Gratistransport: Am Samstag geht es los
Gratistransport: Am Samstag geht es los
Fahrscheine ade: Von Samstag, dem 29. Februar, an benötigen Passagiere des öffentlichen Transports im gesamten Großherzogtum kein Ticket mehr, die Fahrt mit sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln, will heißen Bus, Zug und Tram, wird kostenlos. Damit wird der Gratistransport sogar einen Tag früher eingeführt als ursprünglich geplant, wie Mobilitätsminister François Bausch am Donnerstag vor rund 60 Medienvertretern aus dem In- und Ausland bekannt gab. Ein Schritt, der das ganze Wochenende gebührend gefeiert werden soll.
Einen Vorgeschmack auf das vielfältige Festprogramm (siehe Kasten weiter unten) gab es für die Medienvertreter bereits bei der Auftaktpressekonferenz am Donnerstag - mit Auftritten der auch für Samstag gebuchten Künstler Edsun, Stayfou und Serge Tonnar. R&B, Hip hop, Tanz und schicke Filmchen über das multimodale Verkehrsangebot in Luxemburg - die Botschaft, die man kurz vor der Einführung des Gratisangebots vermitteln möchte, ist klar: Die öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg sind nicht nur in Zukunft gratis, sondern sie werden auch immer moderner, performanter und qualitativ hochwertiger.
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Kostendeckungsgrad ohnehin gering
"Die Regierung möchte, dass Luxemburg in Sachen Mobilität ein Laboratorium wird", so François Bausch am Donnerstag. Mobilitätsprobleme gebe es in der ganzen Welt, dies insbesondere im urbanen Raum, und überall suche man nach Lösungen. "Luxemburg bietet sich perfekt an, um Experimente durchzuführen", so Bausch mit Verweis auch auf die zahlreichen Pendler, die sich täglich nach Luxemburg begeben.
Auch das Gratisangebot sei als solches zu betrachten. Der Kostendeckungsgrad bei den Bussen liege bereits heute bei lediglich sechs Prozent bei den Bussen und zehn Prozent beim Zugverkehr. Auf der anderen Seite gehörten die Tarife in Luxemburg - zwei Euro für eine Kurzstrecke, vier Euro für den ganzen Tag - zu den günstigsten in Europa.
Mehrkosten von 41 Millionen Euro für den Staat
"Das, was nun wegfällt, macht demnach nur einen kleinen Teil des Gesamtkostenpunkts aus." In Euro bedeute dies für den Staat rund 41 Millionen Euro Mehrausgaben - hinzu kommen 16 Millionen Euro, die die Stadt Luxemburg durch den Wegfall der Ticketeinnahmen zusätzlich aufbringen muss. "Es ist nicht so, als ob dies keine nennenswerte Summe sei. Aber, insgesamt und im Vergleich zu der Summe, die wir in das öffentliche Verkehrsnetz investieren, ist sie vergleichsweise gering."
Nun heiße gratis aber natürlich nicht wirklich gratis. "Wenn ich sage Gratistransport dann heißt das natürlich nicht, dass niemand mehr bezahlt", so Bausch. "Der Transport wird über Steuergelder finanziert. Wir finden das insofern gerechter, als dass diejenigen, die hoch besteuert werden, auch einen größeren Anteil beisteuern werden als jene mit geringem Einkommen. Klein- und Mittelverdiener profitieren somit verhältnismäßig stärker als Personen mit hohem Einkommen." Demnach sei das Ganze auch als soziale Maßnahme zu begreifen.
Auch Grenzgänger profitieren
Das Gratisangebot gelte für sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb des Großherzogtums - Bus, Zug und Tram. Wie Bausch betonte, werden aber auch die Grenzgänger profitieren. "Wir haben Abkommen mit Deutschland, Frankreich und Belgien getroffen, damit der Luxemburger Anteil bei den grenzüberschreitenden Fahrten abgezogen wird", so der Minister. Kostenpflichtig bleibt in Luxemburg lediglich die erste Klasse im Zug - zum selben Tarif wie bisher.
Was das Personal angeht, so unterstrich Bausch: "Ich bin ein absoluter Gegner von leeren Zügen und Bahnhöfen. Das Personal erhält andere Aufgaben, um Dienst am Kunden zu leisten - ihn zu beraten, für Sicherheit zu sorgen und sich voll auf seine wichtige Mission - den Service au client - zu konzentrieren."
Klare Ziele bis 2025
Bausch betonte am Donnerstag einmal mehr, dass es sich bei der Einführung des Gratistransports lediglich um einen Aspekt von vielen handele. Der Minister verwies in diesem Zusammenhang auf die Mobilitätsstrategie Modu 2.0 für die kommenden Jahre, die "ein riesiges Investitionsprogramm" vorsehe.
Die Ziele von Modu 2.0 seien demnach klar: 20 Prozent mehr Passagiere sollen bis 2025 mit den öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden. Parallel dazu müsse sich aber auch beim Autoverkehr etwas ändern. "Jeden Morgen fahren 250.000 leere Autositze durch die Landschaft", so Bausch. Im Schnitt ist jedes Auto heute mit nur 1,2 Personen besetzt - künftig soll diese Zahl auf 1,5 steigen. Schließlich müsse das öffentliche Verkehrsangebot viel attraktiver gestaltet werden als heute - mit weniger Verspätungen und Zugausfällen, Expressbuslinien und insgesamt einem stark verbesserten Angebot.
Enorme Investitionen
Allein in den Zugverkehr investiere der Staat zwischen 2018 und 2027 fast vier Milliarden Euro. Im europäischen Vergleich liegt Luxemburg mit 600 Euro pro Einwohner und Jahr somit auf dem ersten Platz. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 378 Euro pro Person, in Deutschland 64. All das spiegele sich auch in den Nutzerzahlen wider - bei der CFL sei die Zahl der Passagiere zwischen 2003 und 2018 um 70 Prozent gestiegen.
Die Investitionen ins Tramnetz und den Busverkehr kommen noch dazu. Neben der Erweiterung der Tramstrecke wird derzeit das komplette RGTR-Busnetz überarbeitet. "Wir werden das dichteste Busnetz in ganz Europa bekommen", so Bausch.
Stadt Luxemburg: Bewusstsein schaffen
Auch Bürgermeisterin Lydie Polfer brachte die Herausforderung in Sachen Mobilität mit einigen Zahlen auf den Punkt: "Die Hauptstadt macht zwei Prozent der Gesamtfläche des Landes aus. Die Hälfte davon sind Grünflächen und Wälder. Auf dem anderen einen Prozent der Fläche leben 20 Prozent der Einwohner. Auf ihr befinden sich aber auch 40 Prozent der Arbeitsplätze", so Polfer.
"All das erklärt, warum jeden Tag über 200.000 Pendler in die Hauptstadt kommen. Eine Entwicklung, die sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren noch beschleunigt habe. "Wir müssen uns dieses Problems zusammen annehmen", so Polfer. Vom Gratisangebot erwarte man sich "ein Bewusstsein bei den Menschen herbeizuführen, dass sich etwas ändern muss" - um auch in Zukunft eine hohe Lebensqualität zu bieten.
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