Ersthelfer für die Seele gesucht
Ersthelfer für die Seele gesucht
Druckverband, stabile Seitenlage, Herzmassage: Erste-Hilfe-Kurse werden hierzulande regelmäßig in vielen Ortschaften des Landes angeboten, zahlreiche Bürger haben sich bereits zum Ersthelfer ausbilden lassen. Erstmals können Interessierte nun auch an einem Erste-Hilfe-Kurs in psychischer Gesundheit teilnehmen.
Der Bedarf ist groß: In Luxemburg ist jedes Jahr etwa eine von vier Personen von einer psychischen Erkrankung betroffen, schätzt die „Ligue Luxembourgeoise d'Hygiène mentale“. Doch auf eine professionelle Betreuung oder Behandlung warten Betroffene bisweilen Monate, wie Dr. Fränz D'Onghia betont - weil die Nachfrage steigt und es gleichzeitig an Fachpersonal fehlt. In Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit sollen nun auch Laien lernen, wie sie auf Betroffene zugehen und ihnen helfen können - bis die Person professionelle Unterstützung erhält.
Lange Wartezeiten als Problem
„Wie bei klassischen Erste-Hilfe-Kursen geht es darum, eine erste Hilfe zu bieten, bis eine Fachperson übernimmt“, erklärt D'Onghia. Psychische Erkrankungen seien sehr häufig, es mangele an Aufklärung und sie würden nach wie vor oft stigmatisiert. „Aufgrund von Lücken im Gesundheitssystem ist eine schnelle psychologische Betreuung hierzulande oft schwierig. Deshalb ist es wichtig, dass es in der Bevölkerung Menschen gibt, die diese Leiden auffangen können - und Betroffene anschließend zu professionellen Stellen orientieren.“
So wie reguläre Erste-Hilfe-Kurse richtet sich auch der Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit an die breite Öffentlichkeit.
Anzeichen und Symptome erkennen
Dabei wird den Teilnehmern zunächst einmal ein Grundwissen zu psychischen Störungen und Krisen wie Depression, Angststörung, Psychose, Sucht- und Essstörungen vermittelt, wie Dr. Elisabeth Seimetz erklärt. Sie erfahren, wie sich eine psychische Erkrankung im Alltag auf Betroffene auswirkt, und lernen, Anzeichen zu deuten und zum Beispiel Suizidgedanken, traumatische Ereignisse, Panikattacken oder aggressives Verhalten bei Menschen in ihrem Umfeld wertfrei anzusprechen. Schließlich geht es darum, die betroffene Person zu ermutigen, sich professionelle Unterstützung zu holen.
Der Kurs besteht aus vier Modulen à jeweils drei Stunden. Jeder Interessierte ab 18 Jahren kann sich zum Ersthelfer in psychischer Gesundheit ausbilden lassen. In einer späteren Phase sollen auch Jugendliche an dem Kurs teilnehmen können.
Unterstützung aus Australien
Die Ligue hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ein Prozent der Bevölkerung, sprich etwa 6.000 Bürger, entsprechend auszubilden, bis 2030 sollen es deren bereits 18.000 sein. Als Vorreiter in dem Gebiet gilt übrigens Australien, wo es ein derartiges Angebot schon seit 20 Jahren gibt. Die Mitarbeiter der Ligue wurden denn auch von den australischen Kollegen geschult.
Weitere Informationen zu den Kursen, die ab Juni auf Luxemburgisch und Französisch angeboten werden, gibt es online.
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