Das Krankenhaus für Wildtiere
Das Krankenhaus für Wildtiere
Von Raymond Schmit
Es begann in einem bescheidenen Rahmen, dann entwickelte sie sich zu einer Einrichtung, die heute nicht mehr wegzudenken ist und einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leistet. Die Pflegestation für Vögel und Wildtiere von natur & ëmwelt hinter dem Stadtpark Le'h in Düdelingen wird in diesem Jahr 30.
In drei Jahrzehnten wurde sie aufgrund des großen Erfolgs mehrmals ausgebaut. Jetzt steht eine Erweiterung bevor, wie der Präsident der größten luxemburgischen Naturschutzvereinigung, Roby Biwer, und Bürgermeister Dan Biancalana gestern anlässlich der Geburtstagsfeier erklärten. Die Arbeiten werden möglicherweise im Frühling 2020 anlaufen.
Private Initiative
Am Anfang stand eine Privatinitiative. 1989 begannen Jean und Jeanny François-Polfer in ihrem Haus, verletzte Wildtiere, vor allem Vögel, zu pflegen mit dem Ziel, sie später wieder auszuwildern. Als sich das private Anwesen der Familie François als zu klein erwies, um all die gefiederten und behaarten Patienten aufzunehmen, fand man bei der Gemeinde Düdelingen ein offenes Ohr. Sie stellte ein Gelände hinter dem Stadtpark Le'h zu Verfügung, auf dem die erste Voliere entstand.
Über 3 000 Tiere pro Jahr gepflegt
Dass eine solche Einrichtung in Luxemburg dringend benötigt wurde, belegen einige Zahlen. 1989 wurden 186 Tiere gepflegt, 1999 waren es 1 200, 2009 1 800 und 2018 bereits 3 500.
In diesem Jahr wird dieser Rekord vermutlich fallen, denn bis September 2019 wurden bereits 3 100 Vögel und Säugetiere eingeliefert.
Das mag auch daran liegen, dass man inzwischen drei Außenstellen, sogenannte Drop-off-Boxen, im Norden des Landes eingerichtet hat.
Erfolgsquote bei über 60 Prozent
In 30 Jahren wurden auch seltene Tiere, die auf der Roten Liste stehen, wieder auf Vordermann gebracht. Unter ihnen waren der Uhu, der Wanderfalke, die Wieseweihe oder sogar ein Schlangenadler. Nicht so selten, aber genauso schutzbedürftig sind 150 Schwalben und 140 Mauersegler, die in diesem Jahr aufgenommen wurden. Die Erfolgsquote liegt laut Roby Biwer bei 60 bis 65 Prozent.
Erster Biber
Erstmals wurde 2019 auch ein Biber, der in Luxemburg lange als ausgestorben galt und heute wieder an 39 Stellen im Land nachgewiesen werden konnte, eingeliefert. Auswilderung als Ziel Im Laufe der Jahre wurden auch neue Auswilderungsmethoden entwickelt. So wurden mit der Unterstützung von Förstern Auswilderungsstellen in Wäldern angelegt, in denen die Tiere wieder auf ein eigenständiges Leben in der freien Wildbahn vorbereitet werden.
Nicht nur mit der Natur- und Forstverwaltung gibt es eine gute Zusammenarbeit, sondern auch mit dem Naturmuseum, das durch die Untersuchung von Patienten wichtige Erkenntnisse gewinnt, unter anderem über den Gesundheitszustand von Fledermauspopulationen.
Auch auf den Zustand der Natur gibt die Pflegestation Hinweise. So etwa lässt die abnehmende Zahl von Vögeln aus der offenen Landschaft, zum Beispiel des Kiebitz, darauf schließen, dass in diesem Lebensraum etwas im Argen liegt.
Auf Hilfe angewiesen
Alleine könnte die größte Naturschutzvereinigung das ganze Unternehmen nicht mehr stemmen. Deshalb freut man sich über die Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums, des Umweltministeriums und der Gemeinde Düdelingen, von Sponsoren und privaten Spendern.
Drei Tierärzte und fünf ausgebildete Tierpfleger sind inzwischen in der Station beschäftigt. Ein weiterer Veterinär soll 2020 hinzukommen. Aber ohne eine Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern läuft nichts. „Sie leisten eine wichtige Arbeit“, bestätigt Roby Biwer.
Ausbau geplant
Der Ausbau steht in den Startlöchern. Derzeit befindet sich die Anlage auf einer Fläche von 37 Ar. Nach der Modernisierung wird sich die Fläche um 83 Ar vergrößern. Das Grundstück wird von der Gemeinde Düdelingen zur Verfügung gestellt, denn die Station sei inzwischen ein fester Bestandteil der Stadt, wie Bürgermeister Dan Biancalana betonte.
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