Die Bahn ohne Züge: CFL erklärt Gründe für Verspätungen
Die Bahn ohne Züge: CFL erklärt Gründe für Verspätungen
Die Züge sind ständig in Verspätung - so zumindest die Wahrnehmung, wenn man Passagiere befragt. Einer solchen Aussage würde Marc Wengler, Generaldirektor der CFL jedoch nicht beipflichten. Um die Subjektivität solcher Wahrnehmungen zu unterstreichen, stellte er am Donnerstag den Jahresbericht zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Züge vor.
"Vergangenes Jahr waren 89 Prozent der Züge pünktlich am Zielort, acht Prozent hatten eine Verspätung von mehr als sechs Minuten, 1,2 Prozent sind auf einem Teil der Strecke ausgefallen und 1,9 Prozent sind ganz ausgefallen", so Wengler. Dies würde bei den 1.000 CFL-Zügen, die täglich in Luxemburg verkehren, bedeuten, dass 80 Züge pro Tag mehr als sechs Minuten in Verspätung sind. Zwölf fallen jeden Tag auf einem Streckenabschnitt aus. Im Schnitt werden täglich 19 Züge annulliert. 2017 sind 88,8 Prozent der Züge pünktlich gekommen, 8,5 Prozent waren mehr als sechs Minuten in Verspätung.
Die Sechs-Minuten-Regelung
Wie kann es nun zu einer solchen Divergenz zwischen der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung und den wissenschaftlich nachgewiesenen Fakten kommen? Ein Grund dafür könnte sein, dass ein Zug mit weniger als sechs Minuten Verspätung in der CFL-Statistik nicht als verspätet vermerkt wird. Jedoch kann eine solche Verzögerung dazu führen, dass ein Anschluss verpasst wird, was mit weiteren Wartezeiten einhergehen kann.
Täglich fahren 90.000 Passagiere mit dem Zug. Die vorgestellten Statistiken sagen jedoch nichts über die Anzahl der Passagiere aus, die von einer Zugverspätung oder einem Ausfall betroffen sind. "Das Zugnetz ist zu Spitzenzeiten total überlastet", erklärt der Generaldirektor. "Natürlich kommt es gerade zu diesen Zeiten wegen der vielen Passagiere auch zu mehr Störungen im Fahrplan." So könnte es also theoretisch sein, dass die Zuverlässigkeit der Züge steigt, die Zahl der Passagiere, die ihr Ziel pünktlich erreichen, jedoch sinkt.
Zugausfälle sind leicht gestiegen - dies unter anderem wegen Streiks
Neben den verspäteten Zügen gibt es aber auch solche, die ganz oder auf einem Teil der Strecke ausfallen. 2017 waren dies 2,7 Prozent (27 Züge am Tag), 2018 waren es 3,1 Prozent (31 Züge am Tag). In vergangenen Statistiken wurde ein Zug mit mehr als 30 Minuten Verspätung als Ausfall gewertet. Dem ist aber nicht mehr so. Er fließt nun in die Berechnung der Verspätungen ein. "Jedoch führt ein Zug der mehr als 30 Minuten Verspätung hat zwangsweise dazu, dass Haltestellen ausgelassen werden", erklärt CFL-Direktor Marc Hoffmann.
Die Gründe für die Verspätungen und Ausfälle sind jedoch sehr vielfältig. Von 9.024 ausgefallen Zügen (ganz oder auf Streckenabschnitten), waren bei 31,9 Prozent der Fälle externe Faktoren Schuld. Die Ursache können etwa Streiks oder Baustellen sein. Manche Verspätungen werden bereits aus dem Ausland übertragen.
Aber auch die Einführung eines neuen Sicherheitssystems in den Zügen hat zu einigen Problemen aufgrund von Kinderkrankheiten geführt, wie Marc Wengler präzisiert. Etwa vier Mal pro Woche wird darüber hinaus ein Alarm ausgelöst, da sich Personen zu nahe an den Gleisen befinden oder es Probleme an Bahnschranken gibt. Einen mehr oder weniger hausgemachten Einfluss auf die Ausfälle von Zügen hatte dagegen das Fehlen oder nicht Verfügbarkeit von Rollmaterial (30,6 Prozent der Ausfälle, was 2018 zu 2.761 Zugausfällen führte).
Die Verantwortlichen der CFL blicken dennoch sehr positiv in die Zukunft. Bald schon werden einige der Ausbauprojekte des Schienennetzes, wie der des Viadukt Pulvermühle, fertiggestellt. Zwischen 2018 und 2027 werden 3.907 Millionen Euro in den Ausbau des Schienennetzes investiert. Vergleicht man Luxemburg mit dem Pünktlichkeit-Musterschüler Schweiz, so stellt man fest, dass Luxemburg pro Jahr mit rund 600 Euro pro Einwohner in einem Jahr fast doppelt so viel investiert.
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