Deutschland: Testpflicht tritt am Samstag in Kraft
Deutschland: Testpflicht tritt am Samstag in Kraft
(dpa/lrs/SC) - Im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus müssen sich Reisende aus internationalen Risikogebieten von diesem Samstag an bei der Einreise nach Deutschland testen lassen. Das ordnete der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an, wie er am Donnerstag in Berlin mitteilte.
Welche Länder als Risikogebiete gelten, steht auf einer Liste des Robert-Koch-Instituts (RKI). Von den deutschen Nachbarländern hat das Robert-Koch-Institut bisher nur Luxemburg und die belgische Provinz Antwerpen als Risikogebiete eingestuft. Auch die drei spanischen Regionen Aragón, Katalonien und Navarra stehen seit Ende Juli auf der Liste. Zentrales Kriterium ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat.
Spahn sagte, mit der Testpflicht für Rückkehrer aus Gebieten mit hohen Fallzahlen wolle man „auf Nummer sicher“ gehen. „Mir ist sehr bewusst, dass das ein Eingriff in die Freiheit des Einzelnen ist.“ Es sei aber ein zumutbarer Eingriff. Wer aus solchen Risikogebieten kommt, muss sich bisher schon direkt für 14 Tage in häusliche Quarantäne begeben und beim Gesundheitsamt melden. Möglich ist auch, ein negatives Testergebnis vorzulegen, das höchstens 48 Stunden alt ist.
Die bisherigen Ausnahmen im sogenannten kleinen Grenzverkehr zu Luxemburg bleiben aber auch nach dem Inkrafttreten der Testpflicht bestehen
Wer sich kürzer als 72 Stunden in dem Großherzogtum aufgehalten hat, muss sich weder testen lassen noch in Quarantäne, erklärte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch. Damit sind insbesondere Pendler ausgenommen. Für alle, die sich länger als 72 Stunden in Luxemburg aufgehalten haben, gilt eine Testpflicht.
Teststation an luxemburgischer Grenze in Betrieb
Rheinland-Pfalz hat für Einreisende vier Corona-Teststationen eingerichtet. In Bitburg nahe der belgischen Grenze an der Autobahn 60 können sich Reisende bereits seit Mittwoch 8.00 Uhr testen lassen. An den drei anderen Stationen solle es am Donnerstagmorgen losgehen, kündigte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin am Mittwoch in Mainz an.
Eine Station wurde am Parkplatz Markusberg an der Autobahn 64 von Luxemburg nach Trier eingerichtet, eine am Flughafen Hahn und eine in Landau in direkter Nähe zur Autobahn 65 für Urlauber, die aus Frankreich nach Deutschland zurückkehren. Die Tests sind kostenlos und werden nur für Menschen angeboten, die von einer Auslandsreise zurückkommen, wie Gesundheitsstaatssekretär Alexander Wilhelm (SPD) betonte.
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Menschen, die aus Nicht-Risikoländern einreisen, können sich an den vier Stationen freiwillig testen lassen. Wilhelm appellierte an die anderen Rheinland-Pfälzer, sich an den Stationen „nicht einfach mal testen zu lassen“.
Die neuen Einrichtungen seien lediglich eine Ergänzung zu den bestehenden Angeboten und sollten insbesondere die niedergelassenen Ärzte in der Urlaubswelle entlasten, die in etwa vier Wochen zu Ende gehe. Im Zweifel müsse der Auslandsaufenthalt etwa mit Boardingpässen oder Hotelquittungen belegt werden.
Die Teststationen haben von 8 bis 22 Uhr geöffnet, am Flughafen können die Öffnungszeiten entsprechend dem Flugplan abweichen. Bis zu 1000 Tests pro Tag seien an den vier Stationen möglich, sagte Wilhelm. Mit Kapazitätsengpässen sei nicht zu rechnen. Betreiber ist das Deutschen Rote Kreuz (DRK). Die Bundeswehr unterstützte die Sanitäter mit 48 Soldaten, davon die Hälfte Sanitäter, sagte Wilhelm.
„Wir haben höhere Infektionszahlen in ganz Deutschland, auch in Rheinland-Pfalz, und ein kleiner Teil davon ist auf Menschen zurückzuführen, die aus dem Urlaub kommen“, sagte Dreyer. Daher sei das Angebot zusätzlich zu den bestehenden Test-Ambulanzen eingerichtet worden. Nach einer langen Phase ohne größere Steigerung der Infektionen hätten diese am Dienstag wieder deutlich zugenommen - um 59 innerhalb eines Tages. Diese sei allerdings auf zwei lokale Ausbrüche zurückzuführen, die gut in den Griff zu bekommen seien, sagte Wilhelm. So etwas könne dennoch ein Indiz dafür sein, dass die Infektionszahlen möglicherweise wieder nach oben gingen. „Noch gibt es aber keinen Anlass zur Beunruhigung.“
Eine Anmeldung bei den Teststationen sei nicht erforderlich, Wartezeiten aber möglich, sagte der DRK-Landesvorsitzende Uwe Gaspar. Mit den Ergebnissen sei in ein bis zwei Tagen zu rechnen. Jeder Getestete erhalte ein Ergebnis, sagte die Sprecherin des Sozialministeriums, Stefanie Schneider. Neben den vier Teststationen des Landes würden auch andere aufgebaut, etwa in Bad Kreuznach, sagte Wilhelm. Zudem könne sich jeder auch an die Ärzteschaft wenden.
Corona-Testzentrum entsteht am Flughafen Saarbrücken
Auch das Saarland weitet die Corona-Testkapazitäten aus. Anfang kommender Woche soll am Flughafen Saarbrücken ein neues Testzentrum eingerichtet werden. Das kündigte Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) am Mittwoch in Saarbrücken an. „Es ist wichtig, dass die Urlauber zeitnah ein Ergebnis bekommen“, betonte sie. Die kostenlosen Tests sind für Rückkehrer, die aus Nicht-Risikogebieten kommen, freiwillig. Die Test-Teams sind jeweils zu Landezeiten von Flugzeugen vor Ort.
Bei den Urlaubsrückkehrern, für die das kostenlose Angebot seit Montag ebenfalls am Messegelände in Saarbrücken gelte, sei das Interesse groß. „Mit einem solchen Ansturm hatte ich nicht gerechnet“, gab die Ministerin zu. Bislang seien knapp 700 Proben genommen und die Hälfte davon ausgewertet worden. Darunter sei bislang ein positiver Fall aus dem Kosovo gewesen. Um lange Wartezeiten vor Ort zu vermeiden, wurde ein Terminbuchungssystem eingerichtet.
Am Flughafen soll es mit dem Testzentrum am kommenden Montag oder Dienstag losgehen. Die Untersuchungen sind für Reiserückkehrer, die aus Nicht-Risikogebieten kommen, freiwillig. „Wir haben in Anführungszeichen das Glück, dass dort noch keine Maschinen aus Risikogebieten landen“, sagte Bachmann. Urlauber erhielten beim Einsteigen in die Maschinen entsprechende Formulare, um sich für einen Abstrich bei der Rückkehr anzumelden. Sie halte es für falsch, dass die Untersuchungen kostenlos für die Reisenden seien. „Wer in Urlaub fährt, muss auch das Geld haben, um eigene Tests zu zahlen.“
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