Der Einstieg in den Ausstieg
Der Einstieg in den Ausstieg
(DS) - Zeit und Ort stimmten überein, doch die Debatte war eine andere. Denn nur knapp einen Tag nachdem sich das Parlament am vergangenen Donnerstag mit dem Dossier Cargolux beschäftigte hatte, kam die Nachricht, dass sich die Qatar Airways aus dem Kapital der Frachtlinie zurückziehen wird. Grund genug für die Parlamentarier, das Thema Cargolux erneut auf die Tagesordnung zu setzen.
Diesmal ging es aber nicht mehr um die „atmosphärischen Störungen“ zwischen den beiden Airlines, diesmal ging es auf Krautmarkt vor allem darum, wie es nach dem Ausstieg der Katarer mit der Cargolux weitergehen wird. Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler zeichnete den Weg vor: Zu erst müsse der Ausstieg der Qatar Airways „professionell“ abgewickelt werden, dann müsse die Studie des externen Beraters Oliver Wyman ausgewertet und die künftige Strategie ausgearbeitet werden.
Aus dieser Strategie müsse sich dann das Profil für den neuen Partner ableiten und in einem vierten Schritt müsse man schließlich die erforderliche Kapitalerhöhung angehen. Diese konkrete Auflistung der Vorgehensweise bewog François Bausch (Déi Gréng) zu der Frage, wieso die Regierung 2011 bei dem Deal mit der Qatar Airways nicht genau so zielstrebig vorgegangen war.
"Geisterdebatte"
Zwar zeigte sich die Opposition gestern nicht mehr ganz so angriffslustig wie noch vor einer Woche, doch ganz zufrieden waren DP, Déi Gréng, ADR und Déi Lénk dennoch nicht. Fernand Etgen (DP) vermisste weiterhin konkrete Details zu der Transaktion mit den Katarern und François Bausch hatte das Gefühl, dass am vergangenen Donnerstag eine „Geisterdebatte“ geführt worden sei. Minister Wiseler wies diesen Vorwurf allerdings energisch zurück. Er habe das Parlament vor einer Woche genauestens über die Dinge informiert, die ihm zu dem Zeitpunkt bekannt gewesen seien.
„Die Regierung hat das Parlament nicht an der Nase herumgeführt“, so Wiseler mit Nachdruck. Zuvor hatte CSV-Fraktionschef Marc Spautz den drei involvierten Ministern den Rücken gestärkt. Luc Frieden, Claude Wiseler und Etienne Schneider seien selbst vom Rückzug der Qatar Airways überrascht worden und hätten anschließend den beiden parlamentarischen Ausschüssen ausführlich Rede und Antwort gestanden. Mit seinem Kollegen von der LSAP, Lucien Lux, war sich Spautz einig, dass nun erst einmal Ruhe in dem Dossier einkehren müsse und dass man die nächsten Schritte mit klarem Kopf angehen müsse.
Frieden: Noch andere Luxemburger Unternehmen in ähnlicher Situation
Über alle Parteigrenzen hinweg waren sich die Abgeordneten gestern einig, dass die Cargolux unbedingt einen neuen, finanzkräftigen Partner brauche. Wie zuvor Finanzminister Luc Frieden im LW-Interview zeigte sich Nachhaltigkeitsminister Wiseler ebenfalls offen für einen Investor, der aus einem Land kommt, „das anders aufgestellt ist“, als Luxemburg: „Mir kréien kee gemoolt“, so Wiseler. Auch eine Sperrminorität dürfe nicht tabu sein.
Zwischen Parlament und Regierung bestand letztendlich Einigkeit darüber, dass mit dem Ausstieg der Qatar Airways längst nicht alle Probleme gelöst sind. Eine Restrukturierung der Cargolux sei unausweichlich, so Minister Wiseler. Für Minister Frieden stellt sich darüber hinaus eine Frage grundsätzlicher Natur: Die Frachtgesellschaft sei nämlich kein Einzelfall, deshalb „müssen wir uns fragen, wie wir unsere Unternehmen insgesamt wettbewerbsfähig halten“.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.