Grevenmacher: „Zéintscheier“ im Altstadtzentrum wird kernsaniert
um weitere Bilder zu sehen.
(asc) - Als Zehntscheunen wurden im Mittelalter Lagerhäuser zur Abgabe und Aufbewahrung der Naturalsteuer Zehnt bezeichnet. Die „Zéintscheier“ an der Ecke Rue de la Poste/Rue de l'Eglise in Grevenmacher wurde ab Mai 1635 errichtet – eine Inschrift im Keller am Fuße des Mauerpfeilers informiert über das Baujahr. Damit ist die Zehntscheune zusammen mit dem Peter-Von-Osbourg-Haus und dem Haus des Dechanten eines der ältesten Häuser von Grevenmacher.
Ein Lokalhistoriker vermutet sogar in einer unveröffentlichten und undatierten Schrift, dass „in diesem Hause um 1477 der Kellermeister der landesherrlichen Güter (vigneron du Roy) wohnte“. Und weiter heißt es: „In diesem Keller wurden die fürstlichen Weine gesammelt und aufgehoben. (...) die alte Zehntscheuer, das Wahrzeichen des alten Regimes, wurde 1635 von der spanischen Domänen-Verwaltung in Luxemburg neu errichtet oder restauriert.“
Keramiküberreste aus dem 13. Jahrhundert
Bei archäologischen Ausgrabungen wurden unter der Bodenplatte die Überreste eines noch älteren Kellers, der vermutlich auf das Mittelalter zurückgeht, gefunden. „Dieses Mauerwerk bleibt erhalten, wird mit einer Glasplatte abgedeckt und wird demnach auch später weiterhin sichtbar sein“, sagt Gemeindetechniker Tom Pierret, der zusammen mit dem Architektenbüro ARK Architecte Kugener die Renovierungsarbeiten begleitet. Auch erhalten bleibt der funktionsuntüchtige Backofen im Keller. Bei den Grabungen wurden auch Mauern freigelegt, die Aufschluss über die verschiedenen Bauphasen auf dem Grundstück geben. Auch wurden Keramiküberreste aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, was darauf hindeutet, dass die Zehntscheune nicht das erste Gebäude auf dem Terrain ist. Im Garten wurden eine Zisterne und ein Brunnen sowie ein 30,48 cm großes Prüflineal freigelegt, was auf die Funktion des Gebäudes hindeutet.
Fundamente wurden gefestigt
Seit März 1975 ist die Stadt Grevenmacher Besitzer der „Zéintscheier“. Seit einigen Monaten laufen die Instandsetzungsarbeiten nun auf Hochtouren. Nach den Ausgrabungen mussten zuerst die Fundamente gefestigt werden, um die Gebäudestruktur und das Kellergewölbe der Scheune sowie die Nachbarhäuser zu stabilisieren. Im Innern wurden bereits Trennwände entfernt. Erneuert werden u. a. die Strom- und Telefonleitungen, die Kanalrohre, das Dach, die Fenster, die Isolierung, und die Holzböden werden durch Betonbodenplatten ersetzt. In der Klingenbergsgässel wird später der Aufzug der „Zéintscheier“ installiert. Der voraussichtliche Kostenpunkt der gesamten Instandsetzungsarbeiten wurde auf 2,76 Mio. Euro geschätzt.
