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Es gibt nicht nur eine „Nei Bréck“
Lokales 2 Min. 15.03.2012 Aus unserem online-Archiv

Es gibt nicht nur eine „Nei Bréck“

Die Walnut Lane Bridge in Philadelphia (rechts) wurde nach den gleichen Plänen gebaut, wie die Adolphe Brücke in Luxemburg.

Es gibt nicht nur eine „Nei Bréck“

Die Walnut Lane Bridge in Philadelphia (rechts) wurde nach den gleichen Plänen gebaut, wie die Adolphe Brücke in Luxemburg.
Foto: Luc Ewen/US Government
Lokales 2 Min. 15.03.2012 Aus unserem online-Archiv

Es gibt nicht nur eine „Nei Bréck“

Die Adolphe-Brücke kann, subjektiv gesehen, mit vielen Adjektiven betitelt werden: imposant, schön, groß,…. aber nicht mit dem Wort „einmalig“. „Dreimalig“ wäre da schon angebrachter. Die zu ihrer Bauzeit größte Steinbogenbrücke der Welt diente auch als Vorlage für zwei Schwesterbauten.

Die „Nei Bréck“, oder „Pont Adolphe“, gehört zum Stadtbild der luxemburgischen Hauptstadt, wie die „Gëlle Fra“ oder der Mariendom. Die Adolphe-Brücke kann, subjektiv gesehen, mit vielen Adjektiven betitelt werden: imposant, schön, groß,…. aber nicht mit dem Wort „einmalig“. „Dreimalig“ wäre da schon angebrachter. Die zu ihrer Bauzeit größte Steinbogenbrücke der Welt, war nicht nur ein Prestige-Bau, sondern diente auch als Vorlage für zwei Schwesterbauten, sozusagen ihre Zwillingschwestern.

Beton statt Gilsdorfer Sandstein in Amerika

Die „Nei Bréck“ entstand unter Federführung von Albert Rodange, nach Plänen von Paul Séjourné. Dieser verwendete die Pläne jedoch nicht nur einmal. Nach Fertigstellung der Sandstein-Brücke im Jahr 1903, begann er eine Kopie des Bauwerks im US-amerikanischen Philadelphia zu planen. Von 1906 bis 1908 entstand so die „Walnut Lane Bridge“ in Philadelphia. Fundamentaler Unterschied: - Im Gegensatz zur „Nei Bréck“ und zur später entstandenen „Sidi Rached Brücke“, ist die „Walnut Lane Bridge“ kein Stein- sondern ein Betonbau.

Wer Fotos der Brücke sieht, muss dennoch zweimal hinschauen um zu erkennen, um welches der beiden Werke es sich handelt.

Kuriose Parallelen in Algerien

Im algerischen Constantine entstand von 1908 bis 1912 die „Sidi Rached Brücke“ unter Leitung des Ingenieurs Aubin Eyraud. Auch er stützte sich auf Pläne Séjournés, verlängerte die Brücke jedoch um das breite Tal der Rhummel zu überwinden.

Interessante Gemeinsamkeit mit der „Nei Bréck“: die Sidi Rached Brücke verbindet die Oberstadt mit dem Bahnhofsviertel und, genau wie bei der „Nei Bréck“ lässt der bauliche Zustand der Sidi Rached Brücke zu wünschen übrig. Auch sie wurde mit Verankerungen stabilisiert und hätte, genau wie die „Nei Bréck“, im Jahre 2011 saniert werden sollen. Am 21. August 2011 wurde die Sidi Rached Brücke auf Grund ihrer Baufälligkeit für jeglichen Verkehr gesperrt. Ein Verkehrschaos war die Folge. Seither laufen die Instandsetzungsarbeiten.

Séjourné hatte den Bogen raus

Paul Séjourné lebte von 1851 bis 1939. Der Ingenieur galt als Spezialist auf dem Gebiet des Baus von Bogenbrücken. Zu seinen Meisterleistungen zählt unter anderem eine Brücke über der Garonne, für die er die bereits bekannte „Caisson“-Technik weiterentwickelte.

Bis 1896 arbeitete Séjourné bei der französischen Straßenbauverwaltung. Danach verließ er den Staatsdienst, um in Dijon für eine Eisenbahngesellschaft zu arbeiten. Quasi nebenher plante er zudem andere Brückenprojekte wie beispielsweise die Adolphe-Brücke in Luxemburg-Stadt. Die Brücke, die heute besser unter dem Namen „Nei Bréck““ bekannt ist, entstand von 1899 bis 1903. Sie diente Séjourné, wie bereits erwähnt, als Vorlage für zwei weitere Brückenprojekte, die „Walnut Lane Bridge“ in Philadelphia (1906-1908) und die „Sidi Rached Brücke“ im algerischen Constantine (1908-1912).

Chefingenieur mit literarischen Wurzeln

Chef-Ingenieur beim Bau der Adolphe Brücke war nicht Séjourné selbst, sondern der Luxemburger Albert Rodange (1858-1927). Dieser leitete den Bau der Adolphe-Brücke nach Séjournés Plänen. Rodanges Vater war der Dichter Michel Rodange, dessen „Renert“ als eines der bekanntesten Werke der Luxemburger Sprache gilt.