Erst Panik, dann Ratlosigkeit
Erst Panik, dann Ratlosigkeit
(m.r./SH) - „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll.“ Der junge Mann steht inmitten von Trümmern. „Unser schöner Garten“, seufzt Cleyton Santos. Überall sind Äste und die Überreste seines Elternhauses verteilt, die Gartenlaube, sie stand erst seit Kurzem dort, wurde von dem Wind umgerissen, auf dem Nachbargrundstück steht ein zersplitterter Baum. Nur Minuten zuvor fegte am frühen Freitagabend ein Tornado über die Avenue de Luxembourg in Niederkerschen und hinterließ dort, aber auch im Raum Petingen, ein Bild der Verwüstung.
Der junge Mann befand sich zu diesem Zeitpunkt im oberen Stockwerk, dort wo jetzt nur noch ein Loch prangt. „Ich war auf dem Speicher und rasierte gerade meinen Bart“, erzählt er. Dann ging alles ganz schnell: Plötzlich bebte alles, es wurde laut und der Wind riss das Dach ab. „Ich geriet in Panik und flüchtete nach unten zu meinen Eltern.“ Die Familie hatte Glück im Unglück, niemand wurde verletzt. In ihr Haus zurück dürfen sie allerdings die nächste Zeit nicht.
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„Wir hatten fürchterliche Angst“
Das Bild der Verwüstung zieht sich weiter bis auf die Höhe des Einkaufszentrums auf der Biff. Entlang der Straße versuchen in den Stunden nach dem Unwetter Gemeindearbeiter die Fahrbahn von Bäumen und Trümmern zu räumen, zahlreiche Bewohner stehen vor ihrer Haustür, einige von ihnen versuchen kleinere Schäden zu beseitigen. Eine Reihe von mehr als 15 Häusern gegenüber dem Einkaufszentrum weist schwere Schäden auf – einige Dächer sind vollkommen abgedeckt, eine Stromleitung wurde abgerissen und liegt auf einem der Häuser.
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Ein Einwohner erzählt, er habe beobachtet, wie mehrere Windhosen sich auf das Eckhaus zubewegt hätten. Es habe „gedonnert und gedröhnt“, daraufhin sei ein Blitz im Haus eingeschlagen. Er habe dann den Hund genommen und sei mit seiner Familie geflüchtet.
Auch die Mitarbeiter des Fast Food Restaurants auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Wohnhäuser haben Schrecksekunden hinter sich. Yamna Chebili war gerade vom Drive-In-Schalter auf dem Weg zur Kasse, als plötzlich Trümmerstücke durch das Restaurant flogen. „Wir hatten fürchterliche Angst und haben versucht, uns zu verstecken.“
Pierre Mellina: „Großartige Solidarität“
Viele Häuser sind derzeit unbewohnbar. Betroffenen Einwohnern wurde zunächst im Käerjenger Treff Obhut geboten. „Wir müssen zunächst jenen Menschen helfen, die auf der Straße stehen. Wir organisieren Hotels“, erklärte der Bürgermeister der Gemeinde Käerjeng, Michel Wolter, der sich zwar derzeit im fernen Ausland aufhält, von dort aus jedoch die Organisation in die Hand nahm. Gemeindearbeiter und -beamte wurden aus dem Feierabend gerufen, um sich an den Aufräumarbeiten zu beteiligen.
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„Es gibt eine Solidarität hier im Süden, die finde ich großartig“, sagte der Petinger Bürgermeister, Pierre Mellina. In seiner Gemeinde wurden rund 100 Häuser abgedeckt. Wie in Käerjeng waren auch in Petingen sämtliche Gemeindearbeiter im Einsatz.
Während einige Einwohner, deren Häuser nicht mehr bewohnbar sind, privat unterkamen, wurde für alle anderen eine Lösung gesucht. „Ich bin auf dem Weg in ein Hotel, um das zu klären“, so Mellina am Abend.
Solidarisch zeigte sich jedoch auch die Gemeinde Kehlen. Nicht nur eilten die Gemeindearbeiter in die betroffenen Gebiete, Bürgermeister Félix Eischen bestätigte auch, dass die Gemeinde Kehlen den beiden betroffenen Gemeinden Petingen und Käerjeng zwei Häuser zur Verfügung stelle, um Betroffene umzusiedeln.
Auch Privatpersonen zeigten Einsatz und versorgten die Einsatzkräfte sowie die betroffenen Personen mit Nahrung und Getränken.
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