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Fernseh-Zukunft
Leitartikel Lokales 2 Min. 31.12.2013 Aus unserem online-Archiv

Fernseh-Zukunft

Leitartikel Lokales 2 Min. 31.12.2013 Aus unserem online-Archiv

Fernseh-Zukunft

Fernand MORBACH
Fernand MORBACH
Die Vielfalt des Fernsehangebots ist unübersichtlich geworden, und – diese Feststellung ist eigentlich eine Katastrophe – die Diskussion über Qualität des Fernsehens wurde in den hintersten Winkel der Intellektuellen-Nische verbannt.

Aus der Sicht der Luxemburger Fernsehzuschauer war der 2. Januar 1984 ein besonderer Tag: Vor knapp 30 Jahren setzte in einem Studio in Bartringen „RTLplus“ zu seinem Höhenflug an. Der Sender veränderte die Fernsehlandschaft.

Die privaten Fernsehmacher brachten neuen Schwung ins Geschäft – auch wenn sie bei der Wahl der Mittel nicht sehr anspruchsvoll waren. Mit Sendungen unter der Grenze des damaligen guten Geschmacks ärgerten die privaten Pioniere auf der einen Seite das irritierte Feuilleton-Establishment. Auf der anderen Seite erzielten sie gute bis hervorragende Einschaltquoten. Die Menschen bekamen damals offensichtlich jenes breitentaugliche Fernsehen, das sie sich wohl gewünscht hatten.

Drei Jahrzehnte später ist die Vielfalt unübersichtlich geworden, und – diese Feststellung ist eigentlich eine Katastrophe – die Diskussion über Qualität und den gesellschaftlichen Wert des Fernsehens wurde in den hintersten Winkel der Intellektuellen-Nische verbannt. Stattdessen steht halb Luxemburg kopf, wenn in einer deutschen Fernsehsendung ein sympathischer Luxemburger Landwirt und eine nicht weniger sympathische junge deutsche Frau im quotenförderlichen TV-Serien-Schneckentempo zum Zueinanderfinden gebracht werden.

Sei‘s drum. 30 Jahre, nachdem unter dem Impuls des damaligen RTL-Chefs Gust Graas ein neuer deutscher TV-Sender aus Luxemburg zur Welt kam, steht das Fernsehen wieder einmal vor grundsätzlichen Veränderungen. Wir Zuschauer werden uns in erster Linie auf eine immer tiefere Verschmelzung von Internet und Fernsehen einstellen müssen und wir werden uns mit dem Gedanken anfreunden müssen, für Fernsehinhalte mehr Geld zu zahlen.

Bezahlfernsehen ist auf dem Vormarsch und wird seit einiger Zeit vom Publikum auch angenommen. Allein in Deutschland buhlen mittlerweile fast 100 Pay-TV-Programme um Kunden. Ganz vorne mit dabei ist natürlich Sky – das frühere Premiere –, das auch in Luxemburg zunehmend mehr Zuschauer findet.

Einen noch größeren Schritt nach vorne machten die Streamingdienste und Video-on-Demand-Anbieter. Sie befreien den Fernsehzuschauer vom Zwang, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt vor sein Fernsehgerät setzen zu müssen. Filme, Shows, Dokus kann man sich schon heute im Prinzip dort und dann anschauen, wo und wann man will – ob ganz klassisch auf dem TV-Schirm oder auf dem Notebook, dem Tablet oder dem Smartphone.

Luxemburger Fernsehzuschauer sehen das Ganze mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Positiv ist, dass in der jüngsten Vergangenheit die Betreiber der Kabelnetze auf die Wünsche der Kunden reagiert haben: Wer heute möchte und das entsprechende Geld investiert, kann auch hierzulande Pay-TV-Programme wie Sky abonnieren und ganz legal schauen.