Das liebe Geld
Das liebe Geld
(dhay) - Das war es also, worauf es hinauslief: Der des Mordes an einem 71-jährigen Luxemburger Angeklagte Brasilianer Diego M. hat kein Alibi. Geld, das die mutmaßlichen Täter in rauen Mengen vom Konto des Opfers abbuchten, diente wohl dazu, die Auftragsmörder zu bezahlen, so Ermittler Christian K. gestern vor der Kriminalkammer. Das alles lasse sich aus überwachten Telefongesprächen schließen.
Prozessbeobachter warteten darauf, nun wurde es endlich ausgesprochen: Diego M., der 30-jährige Sohn der Angeklagten Tania M., ist nicht ohne Grund angeklagt. Indizien bringen ihn mit der Tat in Verbindung und er hat kein Alibi. Wie Ermittler Christian K. dem Richter auf Nachfrage bestätigte, hat der junge Brasilianer aller Wahrscheinlichkeit nach einen oder mehrere Auftragsmörder verpflichtet, um den 71-jährigen Mann aus Senningerberg zu erschießen.
Die Ausgangslage
Das wäre denn auch eine Erklärung dafür, warum Diego M. am Tatabend, dem 25. Oktober 2011, beim Essen in einer Pizzeria in Porto Seguro mit der Angeklagten Brigitte D. und dem Opfer, derart häufig telefonierte. Es könnte auch veranschaulichen, warum Diego M. wegen „deux causes différentes“ viel Geld von seiner Mutter sowie von deren besten Freundin und Ehefrau des Opfers forderte. Das jedenfalls ergaben abgehörte Telefongespräche zwischen den drei Verdächtigen.
Kriminalermittler Christian K. begann seine Ausführungen gestern mit einem Video. Darin war die Umgebung des Hotels, in dem sich die Tatverdächtigen und das Opfer aufhielten, die Stadt Porto Seguro und den Tatort zu sehen. Er legte erneut dar, dass es unmöglich sei, dass Henri Z. sich dorthin verlaufen haben könnte. Mit Sicherheit auszuschließen sei ebenfalls, dass das Opfer den Weg zu Fuß zurück gelegt habe, denn das hätte zu einer anderen Spurenlage geführt: Der Tote hatte keinerlei Sandrückstände an Hose, Schuhen und Socken. Es gilt daher als erwiesen, dass Henri Z. mit dem Auto zum Tatort gebracht wurde. Es sei zudem anzunehmen, dass Brigitte D. und Diego M. mit in diesem Wagen saßen, als Z. erschossen wurde, so der Polizist.
„L'affaire de Brigitte...“
Handfeste Beweise sind jedoch Fehlanzeige – auch, weil die brasilianischen „Kollegen“ den Luxemburger Ermittlern, gelinde gesagt, kaum eine Hilfe waren. Die örtliche Polizei hatte es zudem versäumt, Spuren am Tatort zu sichern, was die Arbeit der Luxemburger „Police judiciaire“ zusätzlich erschwerte. Ihre Erkenntnisse bezogen die Beamten demzufolge hauptsächlich aus mitgeschnittenen Telefongesprächen.
Daraus ging etwa hervor, warum Diego seine Mutter derart bedrängte, um zügig an das ihm versprochene Geld zu kommen. Er stand nämlich bei einem Dritten in der Kreide. Und dieser Unbekannte verliere langsam die Geduld, hieß es am Telefon. Er habe Diego auch schon zu Hause „besucht“. „Il risque sa vie là-bas“, so seine Mutter zu ihrer Freundin am Telefon.
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