Ebola an Bord
Ebola an Bord
Von Jan Söfjer
In der zweiten Märzwoche trat der Ernstfall ein, für den monatelang alles vorbereitet worden war: Ein Brite, der sich in Sierra Leone gegen Ebola engagierte, zeigte Symptome der Krankheit. Die britische Regierung wandte sich an die „Medical Evacuation“-Stelle (Medevac) der EU-Notfallkoordinationszentrale. Diese kontaktierte Luxemburg.
Am 11. März starte
auf Findel der Jet nach
Sierra Leone. Am 13. März landete er mit dem Patienten in Großbritannien (Weitere Details wurden nicht bekannt). Einer von zwei „Ebola-Flügen“ seitdem. In beiden Fällen landete der Jet in Marokko und Luxemburg, um aufzutanken und in Luxemburg, um die Piloten zu wechseln.
So wird ein Patient sicher transportiert
Für die Crew besteht zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, sich bei einem Ebola-Patienten anzustecken. Ebensowenig kann sich ein gewöhnlicher Patient, der später in dem Jet geflogen wird, anstecken. Dafür sorgt die spezielle Isolationseinheit.
Ein Patient, der tatsächlich oder mutmaßlich an Ebola erkrankt ist, wird in einem speziellen Kokon von Helfern in Ganzkörperschutzanzügen in den Jet gebracht. Dort befindet sich ein Sicherheitszelt um das Patientenbett herum. Das Zelt kann für die Ein- und Ausstiege von Patienten direkt mit der Flugzeugtür verbunden werden. Nachdem der Kokon im Zelt ist, wird dieses geschlossen und von der Tür gelöst. Der Kokon kann dann geöffnet werden. Während des Fluges befindet sich der Patient im Zelt, die Crew ist sicher und kann sich ohne Schutzanzüge in der Maschine bewegen. Der Patient ist im Zelt über Behandlungshandschuhe, die Teil des Zeltes sind, behandelbar.
Wenn die Maschine am Zielort landet, wird der Patient wieder in dem Kokon verschlossen und der Innenraum des Zeltes auf Knopfdruck dekontaminiert. Alle möglichen Ebolakeime, die sich unter Umständen am Zelt befinden (zum Beispiel durch Niesen) sterben in wenigen Minuten ab.
Wenn der Jet gelandet ist, wird das dekontaminierte, geschlossene Zelt wieder mit der Tür verbunden und erst mit dieser geöffnet. Der Patient wird in dem Kokon herausgebracht. Das Sicherheitszelt und später auch der Kokon werden sicher verpackt und in einer speziellen Anlage (zum Beispiel in Antwerpen) verbrannt. Das Flugzeug als solches kommt zu keinem Zeitpunkt von innen oder außen in direkten Kontakt mit dem Patienten.
Das Problem mit den Überflugrechten
Es kann nur zwei Tage dauern, bis ein Mensch nach der Infektion mit Ebola die ersten Symptome zeigt, also die Krankheit ausbricht, maximal 21 Tage. In der Inkubationsphase ist die Erkrankung nicht ansteckend. „Wir versuchen daher Patienten mit Ebolaverdacht so schnell wie möglich zurückzubringen. In maximal 48 Stunden“, sagt Didier Dandrifosse, Head of Medical Department, bei der Air Rescue. Das ist jedoch nicht so einfach.
Selbst bei gewöhnlichen Ambulanzflügen nach Afrika müssen Überflug- und Landerechte von den afrikanischen Ländern eingeholt werden (Marokko ausgenommen). Das braucht Zeit. „Es kommt vor, dass der geplante Zeitplan nicht eingehalten werden kann, weil die Freigaben nicht schnell genug kommen“, sagt Olivier Fauris, Head of Luxembourg Control Center bei der Air Rescue. Bei Ebola-Verdachtsfällen ist das besonders fatal.
„Das luxemburgische Außenministerium engagiert sich nun, um von den entsprechenden Ländern in Westafrika permanente Überflug- und Landerechte für 'Ebola-Flüge' zu bekommen, um so Verzögerungen zu reduzieren“, sagt Fauris. Senegal hat diese Sondererlaubnis bereits gegeben, Marokko mündlich. Dass ein Überflugverbot zu einem großen Problem werden kann, wurde Ende Januar deutlich. Ein Jet der Air Rescue war auf dem Weg nach Kamerun, um eine verunglückte Frau nach Paris zu bringen. Kurz bevor der Jet Algerien erreichte, verweigerte das Land den Überflug. Die Frau starb noch am selben Tag.
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