Der Borkenkäfer ist gnadenlos
Der Borkenkäfer ist gnadenlos
Rund 55 500 Kubikmeter Holz sind in diesem Jahr bereits dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Betroffen sind vor allem Nadelbäume. Laut Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) ist der sogenannte Buchdrucker, eine Unterart der Borkenkäfer, für die Schäden verantwortlich. Neben dem Schädling haben aber auch die Hitze und die Trockenheit der vergangenen Monate dem Nadelwald zugesetzt.
In ihrer Antwort auf eine parlamentarische Frage der LSAP-Abgeordneten Mars Di Bartolomeo und Tess Burton spricht die Umweltministerin vor allem von den Schäden in den staatlichen und gemeindeeigenen Wäldern. Es sei allerdings davon auszugehen, dass die Situation in den Privatwäldern ähnlich sei. Laut Dieschbourg ist der Schaden vor allem wirtschaftlicher, nicht aber ökologischer Natur. Seit Juni dieses Jahres konnte sich der Borkenkäfer wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit sehr stark vermehren.
Jeder zweite Nadelbaum befallen
Schon eine rein optische Analyse lässt erahnen, dass praktisch jeder zweite Nadelbaum befallen ist. Damit steigt laut Dieschbourg aber auch die Gefahr einer reellen Pandemie in den nächsten Jahren, falls weitere Trockenphasen folgen. Um die Plage zu bekämpfen wurde laut Dieschbourg eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Naturverwaltung, der Privatwaldbesitzer und der Holzverarbeiter einberufen um angemessene Maßnahmen zu ergreifen.
Zusätzliche wurde eine Broschüre mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Dazu gehört unter anderem das schnelle Entfernen der befallenen Bäume um ein Ausbreiten des Käfers zu verhindern. Zugleich soll auf das Pflanzen von Nadelbäumen insbesondere in Monokulturen verzichtet werden. Diese sind besonders anfällig für den Schädling. Die betroffenen Waldbesitzer können zudem Entschädigungen beantragen. Zudem wurden die Beihilfen für das Neuanpflanzungen verdoppelt.
Das Ende der Fichte?
Betroffen vom Borkenkäferbefall sind in erster Linie die Fichten. Sie machen rund 21 Prozent des Baumbestandes in Luxemburg aus und sind als schnell wachsender Holzlieferant in der Forstwirtschaft beliebt. Historisch betrachtet war die Fichte das Holz der Bergarbeiter in der Minetteregion. Die Grubenverstärkungen ächzten und krachten unter Druck und warnten die Minenarbeiter so vorzeitig vor tödlichen Einstürzen. Fichte gilt zudem als das Bauholz schlechthin, außerdem wird es für die Zellstoffgewinnung, die Papierherstellung und die Spanplatten-Produktion genutzt.
Doch der Klimawandel könnte der Fichte bald den Todesstoß in unseren Breitengraden versetzen: „Die Fichte ist eigentlich kein heimischer Baum, sie wächst in den Hochregionen der Alpen und in Ost- sowie Nordeuropa“, so Thierry Helminger, Botaniker am Naturmusée und zuständig für die botanische Kollektion sowie das Arboretum in Kirchberg. „ In den letzten Jahrzehnten konnte der Baum in unseren Regionen erfolgreich genutzt werden“, so Helminger. „Es ist schwierig, Voraussagen zu treffen, aber wenn die Entwicklung hin zu heißen, trockenen Sommern anhält, dann wird die Fichte als forstwirtschaftlich genutzter Baum in Luxemburg verschwinden. Seine flachen Wurzeln erlauben es nicht, Wasser aus der Tiefe zu schöpfen. Zudem wird der Baum anfällig für den Borkenkäfer, der an sich eine nützliche ökologische Aufgabe erfüllt“, erklärt Helminger.
Mischwälder und Artenvielfalt
Aus diesem Grunde machen Maßnahmen wie die Bekämpfung des Borkenkäfers mit Pestiziden wenig Sinn oder richten nur mehr Schaden an. Zudem ist der Baum wegen seiner flachen Wurzeln sehr anfällig für Sturmschäden, vom ökologischen Gesichtspunkt betrachtet sind Fichten-Monokulturen ohnehin keine wirkliche Bereicherung der Biodiversität. „ Die Böden unterhalb dieser Wälder bekommen so wenig Licht ab, dass sie keine große Artenvielfalt erlauben“, so Helminger. Zudem tragen die Fichten zur Versauerung der Böden bei. „Wenn die klimatischen Gegebenheiten nicht stimmen, hat die Fichte keine Chance.“
Die Naturverwaltung ihrerseits setzt auf eine gute Durchmischung der Wälder: Vor allem sei es wichtig, nicht nur auf eine Baumart zu setzen, sondern Mischwälder an zu pflanzen. Diese könnten Witterungseinflüssen, Krankheiten oder Insektenbefall besser widerstehen als Monokulturen.
