „Am Nachmittag ist es nicht auszuhalten. Da bleibe ich lieber zu Hause.“ Sie wolle kein unnützes Risiko eingehen und sie müsse die Wohnung ja nicht verlassen. Bereits am Dienstag hatte sie aufgrund der Hitze einem Pfleger den Einkauf überlassen.
Stattdessen verbringt sie in dieser Woche ihre Zeit mit Lesen, Sticken und Fernsehen, vor allem die Fußball-WM der Frauen interessiere sie.
Sowohl Yvonne Heintz als auch Liliane Le Clerc-Hubert nehmen den Service von Help regelmäßig in Anspruch. Aufgrund der Hitze wurden die Hausbesuche in dieser Woche verstärkt.
Besuche und Anrufe
Die Pfleger von Help sowie von vielen weiteren Anbietern statten derzeit jedoch auch jenen Menschen, die sich für den Plan canicule angemeldet haben, erste Besuche ab. „Derzeit befinden wir uns in der Phase Orange. Dabei geht es in erster Linie darum, herauszufinden, welche Bedürfnisse die Betroffenen haben“, erklärt Joseph Degrand von der Croix-Rouge. Die Pfleger erinnern bei ihren Besuchen zudem daran, dass es wichtig ist, zu trinken und die Räume kühl zu halten. Bei den meisten Personen würden zwei bis drei Besuche pro Tag ausreichen. Dies hänge jedoch stets von der gesundheitlichen Verfassung ab.
Wohl komme durch die Hitze mehr Arbeit auf die Pfleger zu. Da die Anfragesteller – in der Regel sind es zwischen 150 und 200 – jedoch auf unterschiedliche Pflegedienste und nach den Wohnregionen aufgeteilt werden, sei das Mehr an Arbeit aber überschaubar, so Marine Gazel. Zudem unterscheide sich der Aufwand von Fall zu Fall. Einige Personen würden sich zusätzliche Besuche wünschen, anderen reiche ein Anruf aus.
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