Hausdurchsuchung: Schmitt-Security erneut am Pranger
Hausdurchsuchung: Schmitt-Security erneut am Pranger
(str) - Die Männer mit den gelben Schmitt-Security-Westen waren nachts auf dem Schueberfouer-Gelände nicht zu übersehen. Und für die Aufgabe, die sie dort offensichtlich erfüllten, hatten sie keine Zulassung.
Als die Sachlage nach einer umfassenden Berichterstattung im „Luxemburger Wort“ im August 2015 öffentlich debattiert wurde, stellte das Justizministerium Security Services Schmitt in einer Stellungnahme quasi einen Persilschein aus und der Fall schien vom Tisch zu sein.
Am Montag bestätigte sich nun aber, dass die Vorgänge nun doch nicht ganz ohne Folgen bleiben. Wie „Radio 100komma7“ berichtete, gab es im Juni 2018 eine Hausdurchsuchung bei der Stadtverwaltung im Zusammenhang mit illegalen Wachschutzdiensten im Auftrag der Stadt Luxemburg bei der Schueberfouer.
RTL fügte später hinzu, dass es auch eine Durchsuchung beim damaligen Verantwortlichen des hauptstädtischen Service des fêtes et marchés, Marc Weydert, gegeben habe. Diese Meldung wurde jedoch am späten Nachmittag widerrufen.
Schmitt im Fokus der Justiz
Das „Luxemburger Wort“ hatte bereits im Jahr 2015 umfangreich über Security Service Schmitt berichtet: über deren Aktivitäten in einer juristischen Grauzone, über die Hintermänner, über deren Vorstrafen und über deren Verbindungen ins Rocker- und Rotlichtmilieu.
Hintergrund dieser Berichterstattung war ein Gerichtsverfahren zu illegalen Wachdiensten an einer Tankstelle in Leudelingen.
Dabei hatte die Staatsanwaltschaft auch diese Verstrickungen thematisiert.
Gästeempfang, nicht Sicherheit
In den Folgemonaten wurden zudem weitere mutmaßliche Verstöße gegen das Wachschutzgesetz (siehe Kasten unten) sichtbar, so etwa bei Großveranstaltungen in Diekirch, Düdelingen, Echternach und in der Hauptstadt.
Es ist nämlich so, dass Objektschutzaufgaben in Luxemburg nur von Firmen ausgeführt werden dürfen, die über eine spezifische Zulassung vom Justizministerium verfügen.
Diese ist an strikte und kostenintensive Auflagen geknüpft, die Schmitt-Security nicht erfüllte. Offiziell beschränkte die Tätigkeit von Schmitt sich auf Veranstaltungsbetreuung: Gästeempfang und Ticketkontrollen.
Spätnachts auf der Schueberfouer
Kurz vor dem Auftakt der Schueberfouer 2015 dokumentierte das „Luxemburger Wort“ rund zehn Mitarbeiter, die nachts über das Glacisfeld patrouillierten. Es war deutlich zu sehen, dass diese Männer mit Funkgeräten und Taschenlampen Kontrollgänge über das Fouer-Gelände ausführten.
Für diese Wachschutzaufgabe waren aber eigentlich zwei Mitarbeiter des zugelassenen Sicherheitsunternehmens G4S vorgesehen. Diese zwei Posten hatte die Stadtverwaltung am 23. Juli 2015 öffentlich ausgeschrieben.
"Mehr Schein als Sein"
Ein Brancheninsider bestätigte dem „Luxemburger Wort“ damals, dass diese Einstellung von zwei Sicherheitsleuten auf einem derart großen und völlig unübersichtlichen Gelände wohl mehr Schein als Sein darstelle.
Daher überrasche es auch nicht wirklich, dass tatsächlich noch andere Sicherheitsleute – wenn auch ohne Zulassung – auf dem Gelände anwesend seien.
Wie der Insider weiter ausführte, ist Schmitt Security Services wegen einer aggressiven Preispolitik bei konkurrierenden Unternehmen ebenso unbeliebt, wie bei Veranstaltern geschätzt.
So sollen die Preise unter den tatsächlichen Kosten für andere Sicherheitsunternehmen liegen.
Allerdings komme Schmitt auch eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Veranstaltungen und ein sehr umfangreicher Mitarbeiterpool als Verkaufsargument zugute.
Schöffenrat zeigt sich entrüstet
Auf die LW-Berichterstattung zu den mutmaßlich illegalen Wachdiensten auf der Schueberfouer reagierte der hauptstädtische Schöffenrat im August 2015 mit Entrüstung. Schmitt führe keine Wachschutzaufgaben im Auftrag der Stadt aus. Es werde lediglich der „Zugang zur Baustelle“während des Aufbaus der Schueberfouer kontrolliert.
Für den Rest überwache Schmitt nur den guten Ablauf der Veranstaltung und trage so zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl der Bürger bei.
Wenige Tage später erhielten die Stadtverantwortlichen dann in einer Antwort auf eine parlamentarische Dringlichkeitsfrage von Laurent Mosar (CSV) Rückendeckung von Justizminister Félix Braz (Déi Gréng): Die Aktivitäten, wie sie die Stadtverwaltung beschreibe, würden nicht unter das Wachschutzgesetz fallen.
Anders formuliert: Solange die Firma Schmitt das tut, was sie sagt, dass sie tun würde, darf sie das auch tun. Damit war die Diskussion über mutmaßlich illegale Wachschutzdienste auf der Schueberfouer vorerst beendet.
Hausdurchsuchung im Juni 2018
Dass dem dann aber wohl doch nicht so war, zeigte sich dann aber drei Jahre später. Im August 2018 lagen dem „Luxemburger Wort“ Informationen zu Hausdurchsuchungen bei der Stadtverwaltung vor.
Zudem hieß es damals, dass es bei der Hausdurchsuchung einen Zwischenfall gegeben habe: Eine Person aus dem Umfeld des Schöffenrats soll versucht haben, andere Personen vor der Polizei zu warnen. Deswegen seien dann auch kurzfristig Mobiltelefone eingesammelt worden.
Informationen blieben unbestätigt
Weiterführende Recherchen scheiterten allerdings am Ermittlungsgeheimnis. Auch offizielle Nachfragen erbrachten kein Ergebnis: Die Pressestelle der Polizei verwies auf jene der Justiz.
Auf den Sachverhalt angesprochen, bleibt diese dem „Luxemburger Wort“ trotz wiederholter Nachfrage bis heute eine Antwort schuldig. Es gab demnach nie eine Bestätigung für die Hausdurchsuchung.
Fakt ist allerdings, dass inzwischen der Posten des Leiters des Service des fêtes et marchés neu besetzt wurde und bei der Schueberfouer 2018 bereits eine andere Sicherheitsfirma den Platz von Security Service Schmitt eingenommen hat.
Letztere waren nur noch innerhalb von Festzelten als Türsteher im Privatauftrag zu sehen.
