Cloche d'Or: Flavio Becca gibt Einblicke in die Entwicklung des Viertels
Cloche d'Or: Flavio Becca gibt Einblicke in die Entwicklung des Viertels
Den Zénith erreicht man mit dem Baustellenlift. Noch. Denn die Zwillingstürme Zénith 21 und 23, die aus dem Shoppingcenter Cloche d'Or ragen, sind fast fertig. Grund genug für Flavio Becca, als Geschäftsführer der Promobe SA Bauherr der Immobilie, und Michel Knepper, federführender Ingenieur des Projekts, einen Ausblick auf unmittelbar anstehende Projekte im Ban de Gasperich zu gewähren.
Im 13. Stock des schwarzen Wohnturms zeigte sich Flavio Becca sichtlich erfreut, dass das Herzstück des PAP Grossfeld kurz vor der Fertigstellung steht: „Nach insgesamt 25 Jahren Planungs- und Bauzeit freut es mich, dass die Türme noch in diesem Frühjahr fertig werden.“ Mit 250 Wohnungen von einer Durchschnittsgröße von 50 bis 90 Quadratmetern, stellen die Hochhäuser 25.000 Quadratmeter der insgesamt 160.000 Quadratmeter Wohnfläche, die im Ban de Gasperich entstehen sollen. Aktueller Durchschnittspreis im Viertel: 8.100 Euro pro Quadratmeter.
Drei Bauwerke in den Startlöchern
Zurzeit leben bereits an die 1.000 Menschen im neuen Viertel Cloche d'Or, berichtet Becca. Auch mit der Auslastung des Shopping Center Cloche d'Or ist der Promotor zufrieden: „Das Shopping Center hat seine Türen vor neun Monaten geöffnet; im Mai 2019. Rechnet man die Besucherzahlen für das Jahr 2019 auf ein ganzes Jahr hoch, kommt man auf rund sechs Millionen Besucher.“
Ehe Ingenieur Michel Knepper einen Ausblick auf die kurzfristigen Entwicklungen im Ban de Gasperich gab, wollte er zunächst etwas klarstellen: „Wir haben uns mit der Stadt Luxemburg und der Straßenbauverwaltung geeinigt, dass der Ban de Gasperich jetzt offiziell Cloche d'Or heißen soll.“ Neben den zwei Türmen steht noch ein anderer Blickfang im neuen Viertel kurz vor der Vollendung: Das markante, mit weißen Blättern verzierte Bürogebäude „Bijou“. Im Juni soll der von Architekt François Valentiny konzipierte Bau neben dem Sitz von Deloitte fertig sein.
Gleich hinter dem Gebäude stehen noch drei weitere Bauwerke in den Startlöchern: Das Gebäude des Bürovermieters Regus mit 4.250 Quadratmetern, der neue, gemeinsame Sitz der Gesundheitsbehörde und des Katasteramts mit 5.000 Quadratmetern und das sogenannte Multifunktionsgebäude „Darwin“ mit ebenfalls 5.000 Quadratmetern Fläche. Geplante Fertigstellung der drei Bauwerke: Ende 2021 bis Mitte 2022.
Rund 200 Meter Luftlinie entfernt laufen derweil die Arbeiten im südlichen Teil des Viertels um den Sitz von Pricewaterhouse Coopers auf vollen Touren. Gleich neben dieser Firmenzentrale entsteht gleich die zweite. Die italienische Bank Intesa Sanpaolo baut dort bis Ende 2021 ihren Firmensitz. Daneben sollen bis Ende 2023 an der Südseite der Cloche d'Or auch 850 neue Wohnungen entstehen. Ein besonderes Augenmerk haben die Planer auf die Ansiedlung von kleineren Geschäften gelegt. „Im Erdgeschoss der neuen Apartmenthäuser sollen kleine Geschäfte Platz finden. Das Viertel muss belebt werden und es ist wichtig, dass die Bewohner Metzger oder Bäcker gleich in ihrer Nähe haben“, erklärt Michel Knepper.
Nachhaltigkeit wichtiges Thema
Auf die Verkehrsproblematik im Ban de Gasperich angesprochen, verweist Becca auf die staatliche Verantwortung: „Mit der Hauptgrund für den Stau, ist, dass die Autobahn nicht dreispurig ausgebaut ist. Auch die Zugstrecke Richtung Frankreich muss ausgebaut werden und die Umsteigebahnhöfe rund um die Stadt müssen fertiggestellt werden. Bis das Problem gelöst ist, wird es aber noch dauern. Die Tram etwa wird das Viertel erst 2023 anfahren.“ Grundsätzlich sei das Viertel ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, betont Michel Knepper. „Das ganze Viertel ist CO2-neutral. Wir haben mit der Stadt vereinbart, alle Gebäude an das Fernwärmenetz der Stadt anzuschließen, dies über die Müllverbrennungsanlage SIDOR in Leudelingen. Das ganze Viertel Cloche d'Or kann so beheizt werden.“
Das Projekt habe es so geschafft, erklärt Knepper weiter, eine Platinumzertifizierung von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zu erhalten. Auch, weil der Bauträger sich über Konventionen mit der Stadt am Bau des neuen Parks in Gasperich beteiligt. „Wir haben rund 40 Millionen Euro für Beteiligungen an öffentlichen Infrastrukturen ausgegeben. Zudem treiben wir die Renaturierung des Baches Drosbach mit voran“, ergänzt Investor Flavio Becca die Ausführungen seines Vorredners.
Sozialen Mix fördern
Zur Preisgestaltung der Wohnungen befragt, betont Michel Knepper, dass das Projekt 2011 das erste war, das sich dazu verpflichtet hat, einen Teil der Wohnungen zu einem ermäßigten Preis anzubieten. „Wir haben uns dafür an den Durchschnittspreisen des Observatoire de l'Habitat für das Viertel orientiert. So werden zehn Prozent aller Wohnungen 20 Prozent unter dem Marktpreis angeboten. Insgesamt sind das 16.000 Quadratmeter“, erklärt Knepper. Die Stadt Luxemburg habe sich zudem dazu entschlossen, alle vergünstigten Wohnungen des im Bau befindlichen Südteils des Viertels aufzukaufen, fügt Flavio Becca hinzu.
Die Annahme, Immobilienpromotoren würden morgens aufstehen und sich überlegen, wie viel Geld sie an diesem Tag verdienen sollen, ist für Flavio Becca schlicht falsch. „Ich mache mir sehr viele Gedanken, wie Luxemburg morgen aussehen soll. Aber leider haben wir das Problem, dass wir schneller denken und handeln als eine Regierung, beziehungsweise eine Gemeinde. Genehmigungen lassen einfach zu lange auf sich warten. Die administrative Vereinfachung ist ein Wunschtraum und es hat sich seit 15 Jahren nichts verbessert.“
Ein weiteres Problem seien die Beschränkungen was den Bau in die Höhe betrifft. „Wir hätten den Turm auch ein oder zwei Stockwerke höher bauen können. Aber auch, was die Bauverdichtung angeht, vernehme ich nur wenige Impulse aus der Politik, vor allem von kommunaler Seite“, so Becca.
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