Hilfe für die Notaufnahme
Hilfe für die Notaufnahme
Von Maximilian Richard und Jacques Ganser
Insbesondere wegen der langen Wartezeiten stehen die Notaufnahmen hierzulande regelmäßig in der Kritik. Um die Situation zu verbessern, hat das Gesundheitsministerium im März 2017 ein Audit in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse wurden bereits im vergangenen Dezember veröffentlicht. Nach einer weiteren Analyse wurden gestern den Parlamentsausschüssen für Gesundheit und für soziale Sicherheit die Schlussfolgerungen vorgestellt.
Über 130 Maßnahmen sollen für eine Entlastung der Notaufnahmen sorgen. „Wir gehen nun von der Bestandsaufnahme in die Umsetzungsphase über“, sagt Gesundheitsministerin Lydia Mutsch. In den kommenden Monaten sollen die Patienten erste positive Veränderungen in den Notaufnahmen bemerken können.
Nicht jeder muss in die Notaufnahme
Ein wichtiger Rückschluss des Audits war, dass etwa 20 Prozent der Patienten die Notaufnahme aufsuchen, ohne wirklich ein Notfall zu sein. Für Entlastung soll nun eine gezielte Aufklärung sorgen. In den kommenden Wochen wird deshalb eine groß angelegte Informationskampagne gestartet.
Auch sei eine Förderung der Gemeinschaftspraxen von Allgemeinmedizinern in diesem Zusammenhang geplant. Diese könnten durch flexiblere Öffnungszeiten eine bessere Versorgung der Patienten gewährleisten und die Notaufnahmen somit entlasten. Künftig sollen Praxen, die aus mindestens drei Ärzten bestehen, vom Gesundheitsministerium unterstützt werden. Zudem arbeite das Ministerium für soziale Sicherheit gerade weitere finanzielle Anreize aus, so Mutsch.
Aber auch erste bauliche Maßnahmen, die die Behandlungsmöglichkeiten in den Krankenhäusern verbessern sollen, seien bereits in einer konkreteren Planungsphase. Davon sei unter anderem die Notaufnahme der Kinderklinik im Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) betroffen.
Dem Audit zufolge gibt es zudem im Bereich der Triage Nachbesserungsbedarf. Denn diese erfolgt bei 89,5 Prozent der Patienten erst 30 Minuten nach ihrer Aufnahme. „Wir wollen gewährleisten, dass eine erste Einschätzung innerhalb der ersten zehn Minuten geschieht“, so Mutsch. Den Patienten mache es nicht so viel aus, wenn sie warten müssen, solange sie über den Ablauf ihrer Behandlung informiert werden.
"Viele Fragen"
„Die Umsetzung der Maßnahmen ist eine Herkulesaufgabe. Das wirft viele Fragen auf“, sagt der CSV-Abgeordnete Jean-Marie Halsdorf. So sehe die Studie unter anderem vor, dass in den kommenden zehn Jahren 231 Spezialisten eingestellt werden müssen. Der Oppositionspolitiker äußert Bedenken, ob dies in dem vorgesehenen Zeitraum möglich ist. Laut Gesundheitsministerin Lydia Mutsch sei eine Arbeitsgruppe gegründet worden, die festlegen soll, wo das entsprechende Fachpersonal am dringendsten benötigt wird.
Ferner gibt Halsdorf zu bedenken, dass der Audit in einem Zeitraum entstanden sei, in dem die Spitäler von Düdelingen, Wiltz, Niederkorn und die hauptstädtische Zitha-Klinik noch als Urgences funktionierten. Dies hat sich aber durch das neue Spitalgesetz geändert. Welche Konsequenzen diese Veränderungen haben werden, müsse abgewartet werden.
Gesundheitsministerin Lydia Mutsch sieht darin allerdings keinen Nachteil für die Aussagekraft der Erhebung. Denn hauptsächlich sei das Ziel der Untersuchung gewesen, mit den Leuten vor Ort zusammenzuarbeiten. Zudem habe das Spitalgesetz einige wichtige Voraussetzungen für die Maßnahmen geschaffen. Unter anderem sieht ein entsprechendes Reglement zukünftig die systematische Erhebung von Informationen vor, sodass eine Überwachung der Notaufnahmen vereinfacht wird.
Insgesamt zeigt sich Halsdorf aber mit dem Audit zufrieden. „Die Studie weist auf viele Probleme hin und zeigt, warum diese entstanden sind.“ Luxemburgs Gesundheitssystem sei sehr krankenhausorientiert, weshalb zu viele Menschen die Notaufnahmen aufsuchen. „Um dies zu ändern, brauchen wir eine globale Lösung für Luxemburg.“ Gleichzeitig müsse die medizinische Basisversorgung gewährleistet bleiben. Ob die Maßnahmen den erhofften Effekt erzeugen, müsse sich in den kommenden Monaten zeigen. „Der Weg ist der richtige, doch bis wir ankommen, wird es noch etwas dauern“, so Halsdorf.
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