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CFL: Signale funktionierten korrekt: Ursachenforschung fokussiert sich auf Lokführer
Lokales 2 2 Min. 16.02.2017 Aus unserem online-Archiv

CFL: Signale funktionierten korrekt: Ursachenforschung fokussiert sich auf Lokführer

CFL-Generaldirektor Marc Wengler, Verwaltungsratspräsident Jeannot Waringo und Marc Hoffmann, Direktor des Personenverkehrs.

CFL: Signale funktionierten korrekt: Ursachenforschung fokussiert sich auf Lokführer

CFL-Generaldirektor Marc Wengler, Verwaltungsratspräsident Jeannot Waringo und Marc Hoffmann, Direktor des Personenverkehrs.
Foto: Guy Jallay
Lokales 2 2 Min. 16.02.2017 Aus unserem online-Archiv

CFL: Signale funktionierten korrekt: Ursachenforschung fokussiert sich auf Lokführer

Volker BINGENHEIMER
Volker BINGENHEIMER
Nach dem Zugunglück bei Bettemburg konnte die CFL mehrere Unfallursachen ausschließen. So sei die Signalanlage intakt gewesen, auch das Stellwerk habe richtig gehandelt. Der Ablauf des Unfalls ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt.

(vb) – Nach dem Zugunglück bei Bettemburg konnte die CFL mehrere Unfallursachen ausschließen. So sei die Signalanlage intakt gewesen, auch das Stellwerk habe richtig gehandelt. Der Ablauf des Unfalls ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt.

CFL-Generaldirektor Marc Wengler bestätigte am Donnerstagvormittag, dass es keine Hinweise auf einen Fehler der Signalanlagen oder im Stellwerk gebe. Nicht bekannt ist, ob das auf dieser Strecke betriebene Hilfssystem Memor II auf dem Personenzug funktionierte. Das Hilfssystem löst beim Vorsignal eine Abbremsung aus, 1200 Meter danach beim auf Rot geschalteten Hauptsignal dann eine Vollbremsung. Der Lokführer kann bei Memor II allerdings gegensteuern, indem er beispielsweise wieder Gas gibt.

Interessant ist die Aussage von CFL-Chef Marc Wengler, was bei einem funktionierenden Hilfssystem passiert wäre. Dazu meinte Wengler: "Wir wissen nicht genau, welche Geschwindigkeit der Zug hatte, als er am Vorsignal vorbeifuhr. Aber am Hauptsignal hätte Memor II eine Vollbremsung ausgelöst. Bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 60 km/h hätte der Zug in weniger als 350 Meter gestanden." Zum Zusammenstoß kam es aus Sicht des Personenzugs 350 Meter hinter dem Stoppsignal.

Bei der Pressekonferenz (siehe Live-Ticker unten) wurde klar, dass sich die Suche nach der Unglücksursache auf den Lokführer des Regionalzugs fokussiert. Felsenfeste Beweise wird es voraussichtlich erst geben, wenn die Black Boxes der beiden Züge ausgewertet sind. Der Güterzug verfügte über eine Black Box, die noch nicht geborgen werden konnte. Der Triebwagen hatte zwei Black Boxes. Eine davon, aus dem hinteren Teil, ist mittlerweile geborgen; sie zeichnete aber nur die gefahrene Geschwindigkeit auf. Interessanter wäre die zweite Black Box aus dem vorderen Teil, in dem der Lokführer saß. Sie zeichnet alle relevanten Daten auf, befindet sich aber noch in dem völlig zusammengestauchten Wrack.

Auf die Fahrtenschreiber der beiden Unglückszüge hat die CFL keinen Zugriff. Die Staatsanwaltschaft hat sich die Geräte gesichert und lässt sie von einem unabhängigen Experten auslesen.

Die CFL-Direktoren erläuterten die Sicherheitssysteme, mit denen Züge und Gleisanlagen ausgestattet sind. Die Bahngesellschaft hält es für wahrscheinlich, dass mit dem neuen Sicherheitssystem ETCS das Unglück hätte verhindert werden können. Sowohl der Personenzug als auch die Gleisstrecke zwischen Luxemburg und Thionville war mit ETCS ausgerüstet. Lediglich ein im Nachhinein tragischer Umstand verhinderte, dass das leistungsfähige System zum Einsatz kam: Die Zulassung der französischen Eisenbahnbehörde fehlte. Deshalb muss das System bereits bei Fahrtbeginn am Bahnhof Luxemburg ausgeschaltet werden.

  Liveticker: CFL Pressekonferenz (16.02.2017) 
9:02
Herzlich willkommen zum Live-Ticker von wort.lu. Die Pressekonferenz beginnt um 10 Uhr.
Thursday, den 16. February 2017 9:02 
9:30
Thursday, den 16. February 2017 9:30 
9:37
Die CFL empfängt die Journalisten im "Centre de conférence", direkt im Bahnhofsgebäude, mit Blick auf die Eingangshalle.
Thursday, den 16. February 2017 9:37 
9:37
Thursday, den 16. February 2017 9:37 
9:49
Rund 20 Journalisten sind heute Morgen erschienen.Sie erwarten sich Aufschlüsse, wie es zu dem verheerenden Unglück kommen konnte. Die beste Informationsquelle wären wohl die Fahrtenschreiber der verunglückten Lokomotiven, doch darauf hat die CFL keinen Zugriff.
Thursday, den 16. February 2017 9:49 
9:51
Dagegen könnte heute bekannt werden, was sich unmittelbar vor dem Zusammenstoß im Stellwerk Bettemburg abgespielt hat.
Thursday, den 16. February 2017 9:51 
9:54
CFL-Direktor Marc Wengler ist eingetroffen.
Thursday, den 16. February 2017 9:54 
9:55
Thursday, den 16. February 2017 9:55 
9:57
Thursday, den 16. February 2017 9:57 
10:00
Das Medieninteresse ist enorm. Alle Medien aus Luxemburg sind vertreten, dazu mehrere Radio- und Fernsehstationen aus Frankreich. Das Unglück geschah nur 1400 Meter von der französischen Grenze entfernt.
Thursday, den 16. February 2017 10:00 
10:02
Die Pressekonferenz beginnt. CFL-Verwaltungsratspräsident Jeannot Waringo spricht.
Thursday, den 16. February 2017 10:02 
10:04
Waringo erklärt, nach dem Unglück von Zoufftgen sei "enorm viel" für die Sicherheit im Eisenbahnnetz getan worden.
Thursday, den 16. February 2017 10:04 
10:05
Umso größer sei die Betroffenheit, wenn dann trotzdem wieder ein Unglück geschehe.
Thursday, den 16. February 2017 10:05 
10:06
CFL-Generaldirektor Marc Wengler hat das Wort.
Thursday, den 16. February 2017 10:06 
10:07
Er erinnert zuerst an den Toten und die Verletzten und bedankt sich bei denRettungsdiensten.
Thursday, den 16. February 2017 10:07 
10:10
Wengler fasst denAblauf des Unglücks zusammen.Hauptgrund sei, dass der Lokomotivführer ein rotes Signal überfahren hat.
Thursday, den 16. February 2017 10:10 
10:12
Erst eine Black Box konnte geborgen werden, und zwar die aus dem hinteren Teil des Personenzugs. Die aus dem vorderen Teil ist noch im demolierten Zug.
Thursday, den 16. February 2017 10:12 
10:14
Die Aufräumarbeiten werden voraussichtlich heute Abend abgeschlossen sein. Am Sonntagabend kann der Zugverkehr auf dieser Strecke wieder aufgenommen werden.
Thursday, den 16. February 2017 10:14 
10:14
Thursday, den 16. February 2017 10:14 
10:16
Wengler erklärt nun das Hilfssystem Crocodile, in Luxemburg in Form von Memor II .
Thursday, den 16. February 2017 10:16 
10:19
Mittlerweile ist das neue System ETCS (gelbe Boxen zwischen den Schienen) überall installiert. 2003 hat die Montage von ETCS begonnen.
Thursday, den 16. February 2017 10:19 
10:22
Alle Triebwagen für den Personenverkehr sind mit ETCS ausgestattet. 26% der Lokomotiven haben das neue System.
Thursday, den 16. February 2017 10:22 
10:27
Technisch wäre es möglich gewesen, bis Thionville zu fahren, doch es fehlte die Genehmigung einer französischen Eisenbahnbehörde.
Thursday, den 16. February 2017 10:27 
10:28
wohlgemerkt: mit ETCS nach Thionville zu fahren.
Thursday, den 16. February 2017 10:28 
10:36
Interessante Frage: das System Memor II hätte eine Notbremsung auslösen müssen, als der Zugführer das Vor- und dann das Hauptsignal überfahren hatte.
Thursday, den 16. February 2017 10:36 
10:36
Der Journalist fragt, warum das nicht passiert ist.
Thursday, den 16. February 2017 10:36 
10:37
Wengler antwortet, es sei heute nicht bekannt, warum keine Vollbremsung ausgelöst wurde.
Thursday, den 16. February 2017 10:37 
10:38
Bei einer Vollbremsung hätte der Zug nach 350 Meter gestanden.
Thursday, den 16. February 2017 10:38 
10:46
Marc Hoffmann, Direktor des Personenverkehrs, erklärt: das System Memor II kann manuell ausgeschaltet werden. Auf der Grenze muss es ausgeschaltet werden, weil in Frankreich mit einem anderen System gefahren wird. Auf Luxemburger Gebiet hätte es nicht ausgeschaltet werden dürfen.
Thursday, den 16. February 2017 10:46 
10:48
Weitere Frage: es war doch extrem unwahrscheinlich, dass die zwei Züge genau auf dem Abschnitt der Einmündung (100 Meter) zusammengestoßen sind.
Thursday, den 16. February 2017 10:48 
10:49
Hoffmann: Ja, das war unwahrscheinlich.
Thursday, den 16. February 2017 10:49 
10:54
Der Lokführer des Personenzugs sei vom Stellwerk nicht kontaktiert worden. Es gab kein Gespräch zwischen Stellwerk und Lokführer.
Thursday, den 16. February 2017 10:54 
10:59
Auf die Frage, ob es oft vorkomme, dass rote Signale in Luxemburg überfahren werden, sagt Hoffmann: Das ist 2016 drei Mal vorgekommen (auf ausdrücklichen Befehl).
Thursday, den 16. February 2017 10:59 
11:05
Hoffmann: Es gibt keine Hinweise auf einen technischen Fehler an der Signalanlage.
Thursday, den 16. February 2017 11:05 
11:12
Jeannot Waringo beendet die Pressekonferenz und verabschiedet die Journalisten.
Thursday, den 16. February 2017 11:12 
 
 


CFL-Verwaltungsratspräsident Jeannot Waringo drückte der Familie des Opfers sein Mitgefühl aus. Der Lokführer ist seit 2001 im Dienst und hatte eine untadelige Karriere, wurde bei der Pressekonferenz bekannt. Waringo wies auf die "enormen Anstrengungen" der CFL für die Sicherheit hin. Seit dem Unglück von Zoufftgen 2006 sei vieles verbessert worden.



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