Der alte Rambo ist spitze
Der alte Rambo ist spitze
(asc) - Streuobstwiesen und „Bongerten“ prägen das Landschaftsbild Luxemburgs und sind ein erhaltenswertes Kulturgut. Einige Gemeinden aus der Mosel- und der Sauerregion sind denn auch bekannt für die in ihren Dörfern anzutreffenden Obstsorten: die Kirschen im „Trëntenger Dall“, alte Birnensorten im südlicher gelegenen Bad Mondorf, die Zwetschgen in der Ortschaft Mensdorf beziehungsweise unterschiedliche Apfelsorten in den Dörfern der Gemeinden Manternach, Mompach und Rosport.
Um die Menschen für den Erhalt der Streuobstwiesen und der „Bongerten“ respektive der alten Obstsorten zu sensibilisieren, organisieren die Stiftung „natur&ëmwelt“ und das Syndikat Sias regelmäßig Aktionen.
Äste kürzen oder Bäume pflanzen
Eine solche Initiative ist das „Bongerten“-Projekt, bei dem die Besitzer von alten Obstbäumen für die Pflege und den Erhalt dieser Pflanzen sensibilisiert werden.
„Bei dem Projekt sollen nicht nur neue junge Apfelbäume angepflanzt werden, sondern vor allem alte Bäume richtig gepflegt, sprich die Äste fachgerecht zurecht gestutzt werden, damit sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch Obst produzieren“, erklärt Marc Thiel von der biologischen Station des Gemeindesyndikat Sias.
Ist ein alter Baum jedoch so krank, dass er nicht mehr gerettet werden kann, dann muss er natürlich gefällt werden und durch einen neu gezüchteten jungen Obstbaum ersetzt werden. Damit ein junger Apfelbaum allerdings Früchte bekommt, muss er veredelt werden, d. h. ein Stück des Astes von einem Baum der Apfelsorte X wird auf einen Ast des Baumes der Apfelsorte Y transplantiert. „Diese Arbeit erledigen wir nicht selbst, sondern wir überlassen dies zwei deutschen Baumschulen“, ergänzt Marc Thiel. Anschließend werden die veredelten jungen Bäume ins Großherzogtum gebracht und dort in einem „Bongert“ in die Erde gepflanzt.
Zusammen mit dem Pomologen Richard Dahlem von der Stiftung „natur&ëmwelt“ erheben Sias-Mitarbeiter bei „Bongerten“-Begehungen die dort vorhandenen Apfelsorten. Dabei kommt es nicht selten vor, dass alte seltenere Sorten entdeckt werden.
„Die Anzahl der Bäume und die jeweiligen Sorten werden danach in einer Datenbank erfasst. Diese Datei enthält bereits 16 500 Bäume aus den Mitgliedgemeinden des Sias und 14 500 Bäume aus dem Müllerthal“, sagt Marc Thiel, der zugibt, dass die Vielfalt der ausfindig gemachten Apfelsorten weitaus größer ist, als ursprünglich angenommen wurde.
Apfel, wer bist du?
Wie viele verschiedene Sorten es in den heimischen Gärten und auf den Streuobstwiesen gibt, ist nicht gewusst. „Denn wir entdecken regelmäßig Äpfel, von denen wir nicht wissen, welcher Sorte sie angehören“, gibt Marc Thiel zu. In den luxemburgischen „Bongerten“ ist die am häufigsten vorkommende Apfelsorte der Rambo (wissenschaftlicher Name: Rheinischer Winterrambur).
Die Sorte kann als Tafelapfel sowie für die Produktion von Fruchtsaft und Schnaps verwendet werden. Doch auch zum Backen, als Bratapfel oder im Kuchen ist der Rambo geeignet. Schon in den Jahren 1650 bis 1700 kannte man diese Apfelsorte in unseren Gegenden. Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Rambo ein weit verbreiteter Winterapfel.
Weitere regionale Apfelsorten sind etwa der Luxemburger Triumph und die Luxemburger Renette. Um den Obstbaumbestand aufrechtzuerhalten, wurden in den Gemeinden Mompach und Rosport in den vergangenen Monaten rund 1 000 neue Apfelbäume gepflanzt.
Die Besitzer von „Bongerten“, deren Obstbäume in der Datei erfasst wurden, können sich beim Sias informieren, welche Apfelsorten es auf ihrer Parzelle gibt.
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