Carloh bleibt in der Hauptstadt
Carloh bleibt in der Hauptstadt
Der Carsharing-Dienst Carloh wird auch in den kommenden Jahren noch in der Hauptstadt angeboten. Nachdem das Kapital der eigens für dieses Vorhaben gegründeten Gesellschaft „Carsharing Luxembourg“ bereits binnen kurzer Zeit aufgebracht war, stimmte der hauptstädtische Gemeinderat am Freitagnachmittag einer Kapitalerhöhung von 2,86 Millionen Euro zu.
Seit der Einführung des Angebots im Jahre 2015 wurden lediglich 17.000 Fahrten verzeichnet. Das eigentlich für die Dauer von zehn Jahren vorgesehene Kapital in Höhe von 1,5 Millionen Euro war binnen kurzer Zeit aufgebraucht. Die jährlichen Kosten liegen zwischen 500.000 und 600.000 Euro. Und doch glaubt der hauptstädtische Schöffenrat an das Vorhaben: „Wir können das Projekt entweder aufgeben oder müssen investieren“, betonte Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) in diesem Zusammenhang.
Wie er bereits im Februar erklärt hatte, wolle man Carloh noch eine Chance geben, müsse aber noch die Zusage über eine weitere Beteilung der beiden Partner abwarten (das LW berichtete). Bis dato war die Stadt Luxemburg nämlich Hauptinvestor der Gesellschaft und finanzierte den Dienst zu 97 Prozent. Partner waren Cambio – einer der größten Anbieter von Carsharing in Europa – mit einer Beteiligung von einem Prozent und der Automobile Club Luxembourg (ACL) mit zwei Prozent.
Künftig ohne Partner ACL
Fortan sieht diese Konstellation jedoch anders aus: Da der ACL sich zurückgezogen hat, wird die Gesellschaft nun zu 99 Prozent von der Stadt Luxemburg finanziert. Cambio ist weiterhin am Projekt beteiligt.
Derzeit verfügt das Unternehmen über 17 Autos, die hauptsächlich an den Wochenenden genutzt werden. Man habe in der Vergangenheit vor allem Privatpersonen angesprochen, so Goldschmidt. Nun soll auch gezielt Werbung bei Firmen gemacht werden. Zusätzlich sollen die einzelnen Abteilungen der Stadt Luxemburg das Angebot vermehrt nutzen. Gleichzeitig wird die Anzahl der Autos auf 52 aufgestockt, so dass denn auch in sämtlichen Stadtvierteln Stationen verfügbar sind.
Darüber hinaus wollen die Verantwortlichen intensiv daran arbeiten, zusätzliche Abonnenten zu gewinnen. Derzeit liege die Zahl bei circa 630 Mitgliedschaften, 3.000 sollen es in naher Zukunft werden. Bleibt zu bemerken, dass in der Vergangenheit jedoch auch über 400 Personen ihr Abonnement aus unterschiedlichen Gründen gekündigt haben.
Klare Worte hatte Patrick Goldschmidt auch in Bezug auf eine Flex-Station, dem Carsharing-Projekt der CFL in Bonneweg: „Es macht keinen Sinn, wenn in einer Stadt zwei Unternehmen den gleichen Dienst anbieten.“
In einem Treffen mit den Betroffenen will der Mobilitätsschöffe nun klären, wie man sich diesbezüglich organisieren beziehungsweise kooperieren könne.
Nichts, was uns von der vorigen Schöffin erzählt wurde, ist aufgegangen
„Wir müssen nun jenen Karren aus dem Dreck ziehen, welche die vorige Mobilitätsschöffin zu verantworten hat“, betonte unterdessen der Fraktionsvorsitzende der CSV, Maurice Bauer. Als das Projekt vor vier Jahren vorgestellt und überstürzt verabschiedet worden sei, hätten weder eine Risikoanalyse noch ein Businessplan vorgelegen.
Keine Überraschung
„Nichts, was uns von der Schöffin erzählt wurde, ist aufgegangen. Wenn wir heute nicht investieren, ist die Firma pleite“, unterstrich er weiter. Auch wenn keine Gewinne zu erwarten seien, spreche er sich aber für das Carsharing aus, da dieses den Bürgern neue Möglichkeiten zur Fortbewegung biete.
„Mich wundert es nicht, dass wir eine Kapitalerhöhung stimmen müssen, aber die Stadt musste dem Angebot eine Starthilfe geben“, so auch Rat Claude Radoux (DP).
Und: „Dass wir Carloh noch eine Chance geben, aber wir müssen uns ein klares Ziel setzen. Wenn dies nicht klappt, müssen wir uns stark überlegen, ob wir noch Geld darin investieren wollen.“
Am Ende stimmten sämtliche Räte der Kapitalerhöhung zu. Die vorgelegte Motion der Déi Gréng-Fraktion, bei der es vor allem um die bessere Vermarktung des Carloh und die vermehrte Nutzung des Angebots von den Verwaltungen der Stadt Luxemburg ging, wurde unterdessen mit den Nein-Stimmen der DP-CSV-Mehrheit verworfen.
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