Gemeindeleiterin, ja, das gibt es
Gemeindeleiterin, ja, das gibt es
Von Anne Chevalier
Am 11. Juni organisiert die Kommission Fra an der Kierch den Begleitungstag: „Eng partnerschaftlech Kierch – Gedeeft, gefirmt, geruff, geschéckt – an och verantwortlech!?“, zu der alle Interessierten eingeladen sind und an der verschieden auch nicht kirchliche Organisationen teilhaben. Hauptrednerin ist Theologin Dr. Regina Postner (Forschungsgebiete: Ökumene und Dogmatik) und Seelsorgerin in Egolzwil-Wauwil und Schötz. Im Vorfeld haben wir mit ihr über die Stellung der Frau in der Kirche gesprochen.¶
Wie sehen Sie die Stellung der Frau in der Kirche zurzeit?
Ich sehe eine Herausforderung und eine Chance, die sich momentan bietet, nicht nur für Frauen, für Laien insgesamt. Die Kirche ist in der Veränderung und dies gilt auch für Luxemburg insbesondere, wo die Trennung von Kirche und Staat gerade beschlossen wurde. Die Kirche ist nicht das Reich Gottes, sondern Mittel zum Zweck und es braucht viel Leidenschaft und Freude hinsichtlich der Gestaltung. Papst Franziskus hat es ja auch unterstrichen, er wünscht sich mehr Frauen in Leitungspositionen, er traut ihnen Einiges zu. Diese Stellung hängt natürlich auch mit der jeweiligen Leitung zusammen. Da geht es auch um einen Prozess, Frauen müssen auch in ihre Funktionen wachsen, da kann sich nicht alles von heute auf morgen ändern. Das muss über einen Dialog geschehen. Ich glaube für die Priesterinnenweihe, das erlebe ich nicht mehr, ist die Kirche noch nicht bereit, aber es geht darum, den Boden zu bereiten. Ich glaube zurzeit tut sich sehr viel und man darf auch die Kraft des Heiligen Geistes nicht vergessen.
Zeichnen sich Frauen durch bestimmte Qualitäten aus?
Frauen haben einen großen Sinn für Verantwortung und sie kennzeichnet auch vernetztes Denken sowie die nötige Sensibilität für das kleine und feine. Es ist viel unkomplizierter mit Frauen zusammenzuarbeiten. Man kann viel von ihnen lernen, wie sie zum Beispiel in der Kinderkatechese vorgehen, die sie zu „99“ Prozent betreuen. Frauen sollen auch dort eingesetzt werden, wo ihre besonderen Charismen und Stärken zum Ausdruck kommen, beispielsweise in der Pastoral. Es geht auch um eine verständlich Sprache in der Kirche, die überhaupt für alle Laien greifbarer und anschaulicher wäre, und die sich von der verkopften Predigerkirche absetzt.
Sie sind ja selber einen ungewöhnlichen Weg gegangen ...
Ja, ich war Gemeindeleiterin in der Schweiz bis vor ein paar Jahren. Diese Funktion gibt es im Bistum Basel, auch wenn dies kaum bekannt ist. Sie ist im Kirchenrecht angelegt und gehört zu den Sondermöglichkeiten, die insbesondere für Südamerika und Afrika geschaffen wurden – aus akutem Priestermangel. Das Bistum Basel und das Bistum St. Gallen haben diesen Paragrafen in Anspruch genommen und so konnte ich als Gemeindeleiterin zusammen mit einem älteren mitarbeitenden Priester eingesetzt werden. Die spezifischen Aufgaben, die mit dem Priesteramt zusammenhängen, wie z. B. die Krankensalbung durfte ich nicht feiern, aber ich habe mit der Beauftragung des Bischofs Taufen gehalten und bei Hochzeiten assistiert.
Worüber werden Sie sprechen in Luxemburg?
Ich werde über die Möglichkeiten und Chancen für Frauen in einer sich verändernden Kirche sprechen und über die Grundlagen dazu. Diese finden sich in den Aussagen von Jesus ebenso wie bei Paulus, der über die Charismen spricht. Darüber hinaus geht es um die Geschichte der Kirche. Denn nur im Wissen um die Vergangenheit, lässt sich die Zukunft fundiert gestalten. Dabei helfen Frauengestalten wie Hildegard von Bingen oder Teresa von Avila.
Was spielt noch eine besondere Rolle für Sie?
Die Ökumene ist mir sehr wichtig. Es geht um ein Miteinander, in den je eigenen Traditionen. Kein Einheitsbrei, sondern um die Einheit in Verschiedenheit. Ziel dabei ist die Gottesbeziehung - und nicht vornehmlich Strukturen. Es geht ja darum, dass Gott immer wieder ja zum Menschen, zu mir sagt, dass er zu mir steht auch in Krisensituationen und dass er einen Neuanfang immer wieder bejaht und ermöglicht. Wichtig ist außerdem, dass ich auch im Glauben voranschreite mit allen Krisen, die dazu gehören. Kraftquelle ist für mich, dass ich mich immer wieder zurückziehen kann in die Stille, um zu beten, zu meditieren, um Gotteswort in der Bibel zu lesen und nach der Bibel zu leben lernen. Eine geistliche Begleitung ist mir ebenso wichtig wie Exerzitien und geschwisterliche Gespräche, um Korrekturen beim eingeschlagenen Weg vornehmen zu können.
Nützliche Infos
Der Begegnungstag findet statt in der Maison d’accueil des Franciscaines, 50, avenue Gaston Diderich, L-1420 Luxembourg-Belair.
Anmeldung bis zum 23. Mai: E-Mail: fraekommissioun@cathol.lu, Telefon: 23 63 80 32 oder schriftlich: Fraekommissioun, 5, rue de Schandel,
L-8707 Useldange.
Bitte angeben, wenn eine Übersetzung ins Französische erwünscht ist.
Das vollständige Programm sowie weitere Informationen zu den weiteren Referentinnen und Referenten finden sich unter: http://web.cathol.lu/article4829.
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