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Der Flop mit dem Kantinenobst
Lokales 2 Min. 01.10.2020 Aus unserem online-Archiv

Der Flop mit dem Kantinenobst

In Luxemburg findet man jede Menge alte Apfelsorten. Bei den Ausschreibungen für die Schulkantinen bleiben sie chancenlos.

Der Flop mit dem Kantinenobst

In Luxemburg findet man jede Menge alte Apfelsorten. Bei den Ausschreibungen für die Schulkantinen bleiben sie chancenlos.
Foto: Marc Thiel
Lokales 2 Min. 01.10.2020 Aus unserem online-Archiv

Der Flop mit dem Kantinenobst

Jacques GANSER
Jacques GANSER
Der Mouvement écologique kritsiert die Auflagen des Landwirtschaftsministeriums in Sachen Schulobst scharf. Ökologische Prinzipien seien Mangelware.

Als Flop bezeichnet der Mouvement écologique die diesjährige Ausschreibung des Landwirtschaftsministeriums für Schulobst. Bereits im September vergangenen Jahres hatte die Umweltorganisation darauf hingewiesen, dass bei der Ausschreibung weder ökologische, noch regionale oder gesundheitliche Kriterien eine Rolle spielten.  

Auch nach einem Jahr hätte sich daran laut Méco nichts geändert. Dabei werden rund 400 luxemburgische Schulen an fünf Tagen in der Woche beliefert. 

Nur fünf Prozent Bio-Obst

Laut Méco würden grundsätzliche Kriterien aus ökologischer Sicht fehlen: dazu zählen Unterstützen des Biolandbaus und Förderung von pestizidfreien Produkten. Die einzige Auflage, die sich im Lastenheft findet, ist eine Vorgabe von mindestens fünf Prozent für Produkte aus dem Biolandbau. Wie die Regierung damit ihre laut nationalem Pestizidplan angestrebte 30 Prozent-Reduktion von phytosanitären Produkten erreichen will, sei mehr als schleierhaft. Der Biolandbau soll dazu bis zum Jahre 2025 um 20 Prozent gesteigert werden. Bei den eigenen Ausschreibungen bleibt das Landwirtschaftsministerium aber bei seinen alten Vorgaben von fünf Prozent.

Laut Méco würde damit eine Chance verpasst und ein Anbau unterstützt, der zu Biodiversitätsverlust, Artensterben, Klimaveränderung und Wasserbelastung führe.


Colorful fruits and vegetables
Landwirtschaftsministerium stellt Bio Aktionsplan vor
Ziel bis 2025: 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzte Fläche soll nachhaltig bewirtschaftet werden. Bauern erhalten während der Umstellungsphase Subventionen.

Keine regionalen Kriterien

Doch auch mit der so viel gepriesenen Regionalität  sei es demnach nicht weit her: Kleinere Produzenten werden benachteiligt, weil ein einzelner Anbieter in der Lage sein muss, alle 300 Grundschulen zu beliefern. Zudem fehle jede regionale Vorgabe. Kurze Anfahrwege werden nicht durch das Punktesystem belohnt, der Produktpreis wird höher bewertet als die biologische Produktionsmethode. Dabei lässt die EU laut Méco ausdrücklich zu, dass bei Ausschreibungen nicht der Preis entscheidend sein muss. 

Vorgeschrieben sind zudem bis auf wenige Ausnahmen nicht-wiederverwendbare Verpackungen. Eine Aufwertung des lokalen Obstanbaus sei mit dieser Art von Ausschreibungen nicht zu erreichen, so noch das Fazit der Umweltorganisation.  

Reaktion des Agrarministers

Im Agrarministerium sieht man die Lage freilich etwas anders. Das erste Ziel des ganzen Programms sei demnach, die Kinder und Jugendlichen überhaupt dazu zu bringen, Obst zu essen. „Wenn ich dann sehe, dass im vergangenen Schuljahr rund 90 Prozent der Schulkinder in den Genuss dieser Maßnahme kamen, dann kann wohl niemand von einem Flop reden“, so Agrarminister Romain Schneider (LSAP) auf LW-Nachfrage. 

Was die ökologischen Kriterien betrifft, so verweist Schneider darauf, dass insgesamt mehr als 37 Prozent der Produkte für die Schulkantinen aus Bioproduktion stammen. Hinzu kommen vier Prozent lokale Bioprodukte. 25 Prozent der Lebensmittel schließlich sind aus konventioneller, lokaler Produktion. 

 „Die Entwicklung geht seit Jahren in diese Richtung. Man kann angesichts dieser Zahlen also nicht behaupten, dass lokale und ökologische Auflagen hier nur eine Nebenrolle gespielt hätten“, erklärt Schneider. „Man muss bei Produkten aus biologischem Anbau allerdings auch beachten, dass das lokale und regionale Angebot an seine Grenzen stößt und nicht immer alle Auftragsvolumen erfüllt werden können.“ 

Laut Romain Schneider hätten die Produzenten aber auch die Möglichkeit, sich zusammenzuschließen, um die nötigen Lieferkapazitäten zu erreichen.

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